Fuerte Ventura, Corralejo, 13.4.-27.4. 2010

Planung

Ein Urlaub zum Faulenzen sollte es mal wieder sein. Nach zwei Bildungsreisen im vergangenen Jahr (Türkei und China) kann man es mal wieder ruhiger angehen. Warum Fuerte Ventura? Weil es eines Tages in einem Lidl-Prospekt angeboten wurde! Veranstalter eine Firma namens BigXtra. Preis All Incl. 892 € p.P. Heidi hat noch andere Pläne. Eine Hunde-Auffangstation soll es auf jener Kanareninsel geben, da werden ständig sog. Flugpaten für eine Überführung der Hunde nach Deutschland gesucht und schwer gefunden. Kam im Fernsehen bei VOX. Das wird im Vorfeld telefonisch geklärt, vielleicht klappt es ja. Auch Erdhörnchen soll es auf der Insel geben, die könnte man überall antreffen. Na, woll’n mal sehen.

Außerdem stellt sich heraus, dass ein befreundetes Paar aus unserem Dorf in der gleichen Zeit in Corralejo weilen wird. Also werden die Handynummern ausgetauscht.

Ankunft

An einem Dienstag fliegen wir gegen Mittag mit Condor ab Hannover. Zuvor hat uns das Zubringertaxi Nightliner pünktlich abgeholt. Alle weiteren Insassen haben das gleiche Ziel, die anderen allerdings im Süden der Insel, während Corralejo im Norden liegt. Nach knapp fünf Stunden Flug landen wir bei trübem Wetter in Puerto del Rosario, der Hauptstadt der Insel. Schon beim Landeanflug erkennt man einige interessante Kraterformationen. Und wie man sehen wird, wird uns der Vulkanismus in diesem Urlaub einigermaßen beschäftigen.

An Bord waren etliche Kinder, denen es während des Landeanflugs nicht so gut geht: „Au, meine Ohren, hört denn das nie auf?“ Aber schließlich ist es überstanden. Nachdem die Koffer da sind – unsere können wir bald wegschmeißen – werden wir zu einem Bus geschickt, der allerdings der falsche ist. Nach einigem Hin und Her landen wir in einem Kleinbus mit 6 Gästen oder so. Der fährt dann auch gleich los.

Ein Blick auf die Landschaft ist enttäuschend: „Karg ist noch untertrieben“ habe ich notiert. Es gibt kaum Vegetation, Wälder schon gar nicht. Büsche und Palmen sind angepflanzt und werden künstlich bewässert. Dazu später mehr. Wohin wir genau gebracht werden, wissen wir noch gar nicht: Oasis Resort steht in unseren Unterlagen, gemeint ist aber Oasis Village. Dort sind wir dann richtig und bekommen unsere All Incl. Bändchen um die Handgelenke geknipst. Schließlich finden wir auch unser Appartement A216 mit geräumigem Wohn- und Schlafraum und sonnigem Balkon. Letzteren werden wir allerdings kaum nutzen. Im Badezimmer hat man zur Begrüßung ein paar Hibiskusblüten drapiert. Für heute geht es dann gleich zum Abendessen.

Da staunen wir nicht schlecht, wir sind mitten unter Engländern, hauptsächlich Familien mit Kindern. Das Wetter erscheint uns zunächst gar nicht so angenehm, es weht ein heftiger Wind. Trotzdem laufen alle nur leicht bekleidet herum, Tatoos auf nackter Haut wohin man sieht. Wir kommen uns in unseren langärmeligen Pullovern schon komisch vor. Beim Essen hat dann Heidi auch gleich eine Katze geködert, die sich gern füttern lässt. Auch die Spatzen sind gerne gesehen Tischgäste. Die männlichen Spatzen sind hier um einiges bunter als die unsrigen zu Hause. Leider kann man sie nicht fotografieren, dazu sind sie zu flink. Gerne klauen sie schon mal ein paar Pommes vom Tisch, und wenn die dann auf der Erde landen, stecken sie die umher kriechenden Kleinkinder in den Mund.

Beim anschließenden Erkundungsgang entdecken wir einen Supermarkt gleich gegenüber. Da können wir uns Badelaken besorgen, denn die haben wir zu Hause gelassen. Nach ein paar abschließenden Glas Rotwein geht es uns ganz gut. Mit dem Bierzapfen gibt es noch Probleme. Da kommt nur Schaum raus. Bei anderen Biertrinkern klappt es irgendwie besser, die haben ihr Glas randvoll. Da muss man mal kiebitzen wie die das machen: den Hahn nicht vorsichtig sondern bis zum Anschlag aufdrehen und das Glas schräg halten – damit ist auch das erledigt.

Mittwoch, 14.4.

Fürs erste machen wir einen Stadtgang. Die Avenida FuerteVentura rauf bis zum noch geschlossenen Baku-Park mit Riesenrutsche. Dann die langgezogene Main Street runter, das ist nicht so interessant. Restaurants und Freizeiteinrichtungen (Hüpfburg, Buggy Verleih usw.). An der Gasse Calle La Red kann man das Meer erreichen, gleich gegenüber liegt die vorgelagerte Insel Isla De Los Lobos. Es gibt auch ein paar kleine Strandpartien namens Playa de Corralejo, doch die sind nicht so einladend. Aber hier kann man schön spazieren oder sich für eine Weile auf eine Bank setzen. Man erreicht eine Fußgängerzone und dann machen wir uns wieder auf den Rückweg. Nach dem Ortsplan versuche ich mich an einer Abkürzung, die ist dann mindestens genau so weit.

Nun aber an den Pool, wo es leider wie überall nicht so ganz ruhig zugeht. Man hat schon seit dem frühen Morgen geflissentlich die meisten Liegen belegt – das ist also nicht nur eine Unart der Deutschen. Man findet aber immer ein freies Plätzchen, und später haben wir dann auch unseren Stammplatz in einem etwas windgeschützten Quergang zwischen Pool und Poolbar.

Nach 16 Uhr haben wir dann den Termin mit der Begrüßungsdame von BigXtra. Kurz entschlossen buchen wir die Inselrundfahrt für morgen, dann hat man das schon einmal hinter sich. Damit ist für heute nichts weiter zu berichten, wie das Bierzapfen funktioniert ist ja schon beschrieben worden.

Donnerstag, 15.4.: Inselrundfahrt

Zeitig geht es los, wir haben uns per Telefon wecken lassen. Der Tourenleiter heißt Eddi und ist ein Holländer, der fünf Sprachen beherrscht. Heute sind ein paar Italiener dabei, für die werden die Kommentare auf Französisch angeboten. Wir haben die Plätze hinter dem Fahrer eingenommen, das sind die Plätze für Behinderte, wie wir später merken. Wir fahren zunächst durch Puerto Del Rosario. Da ist nicht viel zu sehen, Industrie- und Hafenanlagen, schließlich ein neu erbautes Einkaufszentrum. Dann geht es weiter nach Caleta De Fustes, wo weitere Gäste zusteigen. Inzwischen hat zwischen Eddi, dem Fahrer und irgendwelchen Außenstellen ein reges Telefonieren eingesetzt und es herrscht einige Aufregung.

Wir fahren nun landeinwärts in Richtung Antigua, von dort aber auf einer anderen Strecke wieder zurück an die Küste. Das wird mit dem Finger auf der Landkarte verfolgt, und Eddi gibt uns hinter vorgehaltener Hand die Erklärung: „Ich habe 6 Gäste vergessen, aber das muss nicht der ganze Bus wissen“. Diese vergessenen Gäste hat man mit einem weiteren Bus inzwischen zu den Salinas  gebracht, wo sie schließlich zusteigen können.

Die Salinas das sind rechteckige Becken zur Salzgewinnung durch Verdunsten. Man sieht hin und wieder ein paar weiße Häufchen herumliegen. Man hat auch das Skelett eines Wales aufgebaut zum Gedenken an eine Walherde, die hier vor Jahren bei einer Militärübung mit Sonargeräten gestrandet ist. Der Sinn der Salzgewinnung ergibt sich nicht direkt, denn das Trinkwasser der Insel wird ausschließlich durch Meer-Entsalzungsanlagen gewonnen. Da müsste doch genügend Salz anfallen. Das würde nach Europa als Streusalz exportiert. Im letzten Winter ist dann wohl nicht alles dort angekommen.

Man muss nun, dass darf nicht ausgelassen werden, einmal um die ausgedehnten Golfanlagen von Caleta de Fuste gekarrt werden. Stellt sich wieder die Frage der Bewässerung. Dazu würden hauptsächlich aufbereitete Abwässer verwendet. Weitere Golfanlagen seien im Entstehen. Leider sei die Landwirtschaft auf der Insel weitgehend zum Erliegen gekommen. Früher gab es zwei Grundwassersysteme. In der Tiefe lagerten salzhaltige Wasserschichten, die vom Meer eingesickert waren. Darüber lagerte das leichter Süßwasser aus Oberflächenversickerungen. Nur regnet es hier sehr selten: 10 Regentage pro Jahr, da es keine höheren Berge gibt, an denen sich die Wolken abregnen können. Hin und wieder sieht man Reste von Windrädern in der Landschaft. Mit deren Hilfe hat man das Süßwasser aus der Tiefe zu Tage gefördert und zur Bewässerung genutzt. Bis die Vorräte erschöpft waren, danach gab es nur noch Brackwasser, d.h. ein Gemisch mit Salzwasser. Das sei aber noch für die Bewässerung von Tomaten geeignet, da spart man dann das Salz auf dem Tomatenmark. Ein herber Scherz!

Auf der Küstenstraße fahren wir nun nach Süden bis zu dem Ort Costa Calma. Auf einem Parkplatz wird für einen Fotostopp Halt gemacht. Der Wind bläst uns bald wieder in den Bus. Heidi hat immer noch nicht ein Erdmännchen gesehen. Eddi meint dazu: „Das ist wie mit den Delphinen, immer wenn ich komme sind sie nicht da“. Bei der Weiterfahrt werfen wir aus der Ferne einen Blick auf den Bergzug des Naturreservats Macizo De Jandia mit dem höchsten Berg der Insel namens Jandia und 807 m Höhe.

Im nächsten Ort Pajara gibt es eine Kirche zu sehen, deren Portal mexikanische Motive aufweist. Schlangen, Panther und Vögel sind da zu sehen. Wer hätte das gedacht! Im Innern der Kirche ist es stockdunkel, so gelingt ein Foto des Altars nur schlecht.

Nun geht es – wohl nicht ohne Hintergedanken – zu einer Aloe Vera Farm. Dort erläutert ein beflissener Mitarbeiter die Heilkräfte der Aloe Vera Pflanze. Zur Demonstration wird ein Blatt dieser Pflanze kunstgerecht geschält und in Stücke zerteilt. Die darf man sich dann auf die Haut reiben. Heidi hat schon eine bestimmte Stelle in Busennähe, wo das Sonnenschutzmittel wohl nicht hingekommen ist. Diese ist tatsächlich nach kurzer Zeit verheilt. Trotzdem entschließen wir uns nicht zum Kauf der doch recht teuren und nicht lange haltbaren Essenzen. Aber einige Mitfahrer ziehen doch mit gefüllten Tüten davon.

Nach kurzer Weiterfahrt kehren wir in einem ländlichen Restaurant zum Mittagessen ein. Es gibt Kürbissuppe, gegrillte Hähnchenkeulen und eine Banane zum Nachtisch. Mehr ist darüber nicht zu berichten.

Wir fahren wieder nach Antigua und biegen auf eine kurvenreiche Gebirgsstrecke ein. Obwohl es sich nur um Passhöhen von um die 600 m handelt, ist die enge Straße doch des Grausens wert, jedenfalls für meine Sitznachbarin, die sich bei jeder Kurve schaudernd von Anblick der gähnenden Tiefe zu Seiten der Straße abwendet. So geraten wir in den Ort Betancuria, dem geschichtsträchtigsten Ort der Insel (lt. Reiseführer). Man ist an dieser Stelle gut geschützt vor Piratenangriffen, weil durch die umgebenden Berge aufsteigender Rauch von weither nicht zu sehen ist. So hat bereits im Jahre 1405 ein gewisser Normanne Jean de Bethencourt nach Eroberung der Insel für die kastilische Krone hier eine Residenz gegründet. Deswegen spricht man damit von der ersten Hauptstadt der Insel.

Uns erwartet nun eine sog. 3D-Multivisionsshow. Das klappt nicht sogleich, weil erst eine andere Busgruppe abgefertigt werden muss. Dann müssen wir auch noch in einen anderen Saal mit hölzernen Klappstühlen umziehen. Mit dem 3D wird es auch nichts, denn davon verstehe ich was, nachdem das eine meiner beruflichen Tätigkeiten war.

Bei einer 3D-Präsentation werden zwei Stereo-Bilder für das jeweilige Auge von zwei Projektoren mittels polarisierter Filter von hinten auf eine Spezial-Leinwand übereinander projiziert. Der Betrachter bekommt auch eine Brille mit polarisierten Gläsern auf die Nase und dadurch bekommt das linke sowie das rechte Auge das jeweils dafür bestimmte Bild zu sehen. Das ganze wirkt dann räumlich plastisch, sogar noch vor der Leinwand im Raum schwebend. Das nennt man „Immersiv“ = Eintauchend.

Leider geht es hier etwas einfacher zu: es werden 3 Bilder als Panorama oder Bildkomposition nebeneinander angeordnet, natürlich auch durch Musik untermalt. Und schöne Bilder kann man natürlich auf dieser Insel machen, das wird eindrucksvoll vermittelt.

Als wir uns augenreibend wieder im Freien befinden, erläutert uns eine Dame aus Gelsenkirchen ihre Qualen auf den Klappstühlen, nachdem sie einen Bandscheibenvorfall samt Operation erleiden musste. Als sie dann auch noch in ein mit Jodeltönen unterlegten Niesanfall verfällt, befinde ich mich bereits auf Fotosuche, denn sonst hätten wir beide einen Lachanfall schlecht unterdrücken können. Das war also die Multivisionsshow.

Es geht die gleiche kurvenreiche Strecke zurück. Wir tauschen die Plätze. Nun kann Heidi die Blicke im Inneren des Busses ruhen lassen, während ich am Fenster mit langem Hals die Abgründe bestaune. Auf der Passhöhe mit 645 m Höhe – die heißt Mirador Morro Velosa , der schönste Aussichtspunkt der Insel - wird für die unentwegten Fotografierer noch ein Halt gemacht, der Wind weht einen fast vom Sockel. Es stehen dort oben zwei Bronze-Skulpturen mit spärlicher Bekleidung und Waschbrettbauch, was mögen sie darstellen?
Aus dem Internet:
Die beiden Statuen stellen die ehemaligen Könige von Fuerteventura da und der Künstler Emiliano Hernandez hat sie angefertigt.

Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Abstecher in den Ort Cortillo, der aussieht wie Corralejo vor 20 Jahren (Reiseführer). Man möchte auch hier den Tourismus in Gang bringen, noch sind aber einige neuerbaute Anlagen verwaist. An einem alten Festungsturm drehen wir um und fahren zurück nach Corralejo, wo wir an unserem Hotel wieder abgesetzt werden. Zum Abschluss haben wir noch erfahren, dass es diese große Inselrundfahrt bald nicht mehr geben wird, dann teilt man es auf in eine Süd- und eine Nordtour.

Freitag - Sonntag, 16.4. – 18.4.

Nun haben wir einen Ruhetag verdient und halten uns vormittags am Pool auf. Mittags ziehen Wolken auf, und da kommt ein Anruf, unsere Freunde aus unserem Dorf melden sich, sie stehen schon an der Rezeption. Sie sind im Hotel Tres Islas im Bereich der Dünenlandschaft El Jable untergebracht und mit dem Bus hergefahren. Sie seien gerade noch vor dem Vulkanausbruch mit dem Flieger rausgekommen. „Was für ein Vulkanausbruch? In Deutschland?“ fragen wir ganz erstaunt. Nein auf Island habe der stattgefunden und nun breite sich eine Aschwolke über ganz Europa aus. Na das ist ja ein Ding, wo wir uns hier auf den Kanaren im größten Vulkangebiet der Welt – wie es heißt – befinden.

Nach einem Bierchen an der Poolbar machen wir uns auf zu einem Rundgang, denn wir sind ja schon ortskundig. Es gibt auch einen kürzeren Weg zum Meer, gleich hinter dem Supermarkt. Wir schlendern in Richtung Hafen und kehren irgendwann um. Am Schluss war es doch ein langer Weg und unsere Mitstreiter sind schließlich froh, das gerade der Bus des Weges kommt.

Am Abend herrscht vor dem Restaurant einige Aufregung. Einigen Gästen werden die All Incl.-Bändchen abgenommen, die bekommen stattdessen eine sog Yellow Card. Schließlich sind an die 100 englische Gäste versammelt und durch eine Animateurin instruiert. Leider verstehen wir kein Wort. Langsam dämmert es uns: die können nicht zurück fliegen, wegen des Vulkanausbruchs. An der Rezeption liegen inzwischen Stapel von Faxeingängen mit den neuesten Informationen. Demnach ist über ganz Europa der Flugverkehr wegen der Aschewolke zum Erliegen gekommen. Die ersten Gäste erscheinen mit Dosenbier aus dem Supermarkt in der Hand.

Die nächsten zwei Tage unternehmen wir weiter nichts. Einzelne der blockierten Gäste verschwinden so nach und nach, die Dosenbier-Fraktion werden wir noch eine ganze Woche beobachten. Unversehens lernen wir auch ein weiteres deutsches Ehepaar aus Hamburg kennen. Diese marschieren jeden Tag unverdrossen in die Dünen, es sind etliche Kilometer. Sie haben auch einen Windschutz dabei und sind obendrein Nordsee-erprobt. Abends sitzen wir ein paar mal zusammen und verstehen uns prima.

Am Sonntag buchen wir bei unserer Betreuungsdame eine Rundfahrt auf Lanzarote für Mittwoch.

Montag 19.4.

Nun wollen wir uns einmal mit der Umgebung vertraut machen, wo unsere Freunde abgeblieben sind. Wir nehmen den Bus und sind in wenigen Minuten an den RIU-Hotels mitten in den Dünen. Sie werden als die größte Bausünde von Corralejo bezeichnet und man munkelt, dass sie eines Tages hier verschwinden werden. Ebenso die Küstenstraße, die mitten durch die Dünen führt. Wir versuchen zunächst unser Glück am Hotel Oliva Beach. Doch durch unsere Armbändchen sind wir sogleich als fremde Gäste zu erkennen und ein Wachmann lässt uns nicht durch. „We want to meet some friends“ versteht er nicht, bei solchen Gelegenheiten versagen die Sprachkenntnisse bei Verhandlungsunwilligen für gewöhnlich.

Wir marschieren also zu dem anderen Hotel, das ist ohnehin das richtige. Unsere Freunde erwarten uns schon in der Rezeption, die wir hier anstandslos betreten dürfen. Dieses Hotel Tres Islas hat vier Sterne, unser Oasis Village dagegen nur drei. Somit ist hier alles mondäner, von der Einrichtung, dem Personal bis zu den Gästen. Das Essen soll vorzüglich sein, was wir von unserem Hotel nicht sagen können. Aber auch hier sitzen die Gäste fest, es seien sogar 200 an der Zahl. Einer soll es geschafft haben, der sei über Bulgarien nach Paris geflogen und dann mit Bahn und Fähre nach England gelangt. Die Heimreise habe soviel gekostet wie der ganze Urlaub, ca. 3000 €.

Wir begeben uns auf einen Rundgang, das Gelände um den Pool ist etwas steril, wir werden über unsere Pool-Landschaft im Oasis noch berichten. Das Faszinierende dieser Gegend ist die wüstenähnliche Dünenlandschaft, die sich kilometerweit von Nord nach Süd (oder umgekehrt) erstreckt. Der Sand ist – wie wir schon gelernt haben – nur aus Muschelrückständen gebildet und nicht, wie oft angenommen, von der Sahara herüber geweht worden. Wir belassen es für heute mit einem Barfußgang an den schwappenden Wellen entlang: einmal hin und einmal her.

Zurück am Tres Islas kann man sich den Sand an einer Fußdusche abwaschen, aber wenn man den falschen Knopf drückt, geht die große Dusche los, so ist es mir leider ergangen. Meinerseits halbseitig durchnässt genießen wir noch einen Drink und verabschieden uns dann: zurück „nach Hause“. Es bleibt noch Zeit für eine Entspannung am Pool. Heidis Lieblingskatze taucht auf und legt sich nach einigem Herumkratzen auf meinen Bauch, da ist es wohl am gemütlichsten. Heidi ist eifersüchtig, während ich so gar kein Katzenfreund bin.

Was auf dem Boden so an Krümeln herum liegt, erledigen die Spatzen. Und die sind auch nicht ohne. manchmal spreizen sie kampflustig die Flügel und gehen lauthals schilpend aufeinander los. Was das soll, wissen wir auch nicht: we cannot understand them – denn die tschilpen in Spanisch, obwohl sie inzwischen auch Englisch können müssten. Zumindest den Begriff Pommes Frites.

Dienstag, 20.4.

Als Aktivität habe ich nur notiert: Pool. Heidi füllt ununterbrochen Kreuzworträtsel in ihren Intelligenzzeitschriften aus. Ich bin am Lesen. Mein Reemtsma ist ausgelesen. Das Buch Lebendiger Bambus, P.S Buck ist noch in Arbeit. Da weilt man geistig in Korea. Da fahren wir das nächste mal hin, murmele ich blinzelnd, bevor mich ein Schlummer überfällt. Mit offenem Mund würde ich schlafen, wird mitgeteilt. So vergeht ein Tag. „Was a long day“ sagt abends ein Engländer zum anderen. Da hat er recht. Aber sonst verstehen wir praktisch nichts von den Gesprächen, die anscheinend auch in einem mittelenglischen Slang geführt werden. „See ya“ und so.

Ein Mädchen ist besonders aktiv und wir nennen es bald das Gespenst, bzw. in unserer eigenen Sprache Penster, denn die taucht überall auf. Immer mit vorgebeugtem Oberkörper hastend, an ihren flattrigen Gewändern herum nestelnd und ein oder zwei Trinkgläser oder sonst was in den Händen, geistert sie lautstark durch die Gegend. An manchen Abenden geht ein Karikaturist seiner Arbeit nach und zeichnet witzige Portraits nach Art des … von den Modellsitzenden. Auch unser Penster lässt sich portraitieren. Leider haben wir das Ergebnis nicht zu sehen bekommen. Ihre Stimme ist fortan von überall zu hören, doch eines Tages ist sie ganz verändert. Die hat einen auf den Deckel gekriegt, meinen wir, doch wie zu vermuten, war ihr wohl die bevorstehende Abreise aufs Gemüt geschlagen. Und als sie wirklich nicht mehr da ist, da fehlt uns was!

Mittwoch, 21.4. Inselrundfahrt Lanzarote

Die Inselrundfahrt kostet 72 € p.P. Da kann man nur sagen: so preiswert kommen wir nie wieder auf diese Insel. Von FuerteVentura ist es ja nur ein Katzensprung von 20 Minuten mit der Fähre. Wir haben uns pünktlich wecken lassen, aber dann stimmt das Datum auf unserem Faxbeleg nicht, da war unsere Reiseberaterin zu schusselig. Der Reisebegleiter lässt sich aber überzeugen, dass alles seine Richtigkeit hat. Es geht zunächst zum Hafen, von wo aus man in einer knappen halben Stunde mit der Fähre Volcan de Tindaya nach Playa Blanca auf Lanzarote übersetzt. Mit dem Bus geht es weiter, vorbei an den Salinas de Janubio, auch einer Salzgewinnungsanlage. Das erste Ziel ist der Nationalpark Timanfaya. Hier haben in den Jahren 1730 – 1736 Vulkanausbrüche stattgefunden und große Flächen mit einer meterdicken Lavaschicht bedeckt, wodurch viele Dörfer und deren Ackerflächen vernichtet wurden. Die Gegend gleicht einer Mondlandschaft, es gibt kaum Vegetation. In den seit damals unveränderten Lavaformationen kann auch kein Mensch herumlaufen, dazu sind die Strukturen zu schroff und messerscharf. Außerdem ist das Verlassen der Fahrstraßen im Nationalpark nicht erlaubt, nur Busse dürfen hier fahren, keine Pkws.

Es wird Halt gemacht an der Islote de Hilario, wo sich das Rundrestaurant El Diablo befindet, erbaut von Cesar Manrique, dem allgegenwärtigen Künstler der Insel. Wir werden noch mehr darüber hören. An dieser Stelle nimmt die Erdwärme in wenigen Metern Tiefe rapide zu, erst 400 Grad, dann in 27 m Tiefe auf 700 Grad Celsius. Das wird nun in bekannter Weise demonstriert. Erst reicht einem ein Mann mit Schaufel eine Handvoll Kies vom Boden. Ja, der ist schön mullig warm. Dann geht es zu einem Erdloch, dort werden Gebüschzweige hinein geworfen, wenig später gehen diese in Flammen auf. Dann geht man zu einem senkrecht in den Boden eingelassenen Rohr. Da wird Wasser hinein geschüttet, was dann gleich explosionsartig als kochende Fontäne heraus schießt. Da heißt es Abstand halten. Im Innern des Lokals befindet sich ein Naturgrill über einer brunnenartigen Vertiefung, aus der gleichermaßen die benötigte Hitze nach oben strömt. Wenn man sich darüber beuge, würden einem sofort die Haare abgesengt – heißt es. Das probieren wir lieber nicht aus.

Nun fahren wir dem Rundkurs Ruta de los Volcanes durch einzigartige Lavaformationen, vorbei an Vulkankegeln und erstarrten Lavaströmen. Die reichen bis zum Horizont und bedecken die ganze Gegend wie ein See aus Stein. Hier passt auch eine Kamelkarawane in die wüstengleiche Landschaft, vielleicht aber auch nicht.

Nächstes Ziel ist die Gegend von La Geria, wo Wein angebaut wird. Das ist bei der vermeintlichen Unfruchtbarkeit des Bodens zunächst erstaunlich. Man hat hier eine besondere Anbaumethode entwickelt. Der Rebstock wird in einer Kuhle direckt in die Lava-Asche gepflanzt, rings herum ein kreisförmiges Mäuerchen als Windfang und –schutz aufgestapelt. Die poröse Lava-Asche hat die Eigenschaft, in der Kühle der Nacht viel Feuchtigkeit aufzunehmen und am Tage viel Wärme zu speichern. So funktioniert das wohl prima, wenn auch aufwändig. Wir machen Halt an einer Verkostungsstation und dürfen ein Gläschen des Weins probieren, schmeckt wirklich gut und süß. Angeschlossen sind natürlich ein Souvenir- und ein Schmuckladen. In letzterem kann man den inseltypischen Olivinschmuck erwerben. Olivin od. Peridot findet man hier in der Lava, wenn man weiß wo. „Sieht aber alles ziemlich bröselig aus“ – mit diesen Worten zerre ich meine Gattin wieder aus dem Schmuckladen heraus. Auf der Rückseite des Gebäudes breitet sich nämlich ein eindrucksvolles Panorama aus, und auch die vereinzelten Anwesen bieten hübsche Fotomotive.

In der Gegend von Mozaga wird dann Mittag gegessen. Bei der Weiterfahrt kommen wir an dem Monumento al Campesino, dem Fruchtbarkeitsmonument vorbei, das wiederum besagter Cesar Manrique geschaffen hat. Das nächste Ziel ist ein Aussichtspunkt in der Nähe von Haria bei der höchsten Erhebung der Insel mit 670 m. Der Reiseführer ist ganz glücklich, als die dortige Radarkuppel kurz aus den Wolken auftaucht. Der Aussichtspunkt ist leider ziemlich wolkenverhangen, doch einen kurzen Lichtblick gibt es doch.

Durch das Tal der tausend Palmen geht es über El Cortijo zu der Jameos del Agua. Dort ist der Parkplatz gestopft voll mit Bussen. In Arrecife – der Hauptstadt von Lanzarote hat nämlich ein Kreuzfahrtschiff angelegt, die Costa Magica, auf die passen über 2000 Passagiere. Die drängeln sich nun hier herum. Nach kurzer Zeit hat sich die Menge verlaufen und man kann in Ruhe die Angelegenheit in Augenschein nehmen.

Es handelt sich hier um einen 6 km langen Tunnel in einem Lavastrom, der vor 3-4000 Jahren von dem Vulkan La Corona herab geflossen ist. 1 ½  km verlaufen davon noch unter dem Meeresspiegel. Jener Künstler Cesar Manrique hat an dieser Stelle eine sehenswerte Anlage entworfen und verwirklicht. Da gibt es einen See, in dem einzigartige weiße und blinde Krebstiere leben, eine üppige Bepflanzung der steilen Lavawände, Treppen und Durchgänge. Eine Etage höher befindet sich ein türkisfarbener Pool: Baden verboten. Den Abschluss der Grotten bildet ein Konzertsaal mit einer herausragenden Akustik. Über diesen Anlagen befinden sich Gebäude mit Restaurant, einem Museum zur Vulkankunde , Verkaufsräumen und einer seismischen Messstation.

Bei aller Anerkennung muss man sich fragen – das ist meine persönliche Meinung – ob man dieses einzigartige Phänomen einer Lavahöhle nicht doch besser in ihrem Urzustand hätte belassen können. Trotz gekonnt künstlerischer Gestaltung ist die Distanz zu einer Disneyland-Atmosphäre vielleicht doch nicht mehr so groß.

Zurück an die Oberfläche, die nennt sich hier Malpais de la Corona. Da der letzte Vulkanausbruch hier vor ca. 4000 Jahren statt fand, konnte sich eine Vegetation bilden, die der uns vom Mittelmeer bekannten Macchia entspricht mit stacheligen Büschen usw. Am Horizont erkennt man im Meer einen kleinen Kegel, das ist ein Vulkan, von dem nur die Spitze heraus ragt.

Damit ist der Besichtigungsteil der Rundfahrt beendet und die Rückfahrt geht zügig vonstatten. Es wird noch darauf hingewiesen, dass auf der Insel nur zweistöckig gebaut werden darf. In Arrecife allerdings auch dreistöckig, ein Hochhaus gibt es aber doch. Außerdem sehen wir dort von weitem die Costa Magica im Hafen liegen. Mit der Fähre geht es zurück und wir sind rechtzeitig zum Abendessen und Bierzapfen im Hotel.

Freitag, 23.4. El Jable – Die Dünen

An diesem Tag haben wir einmal einen wolkenlosen Himmel und wenig Wind. Da kann man einmal einen Tag in den Dünen verbringen. Der Bus bringt uns hin und dann marschiert man erst mal ein ganzes Stück am Meer entlang, bis man weit genug von den Hotels weg ist. Denn da fallen die Hüllen. Als Windschutz hat man hier Strandburgen gebaut, das sind kreisförmig aufgeschichtete Steine. Die erste inspizierte Burg ist besetzt, da liegen Badelatschen drin. Gleich daneben ist aber eine frei. Also machen wir es uns gemütlich, Badesachen braucht man nicht, die Burg eigentlich auch nicht, so schwach weht der Wind. Bald kommen unsere Freunde aus Hamburg vorbei und halten sich diskreterweise nicht weiter auf. Und da tauchen auch schon unsere Freunde von zu Hause ebenfalls im Adamskostüm. Auf diese Weise haben wir uns in unserem Dorf noch nicht getroffen! Wir wähnten sie auf Achse, weil sie ein Auto mieten wollten. Die Inselfahrt bis Jandia hatten sie aber schon gestern gemacht.

Wir verhalten uns zunächst unauffällig bis sie uns entdeckt haben: „Ah, da ist ja Familie Wittram“. Damit können wir uns ganz zwanglos zu einer gemeinsamen Wanderung in die Dünen begeben. Nur ich ziehe mir eine Hose an, weil ich die Geldbörse lieber in der Hosentasche mitnehme. Die Ausblicke sind phantastisch, das Meer hinüber nach Lanzarote hat eine türkisfarbene Farbe, ein Angler dümpelt in seinem Kahn. Es herrscht kaum eine Dünung, bei stärkerem Wind und einhergehender Brandung herrscht sonst Badeverbot. Heute ist das Wasser glasklar und das Baden ist ein Genuss.

Am frühen Nachmittag begeben wir uns vorsichtshalber auf den Rückweg, denn die sonnenungewohnten Körperflächen können zunächst nicht soviel Sonne vertragen. Schließlich will man ja lieber weiterhin ohne Beschwerden auf dem Hosenboden sitzen. Leider lässt uns der Bus im Stich, wir müssen fast eine Stunde an der Bushaltestelle warten. Das liegt daran, dass der Bus um 15 Uhr ausfällt, weil die Fahrer eine Pause machen.

Zurück am Pool genießen wir dann doch die gemütlicheren Sonnenliegen. Zu einem weiteren Besuch der Dünen wird es nicht kommen. Wir erfahren auch, dass in den folgenden Tagen das Baden nicht möglich war. Dafür haben wir heute hier noch ein Erlebnis. Da spielen ein paar Kinder vor uns mit einem Brötchen Fußball. Durch ein paar Gesten bedeuten wir ihnen, das sich das nicht gehört. Ein kleines Mädchen hebt das Brötchen schließlich auf und wirft es in den Papierkorb.

Zwei Minuten später erscheint das Kind mit ihrer Mutter vor unseren Liegen. „You talked to the child in the wrong way“ erbost sich die Mutter. “We cannot understand you” sagt Heidi – denn sie hat ja einen Englischkurs belegt. Damit zieht die feindliche Abordnung wieder ab und wir werden beim Abendessen weitere erboste Blicke zu erleiden haben. Aber damit kann man leben.

Die restlichen Tage

Da wir ja einen Faulenzerurlaub geplant hatten, benehmen wir uns entsprechend. D.h. wir halten uns am Pool auf, wo uns auch der Wind nicht so viel anhaben kann. Im übrigen ist die Pool-Landschaft hier ganz außerordentlich reizvoll. Die Bepflanzung weist wohl an die 20 Palmenarten auf, im oberen Teil befindet sich noch eine interessante Kakteenanpflanzung. Schöne Aufnahmen kann man da machen. Die Mehrzahl der Engländer verschwindet so nach und nach, neue Gäste treffen nur vereinzelt ein. So ist gegen Ende unseres Urlaubs die Umgebung fast menschenleer.

Am Sonntag habe ich Geburtstag, Heidi hat noch schnell im Supermarkt zwei Andenken-Kakteen besorgt und neuen Lesestoff von zu Hause mitgebracht (Uwe Timm). Am Pool wird das Lied von Tina Turner „Silent Wings“ abgespielt, was besonders gut zu der Situation der vergangenen Woche passt. Unsere Betreuungsdame teilt uns mit, dass unser Rückflug planmäßig stattfinden wird. Abends erscheinen unsere Hamburger Freunde mit einer Flasche Sekt, sie hätten an der Rezeption erfahren, dass ich heute Geburtstag hätte“. Na, die Rezeption kenne ich, die sitzt neben mir.

Rückreise

Nun hat Heidi doch leider kein Erdmännchen zu Gesicht bekommen. Ein weiter Plan steht noch aus: die Hunderückführaktion. Heidi hatte sich schon bei der Organisation OKAPI, Tierhilfe-Fuerte-Ventura als sog. Flugpate angemeldet. Da kommt auch rechtzeitig die Rückmeldung, um 17 Uhr sei man am Flughafen. Auch wir werden pünktlich abgeholt und unser Hundetreffen ist erfolgreich. Die Formalitäten am Flugschalter erledigt eine Mitarbeiterin der Organisation. Es handelt sich um ein Bardino-Mischlingshündin namens Ramona, ein Löke groß wie ein Schäferhund. Der große Hundekasten wird dann zusammen mit einem weiteren Leidensgenossen in den klimatisierten Frachtraum verladen. Nach einem angenehmen Flug nehmen wir den Hundekasten in Hannover wieder in Empfang. Es bereitet noch einige Schwierigkeiten, die Kiste durch die Glastüren zu bugsieren, ein freundlicher Herr kommt zu Hilfe. Und meine größten Bedenken schwinden: die Familie, die den Hund abholen soll, ist tatsächlich erschienen. So hat alles einen guten Ausgang genommen.

Am nächsten Tag holen auch wir unseren Hund Otto von seiner Pension ab, damit sind wir wieder komplett und der Alltag hat uns wieder.