Wie wir auf Kalabrien gekommen sind, weiß ich auch nicht mehr. Wahrscheinlich durch eine der "Intelligenz-Zeitungen", mit denen sich Heidi immer versorgt und dann mit unserer Nachbarin tauscht. Die dagegen weiß sofort, wovon die Rede ist: "Aha, Kannibalien, da waren wir auch schon mal". Wir dagegen nicht! Kalabrien bildet den südlichsten Teil des italienischen Stiefels, ist also eigentlich dessen Fuß. Im Internet oder auch herkömmlich auf einer Landkarte findet man u.a. den Ort Pizzo, wo das berühmte Tartuffo Eis erfunden wurde. Wenn man dann im Reisebüro diesen Ort in den Mund nimmt, drückt einem der stets nette Herr Müller sogleich ein Sonderangebot aufs Auge: Garden Resort Calabria, 14 Tage All Inclusive für c.a. 800 EUR p.P. Na gut, buchen wir das mal, ein passender Flug von Hannover nach einem gewissen Zielort Lamezia Terme ist auch verfügbar.
Wenn man sich schließlich - wieder zu Hause - bei Holiday Check genauer über diese Anlage informiert, stehen einem doch alsbald die Nackenhaare zu Berge: da hat es einigen überhaupt nicht gefallen, anderen dagegen doch (so ist es ja immer). Es handelt sich um eine der größten Anlagen in Italien (ca. 590 Zimmer oder Apartments), vor drei Jahren mitten in die Botanik gesetzt und ohne Anbindung an das Umland durch öffentliche Verkehrsmittel. Wir versuchen, noch einmal umzubuchen, das Hotel Rocca Nettuno in Tropea würde sich noch anbieten, aber das käme um 290 EUR p.P. teurer, also finden wir uns in unser Schicksal, man wird schon das beste daraus machen, darin haben wir Übung.
Alles weitere geht planmäßig vor sich: Hund Otto (Beagle) in seine bewährte Pension bringen, wo er ohne Fernsehen, Radio, Bilder an den Wänden oder gar Sofa in einem 3er Kellerzwinger hausen darf. Aber dafür hat er Gesellschaft nebenan, da kann man vor dem Einschlafen noch einen Schnack machen. Herr C., der Otto betreut, bildet auch professionell Hunde aus und lacht sich kaputt, dass Heidi mit dem frisch gewaschenen "Hundebetti" aufwartet. Nachdem wir zu Hause freie Bahn haben, können auch die Koffer gepackt werden, denn wenn Otto irgendwelche Koffer sieht, wird ihm komisch zu mute.
Zum Flughafen Hannover Langenhagen bringt uns ein Zubringerdienst für 30 EUR. Dabei muss ein Stau auf der Autobahn umfahren werden, und man ist froh, dass man das nicht selber machen muss. Nach dem Einchecken besorgt sich Heidi die neuesten Intelligenzzeitungen. Dadurch kann man die Zeit bis zum "Boarding" angenehm mit Sudokus totschlagen. Oder nochmal aufs Klo gehen. Und auch noch zwei Cola besorgen. Damit sind wir schon wieder mal angeschmiert, die darf man nicht in die Sicherheitszone, oder auf Deutsch: Security Area mitnehmen. Da könnte ja Sprengstoff drin sein. Den Kram sollte man dann lieber einem nächstbesten Kind schenken, meint der Sicherheitsbeamte. Das können wir dann doch nicht verantworten, nachher explodiert das arme Kind womöglich? Also trinken wir die Cola noch flugs auf EX, und tatsächlich: man explodiert irgendwie.
Bei dem Sicherheitscheck fallen wir schon wieder auf. Heidi hat ein Sortiment von Kosmetikartikeln, die bei unserem letzten Hotelbesuch in Hamburg hängen geblieben sind, in ihrer Handtasche gebunkert.So geht das natürlich nicht! Die kleinen Fläschchen, Tuben oder was immer müssen in einem verschließbaren Plastiktütchen verstaut sein. So ist die Vorschrift. Ob wir das nicht wüssten? Nein, wissen wir nicht. Kulanterweise bekommen wir eine Zippertüte ausgehändigt, da kann man alles rein tun. Nur die angebrochene Flasche mit Nagellackentferner wird konfisziert, da ist die zulässige Menge überschritten. Vielleicht kann einem mal einer erklären, wo der tiefere Sinn solcher Vorschriften liegt. Die Zippertüte im Handgepäck könnte man ja leicht an Bord wieder öffnen und sich was Explosives zusammen mischen? Aber lassen wir die Scherze, es ist schon zu viel passiert auf der Welt!
In der Dunkelheit heben wir ab, da ist trotz Fensterplatz nicht viel zu beobachten. Zwischendurch fallen wir mit dem Flieger auch mal in ein tiefes Loch. Das fühlt sich an, als wenn man mit dem Fahrstuhl abstürzt. Es kommt trotzdem keine Panik auf, nur einige sich liebende Paare halten Händchen, gemeinsam untergehen und so. Dazu kommt es aber nicht. Schließlich beim Landeanflug nach 2.5 Studen erkennt man beleuchtete Dörfer - nun schon direkt über den Kalabresischen Bergen. Die Landung und alles weitere geht reibungslos, schließlich sind wir gegen 23 Uhr nach kurzer Busfahrt in unserem Quartier angelangt. Nach Empfang der Unterlagen und des AI-Armbändchens an der Rezeption irrt man dann in der Dunkelheit herum, bis man - in unserem Falle - Block B gefunden hat.
Und nun im Stechschritt zur Pizzeria, da soll es noch zu essen und zu trinken geben. Das stimmt sogar. Am Pool findet außerdem noch eine Hochzeit mit mitternächtlichem Feuerwerk statt. Nach dem dritten Bier setzt sich ein Ehepaar vom Nachbartisch zu uns, das sind Kerstin und Klaus, die mit dem gleichen Flug gekommen sind. Als wir das Kennenlernen hinter uns haben und der Kellner irgendwas von "dormire" murmelt, folgen auch wir diesem Vorschlag, 2 Uhr mag es geworden sein. Wir suchen und finden nach einigem hin und her den Block B, wo unsere Koffer mittlerweile vor der Zimmertür eingetroffen sind. Vom Rest der Nacht ist nichts mehr zu berichten.
Sonntag
Auf das Frühstück sowie auf das Buffetangebot ist man natürlich gespannt. Und auf die Wettervorhersage, die im sog. "Meeting Point Calabria" aushängt. Gewitter, Regen, aber auch Sonne sind für die nächsten Tage angesagt. Das Frühstück ist kein Problem. Wenn man es ala "Full Breakfast" gestalten möchte, bieten sich Spiegeleier und Speck an. Tomaten oder Bohnen werden allerdings nur kalt angeboten. Der Toaster Automat würde anderenorts als Antiquität durchgehen. Und an den Kaffee-Automaten muss man womöglich etwas warten, weil die Leute mit den vielen Knöpfen nicht zurecht kommen, oder einer oder mehrere der Geräte nicht funktionieren.
Dann findet bald die übliche Informationsveranstaltung statt, wo zunächst die diversen Einrichtungen der Anlage Garden Resort erklärt werden, die man aber wohl zumeist kaum nutzen wird, wenn man die nur gelben AI-Bändchen hat. Damit sich nämlich auch hier eine Klassengesellschaft bewähren kann, hat man vier AI-Kategorien eingerichtet, die oberste heißt ULTRA. Da kann man dann wohl spät in der Nacht kostenfrei in einer menschenleeren Bar sitzen oder so. Des weiteren werden etliche Ausflugsmöglickeiten vorgestellt, falls man auch mal etwas vom Umland kennen lernen möchte. Auf eigene Faust geht hier nämlich gar nichts, außer man mietet sich ein Auto. Dann aber muss man auf italienisch autofahren können, was vielleicht nicht zur Erholung beiträgt? Ampeln werden z.B. ignoriert, das haben wir von einem Gespräch zwei Strandliegen weiter mitgehört, wo jemand 4 Tage in der Gegend unterwegs war.
Damit sind wir auf den Strand zu sprechen gekommen, den man in 5 Min. durch einen synthetischen Pinienhain erreicht. Das komische Wort synthetisch beruht darauf, dass die Bäume schnurgerade parallel zur Küste in einer Reihe angepflanzt wurden. In den jeweiligen Baumzeilen kann man jeden Tag eine andere Furche ziehen, wenn man Jogger oder Nordic Walker ist. Am Ende des Urlaubs hat man schwerlich alle Baumreihen abgelaufen und auch von Kalabrien und Restitalien nichts gesehen.
Am Strand ist es aber schön, etwas kiesig vielleicht, aber ruhig, sauber und ohne Musik und Rämmidämmi. Am Horizont findet man meistens eine dünne senkrecht aufragende Wolkensäule. Wenn man die Augen gehörig zusammen kneift, kann man auch die Konturen eines Kegels darunter erahnen: und das ist dann der Stromboli, der aktivste Vulkan Europas - wie gesagt wird. Wer es ganz genau wissen will, kann hier nachlesen.
http://141.84.51.10/palmuc/sammlung_geologie/seiten/museum/geoforum/vulkan/Stromboli2.html
Der angrenzende Strand,
der nicht mehr zum Hotelbereich gehört, ist übrigens alles andere als
sauber. Da liegen Flaschen und reichlich Plastikmüll herum, und man
wundert sich, dass dagegen nichts unternommen wird. Es wäre gar nicht
soviel Aufwand nötig, ein paar Leute und ein Pickup Transporter
vielleicht.
Trotzdem huschen dort massenhaft kleine braune Eidechsen herum, ein
sehr viel schöneres
Exemplar lernen wir allerdings auf unserer Balkonbrüstung kennen. Da
lässt sich sogar in aller Ruhe ein Foto von dem kleinen Sonnenanbeter
machen.
Für heute begnügen wir uns mit dem Pool, davon gibt es zwei. Der eine ist ruhiger, und den ziehen wir vor, damit man in Ruhe ein Buch lesen kann. An der anderen - größeren Poolanlage wird ständig vielsprachig bis maximal zehn gezählt (Une, due, tri, quattro... oder so), da findet dann gerade die Wassergymnastik statt. Für heute spielt das Wetter noch nicht so ganz mit, zwischendurch müssen wir uns vor einem heftigen Gewitter in unser nahes Zimmer verziehen. Die Dachrinnen laufen bei einem heftigen Regenguss über. Danach scheint wieder die Sonne und man kann sich nochmal für eine halbe Stunde dem Braunwerdekult widmen.
Schließlich verlebt man den ersten Abend unter Gewittergrollen mit dem Abendbuffet und dem einen oder anderen Rotwein oder Bier. Vielleicht schleppt man mal eine oder zwei Karaffen Rotwein aufs Zimmer ab, damit man auch mal gemütlich auf dem Balkon sitzen kann.
Montag: Fahrt nach Pizzo
Da es keinerlei öffentliche Verkehrsmittel gibt, außer der Küsteneisenbahn, die aber in dieser Gegend keinen Bahnhof besitzt, bietet die Hotelanlage listigerweise einen Shuttle Dienst an, der vormittags und nachmittags die 8 km entfernte Stadt Pizzo anfährt. Da muss man sich rechtzeitig anmelden und es kostet mal eben 5 EUR p.P. Wir erwischen die Nachmittagstour. Die beginnt lustig. Ich probiere gerade die Schaltknöpfe aus, die seitlich an den Bussitzen angebracht sind, und kippe auch schon prompt mit der Rücklehne nach hinten. Heidi bekommt einen Lachanfall, wohl weniger wegen des Kippens als über meinen verdatterten Gesichtsausdruck dabei. Für den weiteren Urlaub habe ich mir damit ein Verbot eingehandelt, irgendwelche Schalter an Bussitzplätzen zu betätigen. Nach etwa 20 Minuten ist man schon in der Stadt Pizzo und strömt mit der Gästeschar stadtwärts. Man kann sich gut an den Mitstreitern orientieren, denn die haben fast alle gelbe Armbänder. Nur einige haben rote, grüne, blaue oder so, und die sind dann etwas besseres.
Nun gut, das Ortsbild von Pizzo bietet einem das, was man sich unter Süditalien vorstellt. Da hängen Wäschestücke zum Trocknen von den Balkons, enge Gassen und Treppen führen links bergauf und rechts bergab. Die Gebäude sind gepflegt, ab und zu gibt es aber auch einen Palazzo, der sicher schon bessere Zeiten gesehen hat. Wir wandern eine malerische Sraße (San Francesco Corso) hinunter, dort sind kleine Geschäfte, sogar ein Handwerker ist beschäftigt, metallene Schmuck- und Gebrauchsstücke herzustellen und zu verkaufen. Dann ist man schon auf der Piazza della Repubblica. Da sind genügend Restaurants zugange, die einem das berühmte hier erfundene Tartuffo Eis reindrücken wollen.
Aber erstmal laufen wir um das Kastell herum, das von dem Namen Gioacchino Murat, geprägt ist. Der war ein Schwager Napoleons und König von Neapel, und der wurde im Jahre 1815 hier hingerichtet, als es in Süditalien gelang, sich von der französischen Vorherrschaft zu befreien. Wenn man daszugehörige Museum näher besichtigen will, womöglich das letzte Hemd jenes Herrn oder so, dann kostet das Eintritt. Deswegen lassen wir uns doch lieber auf ein Tartuffo Eis nieder.
Das Original dieser Eisspezialität besteht aus reiner Schokolade mit Nougat und anderen süßen Scheußlichkeiten, Kalorienbombe, heißt es. Es gibt auch eine weiße Version, die in Nussschnitzeln gewälzt serviert wird. Die kann man essen. Heid trinkt lieber einen Campari Orange. Nachdem ich mir die Nussschnitzel aus den Zähnen gepolkt habe, können wir weiter sehen, was man hier noch so unternehmen kann. So bummeln wir langsam wieder in Richtung Busplatz, wo wir um 19 Uhr wieder abgeholt werden. Da treffen sich allmählich mehr und mehr Mitfahrer, die auch nicht wissen, was sie mit der verbliebenen Zeit anfangen sollen.
Aber hier oben ist eine Aussichtsplattform, von wo aus man einen schönen Sonnenuntergang beobachten kann. Außerdem zeigt sich der Stromboli im Abendlicht einigermaßen sichtbar. Man kann sogar ein Foto machen, sicher gibt es schönere Bilder von diesem Vulkan. Nebenan ist auch die Kirche Chiesa di Rocco Francesco di Paola, 1579, die man noch kurz besichtigen kann. Es gibt dort wieder Kirchenbesucher, die in tiefster Frömmigkeit die Hände oder Füße der Heiligenstandbilder berühren und dadurch geheimnisvolle Kräfte aufnehmen oder sowas.
Dann kommt auch bald der Bus und alle können schließlich dem Abendbuffet zustreben.
Cap Vaticano und Tropea
Am Mittwoch machen wir für 19 EUR schon die nächste Tour mit. Der Fuß des italienischen Stiefels hat nämlich eine Art Überbein auf dem Rist, und die Spitze dieses Höckers heißt Cap Vaticano. Die Stadt Tropea dagegen wird die Perle Kalabriens genannt, also muss man auch diese gesehen haben. An diesem Tag fahren sogar zwei Busse, weil der Andrang groß ist. Unser Reiseführer heißt Massimo, und mit dem haben wir eine gute Wahl getroffen. Er erzählt, er habe ein paar Jahre in Tuttlingen eine Pizzeria betrieben, "aber am Schluss war pleite", wie er sagt. Er ist aber sehr verbunden mit seiner Heimat Kalbrien und kann viel erzählen. Wenn er die Ortsnamen der Gegend mit der nötigen italienischen Artikulation ausspricht, klingt das wie Musik.
Über den Namen Cap Vaticano tischt er uns eine abenteuerliche Geschichte auf. Zuerst zitieren wir aber lieber den Reiseführer (Dumont):
Die Namensgebung geht vermutlich auf die vati (Propheten), die an diesem exponierten Punkt gelebt und den Seefahrern ihre Zukunft geweissagt haben sollen. ... Das Kap gilt als das schönste Küstengebiet Kalabriens und bietet faszinierende atemberaubende Ausblicke auf das Meer, die Klippen und Buchten.
Die andere Geschichte geht so: in grauer Vorzeit gab es in dieser Gegend sehr viele herrenlose Hunde, die Krankheiten und Infektionen verbreiteten. Da hat man sich eines Tages aufgerafft, und die streunenden Hunde abgeschlachtet. Und das Wort Vaticano habe im Italienischen etwas mit Schlachten zu tun. Leider lässt sich das aus den einschlägigen Wörterbüchern nicht bestätigen.
Es wird aber auch viel über Land und Leute, die Vegetation und Landwirtschaftsprodukte erzählt. Hin und wieder sieht man auch Leute, die ihre Zwiebelfelder (die "Rote Zwiebel von Tropea") bestellen. Eine andere Frucht der Gegend ist die Bergamotte. Dazu steht bei Wikipedia:
Die Bergamotte wird nur entlang eines schmalen, etwa einhundert Kilometer langen Küstenstreifens zwischen dem Ionischen und dem Tyrrhenischen Meer in Kalabrien, von Villa San Giovanni bis nach Gioiosa Jonica angebaut. Einzelne Pflanzen können zu Zierzwecken aber in allen immerwarmen Gebieten dieser Erde angepflanzt werden.
Das Innere der Bergamotte ist sehr ähnlich zur Mandarine. Man verwendet diese Frucht aber auch für kosmetische und medizinische Zwecke, und natürlich stellt man auch einen Schnaps daraus her. Der gute Massimo muss nun auch noch über seine Schwiegermutter herziehen. Die sei zwar klein, aber wachsam wie ein Carabinieri. "Kennt Kontostand, weiß alles. Ist nicht nur klein aber auch breit. Sieht aus wie Waschmaschine. Nur das Problem: Töchter werden wie die Mütter".
Bei derlei Kurzweil sind wir inzwischen am Cap Vaticano angelangt und bekommen 45 Minuten Ausgehzeit. Dazu geht man auf einem schmalen Pfad, gesäumt von üppigen Feigenkaktusstauden (Achtung, die pieken), bis zum Leuchtturm, von wo aus man einen besonders schönen Ausblick hat. Man sieht einige der Liparischen Inseln, auch den Stromboli. Unterhalb liegen wilde Klippen, und im Süden kann man schon die Küste von Sizilien ausmachen. Aber es zieht ein Unwetter herauf. Als alle Fotos noch bei Sonnenschein gemacht sind und wir vereint wieder im Bus sind, entkommen wir der Wetterfront in Richtung Tropea.
Dort passiert man das eingangs erwähnte Hotel Rocca Nettuno, das sei das bekannteste Hotel Kalabriens. Vielleicht weil es dort einen Fahrstuhl gibt, der vom Hotel durch die Klippen hinunter an den Strand führt. Die Lage ist trotzdem nicht so ideal, wenn man mal eben knapp einen Kilometer auf verkehrsreicher Straße auf einen Bummel in das Stadtzentrum von Tropea spazieren will. Soweit wir das aus dieser Perspektive beurteilen können.
Unser Massimo bietet ein Führung in Tropea an, die sei aber freiwillig. Natürlich lässt man sich das nicht entgehen. Nun liegt die Hauptattraktion dieser Stadt bereits direkt vor unseren Augen. Das ist die Kirche Santa Maria dell'Isola, die sogar das Titelbild des Dumont Reiseführers ziert. Zur Zeit ist die ganze Geschichte aber nicht zugänglich, weil einige Höhlen im brüchigen Untergrund die Standfestigkeit bedrohen. Da muss wohl erst einiges armiert, saniert und betoniert werden. Nun werden wir auf eine andere - auch baulich bedingte - Eigenart hingewiesen. Die Hausfassaden haben zuweilen eigenartige rechteckige Löcher in regelmäßigen Abständen. Die dienen dazu, Gerüste anzubringen, falls Restaurationsarbeiten notwendig werden. Man schiebt dann Balken in die Löcher und legt einfach Bretter darüber.
Nun erreichen wir die Kathedrale, und die ist sogar geöffnet für eine Besichtigung. Gleich am Eingang befindet sich eine Bombe. "Ist Sprengstoff rausgenommen", das beruhigt! Diese amerikanische Fliegerbombe ist im letzten Krieg auf Tropea niedergegangen, ist aber nicht detoniert und hat dabei keine Schäden verursacht. Und das liegt eindeutig an der berühmten Madonna di Romania, eine Ikone aus dem Jahr 1330 über der Hauptapsis. Sie ist die Schutzpatronin dieser Stadt. Auch dazu gibt es eine Geschichte:
Als dazumal ein rumänisches Schiff mit dem Bildnis der Madonna an Bord im Hafen von Tropea geankert hatte, träumte nächtens dem derzeitigen Bischoff der Stadt, dass diese Madonna bleiben möchte, um die Schutzpatronin zu werden. Als am nächsten Tag das rumänische Schiff wieder ablegen sollte, ließen sich die Anlegetaue nicht lösen. Nachdem der Bischoff zu Hilfe kam und man das Ikonenbild wunschgemäß der Stadt vermacht hatte, konnte das Schiff nun auf einmal unbehelligt seine Fahrt antreten.
Im Reiseführer steht dazu:
Als sich im Jahr 1638
während
einer Prozession zum Lobpreis dieser Madonna ein Erdbeben ereignete,
kam es in den umliegenden Orten zu schlimmen Zerstörungen, während
Tropea verschont blieb. Für diese Abwendung des Unglücks wird die
Schutzpatronin bis heute hoch verehrt.
Um diesen Bildungsabschnitt abzuschließen: in einer Seitennische befindet sich noch das "Schwarze Kruzifix" von 1550, das aus Spanien stammt und seinen Namen dem dunklen Holz des Kreuzes verdankt.
Aufatmend betreten wir wieder das Freie, um uns nun in die steinernen Masken über einigen Hauseingängen einweisen zu lassen. Diese Masken dienen der Abwehr des neidischen Blicks, der bösen Geister oder auch vor den Schwiegermüttern, wie jemand scherzhaft einwirft. Endlich finden wir vor einem Cafe einen Platz, mit Tartuffo Eis natürlich - wer es noch nicht über hat. Nebenan ist ein Geschäft mit Keramikartikeln, da kann man Abbilder dieser Hausmasken erwerben. Na dann eine für unsere Haustür, und für die Kinder und die Kannibalien-Nachbarin, die zu Hause die Blumen gießt, auch gleich noch ein paar mehr.
Abschließend wird uns in Tropea eine Probe von Verköstigungen diverser Kalabresischer Spezialitäten offeriert. Da werden in einem Feinkostladen Olivenöl (kalt gepresst), Gewürze, Pestos, Käse, Salami usw. gereicht. Am Schluss ein Gläschen Zitronenschnaps. Das schmeckt alles gut, aber es sind ja nur Probehäppchen. Einige kaufen aber auch etwas zum Mitnehmen ein, und das war ja wohl auch der Sinn der Sache.
Machen wir uns auf die Rückfahrt, es ist für heute schon dunkel. Da hat unser lieber Massimo noch einen Trumpf im Ärmel. Es wird gemeinsam ein original kalabresisches Lied eingeübt, dem beliebtesten überhaupt. Und das heißt Calabrisella Mia! Man mag skeptisch sein, wie man mit dem Text zurecht kommt, aber dazu wird ein Blättchen mit dem italienischen oder gar kalabresischem Text verteilt. Und das Lied wird zunächst von einer CD abgespielt. Die Melodie geht ins Ohr. Einige singen schon mit, die waren wohl auf der letzten Fahrt schon dabei. Es handelt sich um ein Liebeslied, wo sich ein Bursche in eine Calabrisella verliebt, die gerade mit Wäschewaschen beschäftigt ist.
Der Refrain (etwas gekürzt) geht so:
Calabrisella mia - Oili OilaNachdem das mit dem Mitsingen hervorragend geklappt hat, Massimo singt natürlich per Mikrofon vor, bekommt man die Melodie gar nicht mehr aus dem Kopf. Und wenn dann in unserer Anlage mal ein kalabresischer Abend mit Lifemusik stattfindet, steht dieses Lied an erster Stelle. Und alle Gäste singen mit, die die entsprechenden Lektionen mitgemacht haben. Und am letzten Tag haben wir noch eine CD ergattert, mit deren Hilfe wir dieses Lied nicht vergessen werden.
Im Bus sind wir noch nicht fertig: es werden noch die Farben der Schürzen erklärt, die die kalabresischen Mädchen und Frauen in den abgelegeneren Orten immer noch tragen. "Das ist wie bei Verkehrsampel, grün sucht Mann, freie Fahrt. Rot ist verheiratet, also Stopp". Schwarz tragen die Witwen. Violett die Frauen, die überhaupt keinen Mann wollen. Und weiß die Mädchen und Jungfrauen. Fragt man sich, wie lange unsere besungene Calabrisella noch eine weiße Schürze tragen durfte? Es folgen noch ein paar Witze über die Carabinieri (immer zu zweit im Einsatz: einer kann lesen und einer kann schreiben).
Man kann sagen, dass uns die Rückfahrt alles andere als gelangweilt hat. Da bekommt Massimo natürlich von allen ein ordentliches Trinkgeld, man verabschiedet sich begeistert, und danach strebt man eilig dem Abendbuffet zu.
Wie man die Zukunft voraussagt
In einer solchen Anlage wie dem Garden Resort kann man sich den ganzen Tag an alkoholischen Getränken laben: Bier, Prosecco, schließlich Grappa, Whisky usw. Zum Glück sind aber fast alle Gäste sehr diszipliert in dieser Angelegenheit. Falls doch nicht, so fällt das durch lautstarkes Gelächter auf, wo man es sich wohl ergehen lässt. Ein Herr aus einem der Alpenländer und einer Stadt, die an der Donau liegt - aber nicht Wien -, lässt da wohl nichts anbrennen, obwohl er sich auf Hochtszeitsreise zu befinden scheint, wie gemunkelt wird. Zum Volleyball soll er schon nicht mehr zugelassen sein, heißt es.
Am Strand ist jener Herr jedenfalls heute hyperaktiv - es ist sein
letzter Tag, und bestimmt durch
sein Gelächter - aus welchen Gründen auch immer - den akkustischen
Hintergrund. Dann geht es aber erstmal auf die Toilette, dann duschen
und nass wie man ist, die nächsten Leute anquatschen. "I had a dream.."
(AbbA) summt er vor sich hin: "Ich kann die Zukunft vorraussagen,
kostet 5 EURo". Die ebenfalls aus besagtem Alpenland stammende Dame am
Tisch
der Strandbar ist schlagfertig: "Morgen sind wir abgehoben". "Da haben
sie recht, morgen sind wir abgehoben!". Das liegt daran, dass am
nächsten Morgen ein Flieger mit den meistens nur eine Woche weilenden
Gästen nach Wien abheben wird.
"Wenn er so weiter macht, wird er das nicht mehr genießen" ist die Äußerung der weitsichtigen Dame. Und damit hat sie recht und damit die Zukunft richtig vorher gesagt. Denn am Abend nach dem Buffet erscheint mit Blaulicht der Notdienst und transportiert diskret einen gefallenen Herrn unter einer Thermodecke wohl in das nächste Krankenhaus. "Das war der Alpenländler" wird gemunkelt , und wenn es so war, wird seine Zukunft am nächsten Tag nicht gerade "abgehoben" begonnen haben. Näheres können wir leider nicht berichten, obwohl man ja immer neugierig ist. Auch ein Herr mit einem Kaiser Wilhelm Bart - er kommt aus Mannheim oder so -, weiß vieles aber in diesem Fall auch nichts näheres.
Sizilien und TaorminaDiese Ganztagesfahrt am Dienstag der 2. Woche ist etwas teurer mit 48 EUR p.P., aber Heidi hatte am Sonntag zuvor Geburtstag, und mangels anderer Überraschungen oder gar Geschenken muss man schon mal was springen lassen. Die Fahrt beginnt morgens um 7 Uhr. Deswegen ist es besser, an der Rezeption einen telefonischen Weckdienst auf 6 Uhr morgens zu bestellen, falls man am Abend zuvor noch die eine oder ander Karaffe Rotwein auf dem Balkon genießen möchte. Prompt liegen wir in tiefem Schlaf, als uns das Telefon rausklingelt.
Ein eiliges Frühstück, das ab 6 Uhr eingenommen werden kann, und dann zum bereitstehenen Bus. Wo uns - wer mag es wohl sein - unser lieber Massimo in Empfang nimmt. Er kennt uns sogar noch vom letzten Mittwoch. Das ist ja nicht so einfach, wenn man im Laufe einer Saison hunderte oder gar mehr an Gästen durchschleust. Heute fahren wir über die Autobahn, die abenteuerlich geführt ist. "Einzige Autobahn in Italien ohne Gebühren, weil immer Baustelle". Ein Erdbeben würde man dieser Strecke auch nicht wünschen. Es ist eine der höchsten Autobahnbrücken der Welt dabei mit 250 m Luft darunter, wie es heißt. Deswegen sitze ich heute ausnahmsweise mal am Fenster, damit Heidi nicht das Grausen bekommt. Viele Tunnel sind noch im Bau, da stehen sogar einige dieser Tunnelfräsmaschinen herum. Warum die Arbeiten so lange dauern, erklärt uns Massimo ganz einfach: würde man schneller arbeiten, wäre man auch schneller arbeitslos.
Zwei Orte sind gut von der Autobahn sichtbar. Der eine heißt - glaube ich - Seminara und ist berühmt durch seine Keramikprodukte. Es würden auch gläserne Flaschen in Gestalt unbekleideter Menschen produziert und nach ganz Italien oder sogar in die ganze Welt exportiert. Welchen Inhalt man für die Flaschen verwendet, ist mir nicht mehr erinnerlich, sicher nicht gerade Wasser. Der Name des anderen Ortes kommt bereits bei Homer in der Odyssee vor und das ist Scilla (Scylla und Charybdis = Meerungeheuer). Dazu gibt es eine sehr interessante Internetseite über die wissenschaftlich untersuchten geografischen und mythologischen Hintergründe der Odyssee:
http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=odyssee
Demnach war die Scilla womöglich ein überdimensionaler Krake (Oktupus) von riesigem Ausmaß und die Charybdis einer oder mehrere Strudel, wie sie hier strömungsbedingt zwischen Thyrrenischem und Ionischen Meer in der Straße von Messina auftreten
Der Ort Scilla soll von oben gesehen die Gestalt eines Adlers haben. Wer es nicht glaubt, kann bei Google Maps einmal nachsehen. Die Küstenlinie bildet die ausgebreiteten Schwingen, der Ort den Körper, die vorgelagerte Halbinsel den Kopf, das Kastell das Auge und die Hafenmole den Schnabel. Ein weiteres Merkmal dieser Stadt sind die in das Wasser gebauten Fischerhäuser, woher sich die Bezeichnung Klein Venedig herleitet.(Klein Venedig kennt man auch in Colmar, Elsass, oder in unserem Nachbarort Wolfenbüttel).
Inzwischen sind wir an der Straße von Messina und der Stadt Villa San Giovanni angelangt. Da stehen auf beiden Seiten der Meerenge rotweiße Hochspannungsmasten, die einstmals Sizilien vom Festland aus mit Strom versorgten. Inzwischen versorgt sich Sizilien selbst mit Elektrizität. Genau an dieser Stelle wollte man eine 3000 m lange Hängebrücke bauen. Das Projekt hat sich bis heute aus politischen und finanziellen (Hinter-) Gründen nicht verwirklichen lassen.
Stattdessen herrscht ein reger Fährverkehr hinüber nach Messina. Und wir haben Glück, es gibt keine Wartezeit und unsere Fähre läuft bereits den Anlegeplatz an. Nun kann man sich wieder über einen verdatterten Herrn amüsieren, der ahnungslos die Landschaft fotografiert, während sich der Bus mit geschlossenen Türen anschickt, auf die Fähre zu rollen. Da läuft dieser verdatterte Herr aufgeregt neben dem Bus her, bis er endlich erlöst und eingelassen wird. Aufatmend nehme ich neben meiner Gattin Platz. Damit kennt einen jeder im Bus. "Es gibt ja auch hübsche Calabrisellas" wurde im Bus per Mikrofon verkündet, falls man verschütt gegangen wäre. Oili, Oila!
Während wir mit der Fähre die Meerenge nach Messina überqueren, gleitet majestätisch ein Kreuzfahrtschiff vorbei. Das ist die "Brilliance of the Seas", gebaut von der Meyerwerft Papenburg/Ems. Der können Scylla und Charybdis überhaupt nichts anhaben. Das ist auch gut so, denn auf dieses Schiff passen bis zu 2000 Passagiere drauf, und die wollen auch - wie wir - nach Taormina. (Darf ich an die blaue Reise erinnern, die wir im Frühjahr gemacht haben? Da waren wir 12 Passagiere!!!) Vor Taormina kann man aber heute wegen zu starken Seegangs nicht ausbooten. So müssen die 2000 Leute mit Messina vorlieb nehmen. Vorteil für uns! Nachteil: um den Aetna herum ist eine trübe Wetterlage, und so werden wir diesen über 3000 m hohen Vulkan nicht zu Gesicht bekommen.
Von Messina fahren wir die Küstenautobahn nach Süden. Die Landschaft in Richtung des Landesinneren bilden grüne und gefaltete Berge. Die Feigenkakteen scheinen sich hier sehr wohl zu fühlen und wachsen wie Unkraut. Deren schmackhafte Früchte sind schwer zu ernten, wenn man sich nicht gerne pieken lässt. Daher geschieht das mit geeigneten Maschinen. Wenn man es auf eigene Faust versuchen will, soll man eine Dose mit einem Loch im Boden an einem langen Stock befestigen und damit die Früchte abzwicken. Aber auch die pieken noch und müssen sorgfältig ausgepult werden, bevor sie zum Essen geeignet sind.Die Früchte der Opuntie sind saftig und stillen hervorragend den Durst. Das korallfarbene oder rote Fruchtfleisch mit seinen kleinen, dunklen, essbaren Kernen ist leicht säuerlich und hat ein blumiges Aroma. Vor allem als Frischobst, zur Saft- und Marmeladenherstellung eignen sich die exotischen Früchte. (aus dem Internet)
Taormina liegt oben an einem Berghang und zu Füßen des Aetna. Unten ist verkehrsgünstiger gelegen ein großes Parkzentrum für Busse und Pkws, Lumbi genannt. Von dort wird man mit einem Shuttlebus nach oben gekarrt. Unsere Reiseführung wird jetzt von einer Dame übernommen, die aus Deutschland stammt aber nun hier zu Hause ist. In Italien gibt es ein strenges Gesetz, dass die Reiseführer nur in ihrer jeweiligen Region tätig sein dürfen. Unser Massimo ist daher nun für eine Weile von seinen Pflichten entbunden. Also folgen wir der Dame, die uns mit einem erhobenen Schirm vorangeht. Vor ein paar Minuten hat es allerdings auch noch geregnet, deswegen können wir den Aetna nur auf Ansichtskarten bestaunen, ansonsten hüllt er sich heute in Wolken ein. Näheres zum Aetna erfährt man hier:
http://141.84.51.10/palmuc/sammlung_geologie/seiten/museum/geoforum/vulkan/Aetna.html
Man wandert nun auf der Via Teatro Greco entlang zwischen nicht enden wollenden Souvernirläden bergwärts zu dem berühmten Amphitheater von Taormina. Das kostet zwar Eintritt (6 EUR), aber dafür bekommt man eine sehr informative Lehrstunde. Das Theater wurde wohl von den Griechen angelegt, wobei man die umgebende Landschaft einschließlich des Aetnagipfels als Hintergrundkulisse integrieren konnte. Später kamen die Römer und haben hier Gladiatorenkämpfe veranstaltet, da mag so mancher sein Leben angesichts einer schönen Landschaftsaussicht ausgehaucht haben. Später war dann auch Goethe mal da, per Schiff von Neapel kommend, und der fand das alles prima und klasse bzw. klassisch. Dann sei einmal ein deutscher Kunstmaler gekommen und habe das alles auf die Leinwand gebannt. Zurück im lausigen Nordeuropa habe ihm niemand geglaubt, dass es derartig liebliche Ansichten in Wirklichkeit geben könnte. Daraufhin hat dieser Maler eine Gesellschaftsreise nach Taormina organisiert und damit den Tourismus in dieser Region begründet. Ein altehrwürdiges Hotel zu Füßen des Theaters zeugt heute noch von dieser Zeit.Inzwischen sind wir die eine oder andere Etage der Theaterränge empor geklettert. Als Heidi einmal einen Blick zurück wirft, wird ihr klar, dass sich eine gähnende Tiefe hinter ihr aufgetan hat. Wie soll man da nur wieder runter kommen? Zum Glück gibt es ein Geländer, da kann man sich dran festhalten anstatt auf allen Vieren zurück zu krabbeln. Einer weiteren Dame geht es ähnlich, die ist auch ganz blass um die Nase. Derweilen turnen wir anderen bereits auf den höchsten Theaterrängen herum und genießen die atemberaubenden Ausblicke auf die Küstenszenerie. Tief unten ist ein brauner Sporn, der in die Brandung hineinragt. Das sei ein ehemaliger Ausfluss eines Lavastroms vom Aetna herunter, wird berichtet. Da hat man jetzt eine Hotelanlage darauf gesetzt, vielleicht schön warm von unten?
Nun muss ich endlich meine Gattin erlösen, bevor sie einem feurigen Sizilianer in die Fänge gerät. Auf dem Weg zurück auf der Souvernirstraße kann man noch einmal das Symbolbild für Sizilien (Triskele) studieren. Die drei Beine symbolisieren die drei Eckpunkte der Insel.
Aus Wikipedia:
Die Triskele zeigt in Form eines gleichseitigen Dreiecks drei laufende Beine und ist ein uraltes Symbol für die Sonne oder den Lebensweg....
Zusammen mit einem Kopf in der Mitte nannte man das Symbol Trinacria und der Begriff wurde zum früheren Namen Siziliens, der Insel mit den drei Eckpunkten. Abbildungen der Trinacria gibt es seit der Antike. Eine der ältesten ist in Tindari als Bodenmosaik zu sehen, eine der schönsten an einem Felsen im Park Villa Giulia in Palermo .
Der Kopf in der Mitte stellte zuerst das Haupt der Medusa, einer Gestalt mit Schlangenhaaren aus der griechischen Mythologie dar. In späteren Versionen wurde der Kopf der Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus, abgebildet. Die Weizenähren symbolisierten Fruchtbarkeit, die Flügel erinnerten an Hermes, den Götterboten .
Die Trinacria mit dem Kopf in der Mitte ist noch heute typisches Symbol für Sizilien und überall auf der Insel zu sehen. Sie ziert nicht nur die Flagge, sondern wird als Schmuckstück aus Gold oder Silber, als Wandschmuck aus Ton oder Holz gefertigt.
Die Touristeninformation befindet sich im Palazzo Corvaja. Da ist eine Kolonne von Ritterfiguren und mittelalterlichen Gestalten sowie eine mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Kutsche ausgestellt. Wir wandeln nun aber auf dem Corso Umberto dahin, wie es alle tun. Diese Touristenmeile beginnt an der Porta Messina, an der Piazza 9 Aprile befindet sich ein mittleres Tor und an der Porta Catania ist dann die Welt so gut wie zuende. Da geht es dann wohl direkt zum Aetna weiter. Also wieder zurück auf der Touristenmeile und noch einmal hin und einmal her, bis man die Zeit bis zur Abfahrt des Busses herum gebracht hat.
Man kann zu Fuß zum Parkplatz Lumbi hinunterwandeln. Das ist zwar gut ausgeschildert aber nicht so recht malerisch. Eine Art Treppenturm hinab steigend landet man auf einem riesigen Parkdeck und im Parkhaus führen weitere Treppen hinunter.
Nachdem sich alle Busgäste pünktlich wieder eingefunden haben, kann die Rückfahrt angetreten werden, die ohne weitere Verzögerungen an der Fähre usw. zügig verläuft. In der Hauptsaison kann das ganz anders ablaufen, da kann man womöglich drei Stunden auf die Fährüberfahrt warten. Massimo sorgt im Bus für allerlei Kurzweil, natürlich auch wieder mit Calabrisella mia - dieses Lied kennen wir nun ja schon gut und andere sangesstarke Busgäste kennen es auch, wie man hört.
Punkt 18 Uhr sind wir wieder im Garden Resort angelangt und können dem Abendbuffet zustreben.
Donnerstag, eine Radtour nach Filadelfia
Man hatte sich natürlich am sog. Sportzentrum schon vorher erkundigt, wie das mit dem Radfahren hier aussieht. Ein Mountainbike kostet 15 EUR am Tag, das ist nicht ganz billig. Geeignete Karten der Gegend sind nicht verfügbar, da muss man geeignete Touren schon selbst herausfinden. Daher werden geführte Radtouren angeboten, die sind kaum teurer als die Tagesmiete für ein Rad. Die Tour nach Pizzo muss man nicht mitmachen, wenn man schon mal da war und dort ein Tartuffo Eis gegessen hat. Es gibt aber auch eine anspruchsvolle Tour, die führt knapp 600 Höhenmeter hinauf in das Bergdorf Filadelfia, wo Donnerstags Markttag ist. Nur für geübte Fahrer! Für den halte ich mich schließlich schon, nach all den Jahren.Nachdem am Sprortzentrum die Tennisplätze vergeben sind und die Nordic Walker sich geeinigt haben, wie man auch mit einer neuen Hüfte über die Strecke kommt, versammeln sich auch die Mountainbiker. Das sind nur vier an der Zahl. "Mehr als acht waren wir sowieso nie" heißt es. Das kann ja heiter werden! Der einzige Gast außer mir ist Michael aus München. Geführt werden wir von Roman, einem der Animateure. Ein anderer Animateur - der ist DJ (Disc Jockey) - fährt auch noch mit, um sich mal wieder fit zu machen.
Sturzhelme auf und schließlich sausen wir los. Am Pinienwäldchen
muss
Heidi auf dem Weg zu einem geruhsamen Strandaufenthalt zur Seite
springen, damit wir vorbei brettern können. Dann geht es längs durch
eine der Baumreihen, über einen Sprunghügel und dann eine asphaltierte
Eukalyptusallee entlang. Nach Passieren der Küstenstraße, Eisenbahn und
Autobahn sind wir in der Botanik angelangt. Da geht es schon zu Sache:
eine kurze 15 %-Steigung. Die anderen drei kurbeln da mühelos hoch,
aber ich muss
nach den ersten Metern schieben - welche Schmach! Aber der Kreislauf
gibt das einfach nicht her. Womöglich bzw. sicherlich bin ich doppelt
so alt, wie die anderen drei. Aber noch nicht so alt, wie die drei
zusammen! Hier könnte
man ja mal ausrechen, wann das der Fall gewesen sein könnte, wenn ich -
mal angenommen - über 60 wäre und die Mitstreiter zwischen 20 und 30
Jahre alt sein mögen.
Als wir wieder versammelt sind, ich noch keuchend, stellt sich heraus: Roman ist aktiver Marathonläufer und Freeclimber, sogar an den Klippen unseres heimatlichen Iths war er schon zugange. Der Ith ist neben dem Elm ein norddeutsches Mittelgebirge mit nur drei Buchstaben, daher aus Kreuzworträtseln bekannt. Michael aus München ist dagegen in den Alpen zu Hause, Militärpisten am Gardasee und so. Den Namen des DJ habe ich leider nicht parat, aber der hat sportlich auch nichts zu verbergen.
Nun fahren wir auf dem gerade erklommenen Plateau mit schöner Aussicht dahin. Es zeigt sich ein weiterer Nachteil einer Gruppenunternehmung. Man kann nicht einfach anhalten, um zu fotografieren, weil dadurch alle anderen warten müssten. Vor uns oben auf dem Hang liegt das Dorf Montesoro, da geht es nun erstmal hinauf. Natürlich fahren die anderen voraus, während ich mein eigenes Schneckentempo einhalten muss. Am Straßenrand werden gerade Oliven geerntet. Da werden Netze auf dem Boden ausgelegt und die Oliven mit einer langen Bambusstange von den Bäumen geklopft. Leider kann ich mir nicht die Zeit nehmen, ein Foto zu machen.
Als ich so zwei drittel oben bin kommt mir Roman wieder entgegen, um nach dem Rechten zu schauen. So sind wir gemeinsam nach einiger Zeit dann wieder vereint. Hier ist ein Aussichtspunkt und man kann endlich ein paar Fotos machen. Es geht weiter, zunächst eben, und dann kommt der Anstieg nach Filadelfia. Das geht zu wie gehabt, ich zockele hinterher. Vorbei an Esskastanien, die auf der Erde liegen, oder hübschen wilden Alpenveilchen. Aber ich darf ja nicht aus dem Tritt kommen. Wieder lotst Roman mich die letzten Serpentinen hinauf.
Am Ortseinganag von Filadelfia ist eine Quelle, aus drei Rohren fließt das köstliche Nass. Da kann man sich erfrischen. Das Wasser scheint sehr beliebt zu sein, denn es fährt ein Auto nach dem anderen vor und man füllt große Plastikkannister ab. Ein paar hundert Meter weiter erreichen wir dann den Wochenmarkt. Der ist aber leider fast schon zuende und man baut die Stände bereits ab. Der Markt wird ausschließlich von der einheimischen Bevölkerung besucht, weil er noch nicht vom Tourismus beeinflusst ist und daher auch preiswerter ist.
Da ich trotzdem Bargeld benötige, vertraue ich meine Scheckkarte dem ersten besten Bankomaten an. Da geht zunächst alles glatt, nur am Schluss kommt die Meldung: "Maschinenfehler, Vorgang wiederholen". Also die Scheckkarte nochmal eingesteckt, und nun passiert gar nichts mehr. Da kann man alle verfügbaren Knöpfe drücken, die Karte wird nicht wieder rausgerückt. Stattdessen kommt eine Quittung für erhaltene 100 EUR. Zum Glück ist die Bank geöffnet. Da kommt man nur über eine Ein-Mann Sicherheitsschleuse hinein bzw. wieder hinaus. Roman macht den Dolmetscher. Das ist auch nötig, denn der Bankbeamte redet wie ein Maschinengewehr. Immerhin wird die Scheckkarte aus der Rückseite des Bankomaten gefischt. Man hätte einen Maschinenfehler, es habe schon einige andere vor mir erwischt. Ob die 100 EURo nun abgebucht seien, könne man erst am Nachmittag feststellen. Falls das der Fall sei, könne man sie am nächsten Tag (unser letzter Tag!) abholen. Eine Rücküberweisung lasse sich nicht durchführen. Na prima!! Roman hinterlässt noch seine Handynummer, damit man über den weiteren Vorgang informiert werden kann.
Ein paar Ecken weiter ist der nächste Bankomat. Nun hat man ja fast schon Herzklopfen, wenn mal eben an 100 EUR kommen will. Aber diesmal klappt es perfekt, 4.80 Gebühren fallen an, wie man später zu Hause den Kontoauszügen entnehmen kann. Und die fehlgeschlagene Abbuchung hat nicht stattgefunden, wie wir heute wissen, obwohl wir den armen Roman noch den Rest des Tages ohne Ergebnis gelöchert haben, was nun dabei heraus gekommen sein mag.
Nach diesen ganzen Aufregungen geht es nach kurzem Aufenthalt in Filadelfia an die Rückfahrt. Zunächst auf der Straße die Serpentinen hinunter. Der DJ hält sich immer kurz hinter mir, damit auch nichts passiert. Aber bergab fahren kann ich ganz gut. Jedenfalls wenn die Bremsen funktionieren, und das ist, wenn auch quietschend, OK. Zum Schluss jagt uns Roman die restlichen Höhenmeter hinab über abenteuerliche Seitenwege. Eine grob gepflasterte Strecke wie aus der Römerzeit sind für ihn 200 m Spaßstrecke. Michael muss dagegen seine Getränkeflasche wieder einsammeln, die ihm bei dem ganzen Gehoppel abgefallen ist. Noch ein paar enge und steile Kurven, dann hat man es am Ende geschafft und rollt durch unser Pinienwäldchen heimwärts, wenn man es denn so nennen kann. Das Rad könne man noch für den Rest des Tages benutzen, aber mein Kommentar: "Für heute reicht es".
Wir verabschieden uns per Handschlag, ein Lob von Roman tut auch noch sehr gut. Und genauso gut geht es uns anschließend am Strand, wo die Sonne es nun gut mit uns meint und ich meiner lieben Gattin alles erzählen kann, was ich gerade hier erzählt habe.
Die Anlage Garden Resort
Abschließend noch ein paar Eindrücke von der Anlage, die an die 1500 Gäste beherbergen kann. Fotos stehen nun leider nicht zur Verfügung, weil das Wetter am letzten Tag umgeschlagen ist. Kälte, Regen und Gewitter. Da hat man den Regenschirm nicht umsonst mitgenommen und keine Lust, die weitläufigen aber nun verwaisten Poolanlagen zu fotografieren. Die vor drei Jahren eröffnete Anlage ist sehr gut gepflegt und gärtnerisch nach Mittelmeerart angelegt. Wir finden sogar ein paar Jakarandabäume mit Resten von Blüten. Die keimen gerade erfolgreich bei uns zu Hause aus gezogenen Samen, die allerdings aus Malta stammen sollen. Zwei Kröten bekommen wir auch zu Gesicht, die eine sucht schleunigst das Weite, die andere ist leider wohl von einem Gepäckwagen überrollt worden.
Wenn das Wetter nicht mitspielt, ist man hier ziemlich aufgeschmissen. Es gibt anscheinend keine Räumlichkeiten, wo man sich dann gemütlich aufhalten kann, außer dem eigenen Zimmer. Wir haben es währen unseres Aufenthalts noch gut getroffen, weil die meiste Zeit die Sonne mitgespielt hat. Die hat dann am Nachmittag zu dieser Jahreszeit nach 15 Uhr auch nicht mehr so recht Wärme gespendet, wenn man kurz zuvor noch einmal im Wasser war.
Das Animationsteam vom Garden Resort ist nicht wohltuenderweise in keiner Weise aufdringlich, wie man es anderswo vielleicht kennen gelernt hat. Tagsüber geht es mit Wassergymnastik, Volleyball, Fußball, Boccia, Bogenschießen, Nordic Walking usw. recht sportlich zu. Abends bieten die Animateure im sog. Amphitheater eine Musical- oder Tanzschow an. Wir haben uns nur Teile einer brasilianischen Show angesehen und gestaunt, welche tänzerischen Fähigkeiten unsere Animateure dort geboten haben. Durchaus professionell. Unser guter Roman hat übrigens dreisprachig (D, It, Engl) den Conferencier gegeben, mit Jongleur-Einlagen - was der also alles drauf hat!
Das Essen! Bei so vielen Gästen ist die Buffetzeile natürlich reichlich lang und man muss jedesmal mit gerecktem Hals in die Töpfe gucken, bevor man sich entscheidet. Nudeln, Spaghetti bzw. Pasta und Pizza sind hier im tiefsten Italien natürlich obligatorisch. Mit den Fleischgerichten waren wir dagegen nicht so gut bedient, meistens recht zäh, obwohl vom Kalb. Oder Kaninchenbraten, da hätte man sich mal eben einen kompletten Brustkorb mit allen Rippen auf den Teller laden können. Das Angebot an Fischgerichten ist allerdings sehr reichhaltig, man bekommt Schwertfisch, Thunfisch, Dolphin (und das ist nicht der Delphin, der natürlich unter Schutz steht), sondern die Goldmakrele, und auch Shark (war es wirklich der Hai, den nun wir essen anstatt er uns?), und natürlich - leider einmal nur - die leckere Dorade (die dann auch schnell alle war). Weiterhin Oktupus (meistens zäh), Muscheln oder Garnelen. Die muss man allerdings mit bloßen Fingern aus ihrem Gehäuse schälen. Dafür sind sie trotz der Mühen aber sehr lecker. Es gibt auch - wie es scheint - bereits ausgeschälte Garnelen. Das sind aber künstliche und mehlig schmeckende Derivate, die fressen nicht einmal die Katzen.
Dabei sind wir wieder beim Thema, was Heidi betrifft. Die Katzen,
die
unter den Tischen herumscharwenzeln, haben bald heraus, wer es gut mit
ihnen meint. Und da werden sie bei Heidi gut bedient! Da wird extra
Käse heran geholt und verfüttert. Na, man kann annehmen, hier muss
keine Katze verhungern.
Nachdem
es die beiden letzten Tage empfindlich kalt
geworden ist und dann auch noch ein ausgiebiger Regen dazu kommt,
können wir
uns gut trösten, dass nun die Heimreise angetreten werden muss. Diese
verläuft -
das gibt es also auch, - planmäßig und gänzlich ohne Zwischenfälle.
Schließlich
betreten wir am Spätnachmittag unser Haus, alles ist totenstill aber es
brennen
ein paar Kerzen? Wollte da jemand alles abfackeln? Nein, da kommen auch
schon
die beiden Töchter um die Ecke gefegt, die hatten sich versteckt. Und
nun muss
man Heidi zum Geburtstag gratulieren, der nun schon 6 Tage zurück
liegt. Deswegen
wird es heute Abend etwas später...man hat ja auch viel zu erzählen!