Da staunen wir nicht schlecht, wir sind mitten unter
Engländern,
hauptsächlich Familien mit Kindern. Das Wetter erscheint uns
zunächst gar nicht so angenehm, es weht ein heftiger Wind.
Trotzdem laufen alle nur leicht bekleidet herum, Tatoos auf nackter
Haut wohin man sieht. Wir kommen uns in unseren langärmeligen
Pullovern schon komisch vor. Beim Essen hat dann Heidi auch gleich eine
Katze geködert, die sich gern füttern lässt. Auch die
Spatzen sind gerne gesehen Tischgäste. Die männlichen Spatzen
sind hier um einiges bunter als die unsrigen zu Hause. Leider kann man
sie nicht fotografieren, dazu sind sie zu flink. Gerne klauen sie schon
mal ein paar Pommes vom Tisch, und wenn die dann auf der Erde landen,
stecken sie die umher kriechenden Kleinkinder in den Mund.
Beim anschließenden Erkundungsgang entdecken wir einen Supermarkt
gleich gegenüber. Da können wir uns Badelaken besorgen, denn
die haben wir zu Hause gelassen. Nach ein paar abschließenden
Glas Rotwein geht es uns ganz gut. Mit dem Bierzapfen gibt es noch
Probleme. Da kommt nur Schaum raus. Bei anderen Biertrinkern klappt es
irgendwie besser, die haben ihr Glas randvoll. Da muss man mal
kiebitzen wie die das machen: den Hahn nicht vorsichtig sondern bis zum
Anschlag aufdrehen und das Glas schräg halten – damit ist auch das
erledigt.
Mittwoch, 14.4.
Fürs erste machen wir einen Stadtgang. Die Avenida FuerteVentura
rauf bis zum noch geschlossenen Baku-Park mit Riesenrutsche. Dann die
langgezogene Main Street runter, das ist nicht so interessant.
Restaurants und Freizeiteinrichtungen (Hüpfburg, Buggy Verleih
usw.). An der Gasse Calle La Red kann man das Meer erreichen, gleich
gegenüber liegt die vorgelagerte Insel Isla De Los Lobos. Es gibt auch ein
paar kleine Strandpartien namens Playa
de Corralejo, doch die sind nicht so einladend. Aber hier kann
man schön spazieren oder sich für eine Weile auf eine Bank
setzen. Man erreicht eine Fußgängerzone und dann machen wir
uns wieder auf den Rückweg. Nach dem Ortsplan versuche ich mich an
einer Abkürzung, die ist dann mindestens genau so weit.
Nun aber an den Pool, wo es leider wie überall nicht so ganz ruhig
zugeht. Man hat schon seit dem frühen Morgen geflissentlich die
meisten Liegen belegt – das ist also nicht nur eine Unart der
Deutschen. Man findet aber immer ein freies Plätzchen, und
später haben wir dann auch unseren Stammplatz in einem etwas
windgeschützten Quergang zwischen Pool und Poolbar.
Nach 16 Uhr haben wir dann den Termin mit der Begrüßungsdame
von BigXtra. Kurz entschlossen buchen wir die Inselrundfahrt für
morgen, dann hat man das schon einmal hinter sich. Damit ist für
heute nichts weiter zu berichten, wie das Bierzapfen funktioniert ist
ja schon beschrieben worden.
Donnerstag, 15.4.: Inselrundfahrt
Zeitig geht es los, wir haben uns per Telefon wecken lassen. Der
Tourenleiter heißt Eddi und
ist ein Holländer, der fünf Sprachen beherrscht. Heute sind
ein paar Italiener dabei, für die werden die Kommentare auf
Französisch angeboten. Wir haben die Plätze hinter dem Fahrer
eingenommen, das sind die Plätze für Behinderte, wie wir
später merken. Wir fahren zunächst durch Puerto Del Rosario.
Da ist nicht viel zu sehen, Industrie- und Hafenanlagen,
schließlich ein neu erbautes Einkaufszentrum. Dann geht es weiter
nach Caleta De Fustes, wo
weitere Gäste zusteigen. Inzwischen hat zwischen Eddi, dem Fahrer
und irgendwelchen Außenstellen ein reges Telefonieren eingesetzt
und es herrscht einige Aufregung.
Wir fahren nun landeinwärts in Richtung Antigua, von dort aber auf
einer anderen Strecke wieder zurück an die Küste. Das wird
mit dem Finger auf der Landkarte verfolgt, und Eddi gibt uns hinter
vorgehaltener Hand die Erklärung: „Ich habe 6 Gäste
vergessen, aber das muss nicht der ganze Bus wissen“. Diese vergessenen
Gäste hat man mit einem weiteren Bus inzwischen zu den
Salinas gebracht, wo sie schließlich zusteigen können.
Die Salinas das sind rechteckige Becken zur Salzgewinnung durch
Verdunsten. Man sieht hin und wieder ein paar weiße Häufchen
herumliegen. Man hat auch das Skelett eines Wales aufgebaut zum
Gedenken an eine Walherde, die hier vor Jahren bei einer
Militärübung mit Sonargeräten gestrandet ist. Der Sinn
der Salzgewinnung ergibt sich nicht direkt, denn das Trinkwasser der
Insel wird ausschließlich durch Meer-Entsalzungsanlagen gewonnen.
Da müsste doch genügend Salz anfallen. Das würde nach
Europa als Streusalz exportiert. Im letzten Winter ist dann wohl nicht
alles dort angekommen.
Man muss nun, dass darf nicht ausgelassen werden, einmal um die
ausgedehnten Golfanlagen von Caleta de Fuste gekarrt werden. Stellt
sich wieder die Frage der Bewässerung. Dazu würden
hauptsächlich aufbereitete Abwässer verwendet. Weitere
Golfanlagen seien im Entstehen. Leider sei die Landwirtschaft auf der
Insel weitgehend zum Erliegen gekommen. Früher gab es zwei
Grundwassersysteme. In der Tiefe lagerten salzhaltige Wasserschichten,
die vom Meer eingesickert waren. Darüber lagerte das leichter
Süßwasser aus Oberflächenversickerungen. Nur regnet es
hier sehr selten: 10 Regentage pro Jahr, da es keine höheren Berge
gibt, an denen sich die Wolken abregnen können. Hin und wieder
sieht man Reste von Windrädern in der Landschaft. Mit deren Hilfe
hat man das Süßwasser aus der Tiefe zu Tage gefördert
und zur Bewässerung genutzt. Bis die Vorräte erschöpft
waren, danach gab es nur noch Brackwasser, d.h. ein Gemisch mit
Salzwasser. Das sei aber noch für die Bewässerung von Tomaten
geeignet, da spart man dann das Salz auf dem Tomatenmark. Ein herber
Scherz!
Auf der Küstenstraße fahren wir nun nach Süden bis zu
dem Ort Costa Calma. Auf
einem Parkplatz wird für einen Fotostopp Halt gemacht. Der Wind
bläst uns bald wieder in den Bus. Heidi hat immer noch nicht ein
Erdmännchen gesehen. Eddi meint dazu: „Das ist wie mit den
Delphinen, immer wenn ich komme sind sie nicht da“. Bei der Weiterfahrt
werfen wir aus der Ferne einen Blick auf den Bergzug des Naturreservats
Macizo De Jandia mit dem
höchsten Berg der Insel namens Jandia
und 807 m Höhe.
Im nächsten Ort Pajara gibt
es eine Kirche zu sehen, deren Portal mexikanische Motive aufweist.
Schlangen, Panther und Vögel sind da zu sehen. Wer hätte das
gedacht! Im Innern der Kirche ist es stockdunkel, so gelingt ein Foto
des Altars nur schlecht.
Nun geht es – wohl nicht ohne Hintergedanken – zu einer Aloe Vera Farm. Dort erläutert
ein beflissener Mitarbeiter die Heilkräfte der Aloe Vera Pflanze.
Zur Demonstration wird ein Blatt dieser Pflanze kunstgerecht
geschält und in Stücke zerteilt. Die darf man sich dann auf
die Haut reiben. Heidi hat schon eine bestimmte Stelle in
Busennähe, wo das Sonnenschutzmittel wohl nicht hingekommen ist.
Diese ist tatsächlich nach kurzer Zeit verheilt. Trotzdem
entschließen wir uns nicht zum Kauf der doch recht teuren und
nicht lange haltbaren Essenzen. Aber einige Mitfahrer ziehen doch mit
gefüllten Tüten davon.
Nach kurzer Weiterfahrt kehren wir in einem ländlichen Restaurant
zum Mittagessen ein. Es gibt Kürbissuppe, gegrillte
Hähnchenkeulen und eine Banane zum Nachtisch. Mehr ist
darüber nicht zu berichten.
Wir fahren wieder nach Antigua und biegen auf eine kurvenreiche
Gebirgsstrecke ein. Obwohl es sich nur um Passhöhen von um die 600
m handelt, ist die enge Straße doch des Grausens wert, jedenfalls
für meine Sitznachbarin, die sich bei jeder Kurve schaudernd von
Anblick der gähnenden Tiefe zu Seiten der Straße abwendet.
So geraten wir in den Ort Betancuria,
dem geschichtsträchtigsten Ort der Insel (lt. Reiseführer).
Man ist an dieser Stelle gut geschützt vor Piratenangriffen, weil
durch die umgebenden Berge aufsteigender Rauch von weither nicht zu
sehen ist. So hat bereits im Jahre 1405 ein gewisser Normanne Jean de Bethencourt nach Eroberung
der Insel für die kastilische Krone hier eine Residenz
gegründet. Deswegen spricht man damit von der ersten Hauptstadt
der Insel.
Uns erwartet nun eine sog. 3D-Multivisionsshow. Das klappt nicht
sogleich, weil erst eine andere Busgruppe abgefertigt werden muss. Dann
müssen wir auch noch in einen anderen Saal mit hölzernen
Klappstühlen umziehen. Mit dem 3D wird es auch nichts, denn davon
verstehe ich was, nachdem das eine meiner beruflichen Tätigkeiten
war.
Bei einer 3D-Präsentation
werden zwei Stereo-Bilder für das jeweilige Auge von zwei
Projektoren mittels polarisierter Filter von hinten auf eine
Spezial-Leinwand übereinander projiziert. Der Betrachter bekommt
auch eine Brille mit polarisierten Gläsern auf die Nase und
dadurch bekommt das linke sowie das rechte Auge das jeweils dafür
bestimmte Bild zu sehen. Das ganze wirkt dann räumlich plastisch,
sogar noch vor der Leinwand im Raum schwebend. Das nennt man „Immersiv“
= Eintauchend.
Leider geht es hier etwas einfacher zu: es werden 3 Bilder als Panorama
oder Bildkomposition nebeneinander angeordnet, natürlich auch
durch Musik untermalt. Und schöne Bilder kann man natürlich
auf dieser Insel machen, das wird eindrucksvoll vermittelt.
Als wir uns augenreibend wieder im Freien befinden, erläutert uns
eine Dame aus Gelsenkirchen ihre Qualen auf den Klappstühlen,
nachdem sie einen Bandscheibenvorfall samt Operation erleiden musste.
Als sie dann auch noch in ein mit Jodeltönen unterlegten
Niesanfall verfällt, befinde ich mich bereits auf Fotosuche, denn
sonst hätten wir beide einen Lachanfall schlecht unterdrücken
können. Das war also die Multivisionsshow.
Es geht die gleiche kurvenreiche Strecke zurück. Wir tauschen die
Plätze. Nun kann Heidi die Blicke im Inneren des Busses ruhen
lassen, während ich am Fenster mit langem Hals die Abgründe
bestaune. Auf der Passhöhe mit 645 m Höhe – die heißt Mirador Morro Velosa , der
schönste Aussichtspunkt der Insel - wird für die unentwegten
Fotografierer noch ein Halt gemacht, der Wind weht einen fast vom
Sockel. Es stehen dort oben zwei Bronze-Skulpturen mit spärlicher
Bekleidung und Waschbrettbauch, was mögen sie darstellen?
Aus dem Internet:
Die beiden Statuen stellen die
ehemaligen Könige von Fuerteventura da und der Künstler
Emiliano Hernandez hat sie angefertigt.
Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Abstecher in den Ort Cortillo, der aussieht wie
Corralejo vor 20 Jahren (Reiseführer). Man möchte auch hier
den Tourismus in Gang bringen, noch sind aber einige neuerbaute Anlagen
verwaist. An einem alten Festungsturm drehen wir um und fahren
zurück nach Corralejo, wo wir an unserem Hotel wieder abgesetzt
werden. Zum Abschluss haben wir noch erfahren, dass es diese
große Inselrundfahrt bald nicht mehr geben wird, dann teilt man
es auf in eine Süd- und eine Nordtour.
Freitag - Sonntag, 16.4. – 18.4.
Nun haben wir einen Ruhetag verdient und halten uns vormittags am Pool
auf. Mittags ziehen Wolken auf, und da kommt ein Anruf, unsere Freunde
aus unserem Dorf melden sich, sie stehen schon an der Rezeption. Sie
sind im Hotel Tres Islas im
Bereich der Dünenlandschaft El
Jable untergebracht und mit dem Bus hergefahren. Sie seien
gerade noch vor dem Vulkanausbruch mit dem Flieger rausgekommen. „Was
für ein Vulkanausbruch? In Deutschland?“ fragen wir ganz erstaunt.
Nein auf Island habe der stattgefunden und nun breite sich eine
Aschwolke über ganz Europa aus. Na das ist ja ein Ding, wo wir uns
hier auf den Kanaren im größten Vulkangebiet der Welt – wie
es heißt – befinden.
Nach einem Bierchen an der Poolbar machen wir uns auf zu einem
Rundgang, denn wir sind ja schon ortskundig. Es gibt auch einen
kürzeren Weg zum Meer, gleich hinter dem Supermarkt. Wir
schlendern in Richtung Hafen und kehren irgendwann um. Am Schluss war
es doch ein langer Weg und unsere Mitstreiter sind schließlich
froh, das gerade der Bus des Weges kommt.
Am Abend herrscht vor dem Restaurant einige Aufregung. Einigen
Gästen werden die All Incl.-Bändchen abgenommen, die bekommen
stattdessen eine sog Yellow Card. Schließlich sind an die 100
englische Gäste versammelt und durch eine Animateurin instruiert.
Leider verstehen wir kein Wort. Langsam dämmert es uns: die
können nicht zurück fliegen, wegen des Vulkanausbruchs. An
der Rezeption liegen inzwischen Stapel von Faxeingängen mit den
neuesten Informationen. Demnach ist über ganz Europa der
Flugverkehr wegen der Aschewolke zum Erliegen gekommen. Die ersten
Gäste erscheinen mit Dosenbier aus dem Supermarkt in der Hand.
Die nächsten zwei Tage unternehmen wir weiter nichts. Einzelne der
blockierten Gäste verschwinden so nach und nach, die
Dosenbier-Fraktion werden wir noch eine ganze Woche beobachten.
Unversehens lernen wir auch ein weiteres deutsches Ehepaar aus Hamburg
kennen. Diese marschieren jeden Tag unverdrossen in die Dünen, es
sind etliche Kilometer. Sie haben auch einen Windschutz dabei und sind
obendrein Nordsee-erprobt. Abends sitzen wir ein paar mal zusammen und
verstehen uns prima.
Am Sonntag buchen wir bei unserer Betreuungsdame eine Rundfahrt auf
Lanzarote für Mittwoch.
Montag 19.4.
Nun wollen wir uns einmal mit der Umgebung vertraut machen, wo unsere
Freunde abgeblieben sind. Wir nehmen den Bus und sind in wenigen
Minuten an den RIU-Hotels mitten in den Dünen. Sie werden als die
größte Bausünde von Corralejo bezeichnet und man
munkelt, dass sie eines Tages hier verschwinden werden. Ebenso die
Küstenstraße, die mitten durch die Dünen führt.
Wir versuchen zunächst unser Glück am Hotel Oliva Beach. Doch
durch unsere Armbändchen sind wir sogleich als fremde Gäste
zu erkennen und ein Wachmann lässt uns nicht durch. „We want to
meet some friends“ versteht er nicht, bei solchen Gelegenheiten
versagen die Sprachkenntnisse bei Verhandlungsunwilligen für
gewöhnlich.
Wir marschieren also zu dem anderen Hotel, das ist ohnehin das
richtige. Unsere Freunde erwarten uns schon in der Rezeption, die wir
hier anstandslos betreten dürfen. Dieses Hotel Tres Islas hat vier
Sterne, unser Oasis Village dagegen nur drei. Somit ist hier alles
mondäner, von der Einrichtung, dem Personal bis zu den
Gästen. Das Essen soll vorzüglich sein, was wir von unserem
Hotel nicht sagen können. Aber auch hier sitzen die Gäste
fest, es seien sogar 200 an der Zahl. Einer soll es geschafft haben,
der sei über Bulgarien nach Paris geflogen und dann mit Bahn und
Fähre nach England gelangt. Die Heimreise habe soviel gekostet wie
der ganze Urlaub, ca. 3000 €.
Wir begeben uns auf einen Rundgang, das Gelände um den Pool ist
etwas steril, wir werden über unsere Pool-Landschaft im Oasis noch
berichten. Das Faszinierende dieser Gegend ist die
wüstenähnliche Dünenlandschaft, die sich kilometerweit
von Nord nach Süd (oder umgekehrt) erstreckt. Der Sand ist – wie
wir schon gelernt haben – nur aus Muschelrückständen gebildet
und nicht, wie oft angenommen, von der Sahara herüber geweht
worden. Wir belassen es für heute mit einem Barfußgang an
den schwappenden Wellen entlang: einmal hin und einmal her.
Zurück am Tres Islas kann man sich den Sand an einer
Fußdusche abwaschen, aber wenn man den falschen Knopf
drückt, geht die große Dusche los, so ist es mir leider
ergangen. Meinerseits halbseitig durchnässt genießen wir
noch einen Drink und verabschieden uns dann: zurück „nach Hause“.
Es bleibt noch Zeit für eine Entspannung am Pool. Heidis
Lieblingskatze taucht auf und legt sich nach einigem Herumkratzen auf
meinen Bauch, da ist es wohl am gemütlichsten. Heidi ist
eifersüchtig, während ich so gar kein Katzenfreund bin.
Was auf dem Boden so an Krümeln herum liegt, erledigen die
Spatzen. Und die sind auch nicht ohne. manchmal spreizen sie
kampflustig die Flügel und gehen lauthals schilpend aufeinander
los. Was das soll, wissen wir auch nicht: we cannot understand them –
denn die tschilpen in Spanisch, obwohl sie inzwischen auch Englisch
können müssten. Zumindest den Begriff Pommes Frites.
Dienstag, 20.4.
Als Aktivität habe ich nur notiert: Pool. Heidi füllt
ununterbrochen Kreuzworträtsel in ihren Intelligenzzeitschriften
aus. Ich bin am Lesen. Mein Reemtsma
ist ausgelesen. Das Buch Lebendiger
Bambus, P.S Buck ist noch in Arbeit. Da weilt man geistig in
Korea. Da fahren wir das nächste mal hin, murmele ich blinzelnd,
bevor mich ein Schlummer überfällt. Mit offenem Mund
würde ich schlafen, wird mitgeteilt. So vergeht ein Tag. „Was a
long day“ sagt abends ein Engländer zum anderen. Da hat er recht.
Aber sonst verstehen wir praktisch nichts von den Gesprächen, die
anscheinend auch in einem mittelenglischen Slang geführt werden.
„See ya“ und so.
Ein Mädchen ist besonders aktiv und wir nennen es bald das Gespenst, bzw. in unserer
eigenen Sprache Penster, denn
die taucht überall auf. Immer mit vorgebeugtem Oberkörper
hastend, an ihren flattrigen Gewändern herum nestelnd und ein oder
zwei Trinkgläser oder sonst was in den Händen, geistert sie
lautstark durch die Gegend. An manchen Abenden geht ein Karikaturist
seiner Arbeit nach und zeichnet witzige Portraits nach Art des … von
den Modellsitzenden. Auch unser Penster lässt sich portraitieren.
Leider haben wir das Ergebnis nicht zu sehen bekommen. Ihre Stimme ist
fortan von überall zu hören, doch eines Tages ist sie ganz
verändert. Die hat einen auf den Deckel gekriegt, meinen wir, doch
wie zu vermuten, war ihr wohl die bevorstehende Abreise aufs Gemüt
geschlagen. Und als sie wirklich nicht mehr da ist, da fehlt uns was!
Mittwoch, 21.4. Inselrundfahrt
Lanzarote
Die Inselrundfahrt kostet 72 € p.P. Da kann man nur sagen: so preiswert
kommen wir nie wieder auf diese Insel. Von FuerteVentura ist es ja nur
ein Katzensprung von 20 Minuten mit der Fähre. Wir haben uns
pünktlich wecken lassen, aber dann stimmt das Datum auf unserem
Faxbeleg nicht, da war unsere Reiseberaterin zu schusselig. Der
Reisebegleiter lässt sich aber überzeugen, dass alles seine
Richtigkeit hat. Es geht zunächst zum Hafen, von wo aus man in
einer knappen halben Stunde mit der Fähre Volcan de Tindaya nach Playa Blanca auf Lanzarote
übersetzt. Mit dem Bus geht es weiter, vorbei an den Salinas de Janubio, auch einer
Salzgewinnungsanlage. Das erste Ziel ist der Nationalpark Timanfaya. Hier haben in den Jahren
1730 – 1736 Vulkanausbrüche stattgefunden und große
Flächen mit einer meterdicken Lavaschicht bedeckt, wodurch viele
Dörfer und deren Ackerflächen vernichtet wurden. Die Gegend
gleicht einer Mondlandschaft, es gibt kaum Vegetation. In den seit
damals unveränderten Lavaformationen kann auch kein Mensch
herumlaufen, dazu sind die Strukturen zu schroff und messerscharf.
Außerdem ist das Verlassen der Fahrstraßen im Nationalpark
nicht erlaubt, nur Busse dürfen hier fahren, keine Pkws.
Es wird Halt gemacht an der Islote
de Hilario, wo sich das Rundrestaurant El Diablo befindet, erbaut von Cesar Manrique, dem
allgegenwärtigen Künstler der Insel. Wir werden noch mehr
darüber hören. An dieser Stelle nimmt die Erdwärme in
wenigen Metern Tiefe rapide zu, erst 400 Grad, dann in 27 m Tiefe auf
700 Grad Celsius. Das wird nun in bekannter Weise demonstriert. Erst
reicht einem ein Mann mit Schaufel eine Handvoll Kies vom Boden. Ja,
der ist schön mullig warm. Dann geht es zu einem Erdloch, dort
werden Gebüschzweige hinein geworfen, wenig später gehen
diese in Flammen auf. Dann geht man zu einem senkrecht in den Boden
eingelassenen Rohr. Da wird Wasser hinein geschüttet, was dann
gleich explosionsartig als kochende Fontäne heraus schießt.
Da heißt es Abstand halten. Im Innern des Lokals befindet sich
ein Naturgrill über einer brunnenartigen Vertiefung, aus der
gleichermaßen die benötigte Hitze nach oben strömt.
Wenn man sich darüber beuge, würden einem sofort die Haare
abgesengt – heißt es. Das probieren wir lieber nicht aus.
Nun fahren wir dem Rundkurs Ruta de
los Volcanes durch einzigartige Lavaformationen, vorbei an
Vulkankegeln und erstarrten Lavaströmen. Die reichen bis zum
Horizont und bedecken die ganze Gegend wie ein See aus Stein. Hier
passt auch eine Kamelkarawane in die wüstengleiche Landschaft,
vielleicht aber auch nicht.
Nächstes Ziel ist die Gegend von
La Geria, wo Wein angebaut wird. Das ist bei der vermeintlichen
Unfruchtbarkeit des Bodens zunächst erstaunlich. Man hat hier eine
besondere Anbaumethode entwickelt. Der Rebstock wird in einer Kuhle
direckt in die Lava-Asche gepflanzt, rings herum ein kreisförmiges
Mäuerchen als Windfang und –schutz aufgestapelt. Die poröse
Lava-Asche hat die Eigenschaft, in der Kühle der Nacht viel
Feuchtigkeit aufzunehmen und am Tage viel Wärme zu speichern. So
funktioniert das wohl prima, wenn auch aufwändig. Wir machen Halt
an einer Verkostungsstation und dürfen ein Gläschen des Weins
probieren, schmeckt wirklich gut und süß. Angeschlossen sind
natürlich ein Souvenir- und ein Schmuckladen. In letzterem kann
man den inseltypischen Olivinschmuck erwerben. Olivin od. Peridot findet man hier in der
Lava, wenn man weiß wo. „Sieht aber alles ziemlich bröselig
aus“ – mit diesen Worten zerre ich meine Gattin wieder aus dem
Schmuckladen heraus. Auf der Rückseite des Gebäudes breitet
sich nämlich ein eindrucksvolles Panorama aus, und auch die
vereinzelten Anwesen bieten hübsche Fotomotive.
In der Gegend von Mozaga wird
dann Mittag gegessen. Bei der Weiterfahrt kommen wir an dem Monumento al Campesino, dem
Fruchtbarkeitsmonument vorbei, das wiederum besagter Cesar Manrique
geschaffen hat. Das nächste Ziel ist ein Aussichtspunkt in der
Nähe von Haria bei der
höchsten Erhebung der Insel mit 670 m. Der Reiseführer ist
ganz glücklich, als die dortige Radarkuppel kurz aus den Wolken
auftaucht. Der Aussichtspunkt ist leider ziemlich wolkenverhangen, doch
einen kurzen Lichtblick gibt es doch.
Durch das Tal der tausend Palmen geht es über El Cortijo zu der Jameos del Agua. Dort ist der
Parkplatz gestopft voll mit Bussen. In Arrecife – der Hauptstadt von
Lanzarote hat nämlich ein Kreuzfahrtschiff angelegt, die Costa Magica, auf die passen
über 2000 Passagiere. Die drängeln sich nun hier herum. Nach
kurzer Zeit hat sich die Menge verlaufen und man kann in Ruhe die
Angelegenheit in Augenschein nehmen.
Es handelt sich hier um einen 6 km langen Tunnel in einem Lavastrom,
der vor 3-4000 Jahren von dem Vulkan La
Corona herab geflossen ist. 1 ½ km verlaufen davon
noch unter dem Meeresspiegel. Jener Künstler Cesar Manrique hat an
dieser Stelle eine sehenswerte Anlage entworfen und verwirklicht. Da
gibt es einen See, in dem einzigartige weiße und blinde
Krebstiere leben, eine üppige Bepflanzung der steilen
Lavawände, Treppen und Durchgänge. Eine Etage höher
befindet sich ein türkisfarbener Pool: Baden verboten. Den
Abschluss der Grotten bildet ein Konzertsaal mit einer herausragenden
Akustik. Über diesen Anlagen befinden sich Gebäude mit
Restaurant, einem Museum zur Vulkankunde , Verkaufsräumen und
einer seismischen Messstation.
Bei aller Anerkennung muss man sich fragen – das ist meine
persönliche Meinung – ob man dieses einzigartige Phänomen
einer Lavahöhle nicht doch besser in ihrem Urzustand hätte
belassen können. Trotz gekonnt künstlerischer Gestaltung ist
die Distanz zu einer Disneyland-Atmosphäre vielleicht doch nicht
mehr so groß.
Zurück an die Oberfläche, die nennt sich hier Malpais de la Corona. Da der letzte
Vulkanausbruch hier vor ca. 4000 Jahren statt fand, konnte sich eine
Vegetation bilden, die der uns vom Mittelmeer bekannten Macchia
entspricht mit stacheligen Büschen usw. Am Horizont erkennt man im
Meer einen kleinen Kegel, das ist ein Vulkan, von dem nur die Spitze
heraus ragt.
Damit ist der Besichtigungsteil der Rundfahrt beendet und die
Rückfahrt geht zügig vonstatten. Es wird noch darauf
hingewiesen, dass auf der Insel nur zweistöckig gebaut werden
darf. In Arrecife allerdings auch dreistöckig, ein Hochhaus gibt
es aber doch. Außerdem sehen wir dort von weitem die Costa Magica
im Hafen liegen. Mit der Fähre geht es zurück und wir sind
rechtzeitig zum Abendessen und Bierzapfen im Hotel.
Freitag, 23.4. El Jable – Die
Dünen
An diesem Tag haben wir einmal einen wolkenlosen Himmel und wenig Wind.
Da kann man einmal einen Tag in den Dünen verbringen. Der Bus
bringt uns hin und dann marschiert man erst mal ein ganzes Stück
am Meer entlang, bis man weit genug von den Hotels weg ist. Denn da
fallen die Hüllen. Als Windschutz hat man hier Strandburgen
gebaut, das sind kreisförmig aufgeschichtete Steine. Die erste
inspizierte Burg ist besetzt, da liegen Badelatschen drin. Gleich
daneben ist aber eine frei. Also machen wir es uns gemütlich,
Badesachen braucht man nicht, die Burg eigentlich auch nicht, so
schwach weht der Wind. Bald kommen unsere Freunde aus Hamburg vorbei
und halten sich diskreterweise nicht weiter auf. Und da tauchen auch
schon unsere Freunde von zu Hause ebenfalls im Adamskostüm. Auf
diese Weise haben wir uns in unserem Dorf noch nicht getroffen! Wir
wähnten sie auf Achse, weil sie ein Auto mieten wollten. Die
Inselfahrt bis Jandia hatten
sie aber schon gestern gemacht.
Wir verhalten uns zunächst unauffällig bis sie uns entdeckt
haben: „Ah, da ist ja Familie Wittram“. Damit können wir uns ganz
zwanglos zu einer gemeinsamen Wanderung in die Dünen begeben. Nur
ich ziehe mir eine Hose an, weil ich die Geldbörse lieber in der
Hosentasche mitnehme. Die Ausblicke sind phantastisch, das Meer
hinüber nach Lanzarote hat eine türkisfarbene Farbe, ein
Angler dümpelt in seinem Kahn. Es herrscht kaum eine Dünung,
bei stärkerem Wind und einhergehender Brandung herrscht sonst
Badeverbot. Heute ist das Wasser glasklar und das Baden ist ein Genuss.
Am frühen Nachmittag begeben wir uns vorsichtshalber auf den
Rückweg, denn die sonnenungewohnten Körperflächen
können zunächst nicht soviel Sonne vertragen.
Schließlich will man ja lieber weiterhin ohne Beschwerden auf dem
Hosenboden sitzen. Leider lässt uns der Bus im Stich, wir
müssen fast eine Stunde an der Bushaltestelle warten. Das liegt
daran, dass der Bus um 15 Uhr ausfällt, weil die Fahrer eine Pause
machen.
Zurück am Pool genießen wir dann doch die gemütlicheren
Sonnenliegen. Zu einem weiteren Besuch der Dünen wird es nicht
kommen. Wir erfahren auch, dass in den folgenden Tagen das Baden nicht
möglich war. Dafür haben wir heute hier noch ein Erlebnis. Da
spielen ein paar Kinder vor uns mit einem Brötchen Fußball.
Durch ein paar Gesten bedeuten wir ihnen, das sich das nicht
gehört. Ein kleines Mädchen hebt das Brötchen
schließlich auf und wirft es in den Papierkorb.
Zwei Minuten später erscheint das Kind mit ihrer Mutter vor
unseren Liegen. „You talked to the child in the wrong way“ erbost sich
die Mutter. “We cannot understand you” sagt Heidi – denn sie hat ja
einen Englischkurs belegt. Damit zieht die feindliche Abordnung wieder
ab und wir werden beim Abendessen weitere erboste Blicke zu erleiden
haben. Aber damit kann man leben.
Die restlichen Tage
Da wir ja einen Faulenzerurlaub geplant hatten, benehmen wir uns
entsprechend. D.h. wir halten uns am Pool auf, wo uns auch der Wind
nicht so viel anhaben kann. Im übrigen ist die Pool-Landschaft
hier ganz außerordentlich reizvoll. Die Bepflanzung weist wohl an
die 20 Palmenarten auf, im oberen Teil befindet sich noch eine
interessante Kakteenanpflanzung. Schöne Aufnahmen kann man da
machen. Die Mehrzahl der Engländer verschwindet so nach und nach,
neue Gäste treffen nur vereinzelt ein. So ist gegen Ende unseres
Urlaubs die Umgebung fast menschenleer.
Am Sonntag habe ich Geburtstag, Heidi hat noch schnell im Supermarkt
zwei Andenken-Kakteen besorgt und neuen Lesestoff von zu Hause
mitgebracht (Uwe Timm). Am Pool wird das Lied von Tina Turner „Silent
Wings“ abgespielt, was besonders gut zu der Situation der vergangenen
Woche passt. Unsere Betreuungsdame teilt uns mit, dass unser
Rückflug planmäßig stattfinden wird. Abends erscheinen
unsere Hamburger Freunde mit einer Flasche Sekt, sie hätten an der
Rezeption erfahren, dass ich heute Geburtstag hätte“. Na, die
Rezeption kenne ich, die sitzt neben mir.
Rückreise
Nun hat Heidi doch leider kein Erdmännchen zu Gesicht bekommen.
Ein weiter Plan steht noch aus: die Hunderückführaktion.
Heidi hatte sich schon bei der Organisation OKAPI, Tierhilfe-Fuerte-Ventura als
sog. Flugpate angemeldet. Da
kommt auch rechtzeitig die Rückmeldung, um 17 Uhr sei man am
Flughafen. Auch wir werden pünktlich abgeholt und unser
Hundetreffen ist erfolgreich. Die Formalitäten am Flugschalter
erledigt eine Mitarbeiterin der Organisation. Es handelt sich um ein Bardino-Mischlingshündin
namens Ramona, ein Löke
groß wie ein Schäferhund. Der große Hundekasten wird
dann zusammen mit einem weiteren Leidensgenossen in den klimatisierten
Frachtraum verladen. Nach einem angenehmen Flug nehmen wir den
Hundekasten in Hannover wieder in Empfang. Es bereitet noch einige
Schwierigkeiten, die Kiste durch die Glastüren zu bugsieren, ein
freundlicher Herr kommt zu Hilfe. Und meine größten Bedenken
schwinden: die Familie, die den Hund abholen soll, ist tatsächlich
erschienen. So hat alles einen guten Ausgang genommen.
Am nächsten Tag holen auch wir unseren Hund Otto von seiner
Pension ab, damit sind wir wieder komplett und der Alltag hat uns
wieder.