Europa-Wanderweg E6 1986/87

An der Ostsee
In heimischen Gefilden
Göttingen - Fulda
Fulda - Passau

Die folgenden Aufzeichnungen sind im Jahre 1995 angefertigt, also ca.9 Jahre nach dem Stattfinden der beschriebenen Unternehmungen. Es sind daher nicht mehr alle Einzelheiten und Zeitangaben verfügbar. Dennoch soll im Groben die Befahrung des Europa-Wanderweges E6 skizziert werden.

An der Ostsee 1986

Mit dem E6 beginnt das während eines Urlaubs auf dem Bauernhof Roth (um die 100 Kühe) in Oevelgoenne bei Neustadt, Holstein im Sommer 1986. Der Wanderweg E6, Flensburg - Adria, führt genau am Haus vorbei. Auch der Bundespräsident Karl Carstens hat anläßlich seiner berühmten Deutschlandwanderung diesen Teil des Weges zurückgelegt und ist angeblich bei Roths sogar eingekehrt. Die beiden alten Herrn haben zusammen in Halle studiert und in der Verbindung Agronomia u.a. mit Heidis Vater und dem auch sehr bekannten alten Herrn H.D.Genscher (Genschman) ihr Unwesen getrieben.

So wird man neugierig, wie der Weg wohl weiter verlaufen mag. Da wir diesmal vier Wochen Urlaub machen, gibt es genügend Gelegenheiten, das auszukundschaften. Wider Erwarten existieren noch Tagesnotizen von diesem Urlaub. Ich will aber nicht alle Aktivitäten hier aufzählen, nur die lustigste Geschichte vorneweg.

Wir hatten damals unseren Hund "Knöpfchen" (Schnauzerverschnitt), mit dabei, was ja auf einem Bauernhof wie bei Roths keine Probleme bereitet. Zum Baden sind wir immer an den"Wilden Strand" gegangen, das war ein unberührtes Stück Steilküste zwischen Sierksdorf und Neustadt. Dorthin konnte man nicht nur den Hund mitnehmen, sondern auch schon mal die Badehose beim Sonnen weglassen.

Knöpfchen war nun eine begeisterte Wasserratte, Schwimmen war für ihn - eigentlich sie - das Größte. An diesem Nachmittag nun hatte sie sich auf ein anderes Vergnügen eingelassen: bis zum Bauch im Wasser stehend nach zugeworfenen Holzstücken, oder in Ermangelung derselben nach den plätschernden Wellen zu schnappen. Wir fanden das prima und gaben uns dem ungestörten Sonnen hin.

Das mag so eine Stunde gegangen sein, als wir plötzlich merkten, daß der Hund seine äußere Form verändert hatte. Gehorsam schlurfte Knöpfchen an Land, und wir trauten unseren Augen nicht: der Hundebauch ist rund wie eine Wurst. Die Erklärung liegt auf der Hand, sie hatte bei dem ständigen Schnappen eine Menge Wasser geschluckt. Da es sich zwar um Ostseewasser handelt, aber doch Salzwasser, befürchteten wir das Schlimmste.

Erste Maßnahme: dem Hund Bewegung zu verschaffen, indem wir erstmal Gassi (oder vielleicht in diesem Falle "Strandi") gehen. Lange brauchten wir nicht zu warten, da krümmt sich der Hund wie ein Flitzebogen, und vorne und hinten gleichzeitig schießt ein Strahl des inzwischen etwas getrübten Ostseewassers heraus. Nachdem sich das ein paar Male wiederholt, bekommt der Hund auch wieder seine angemessene Form zurück.

Einziges Nachspiel: der Teppich im Flur bei Roths - die sind zum Glück verreist - weist am Abend eine verdächtige Nässung auf und muß zum Lüften rausgehängt werden.

Zurück zu dem geheimnisvollen Wanderweg, der bei uns bald "Kreuzweg" heißt, weil er durch ein weißes Andreaskreuz auf schwarzem Grund gekennzeichnet ist. Am Donnerstag, dem 10.7. mache ich die erste Erkundung, ein "historisches" Datum, weil - wie im folgenden beschrieben - noch einiges folgen wird.

An diesem Tag geht es über den "Sieben Hügel Weg" nach Gut Wintershagen, weiter an der Küste bis Neustadt, dann am Binnenwasser entlang über den Bahndamm. Es folgt Gut Siershagen, wo der Weg mitten über den Gutshof führt. Eine viel-hundert-Jahre alte Eiche ist hier (vielleicht war es aber auch woanders?) die Hauptattraktion. Nun noch einen Berg hinauf nach Gömnitz, dann sind die ersten 20 km dieser Europatour absolviert.

Ich bin ganz begeistert. Man befährt Wege, auf die man selbst nie kommen würde, die an der Strecke liegenden Sehenswürdigkeiten werden natürlich nicht ausgelassen. Das Ganze weitgehend autofrei! Die Neugierde ist noch größer geworden.

Am folgenden Dienstag kann ich Verena auf eine Radtour locken. Wir erkunden den weiteren Verlauf des E6 nach Norden von Gömnitz bis Schönwalde, wo wir umkehren und an den Strand zu den anderen zurückkehren.

Am Sonntag, 27.7. breche ich dann zum bisher größten Teilstück auf. Schönwalde - Eutin, um den Keller See nach Malente, die weiteren Seen kann man gar nicht alle aufzählen. Schließlich kommt man in Plön und Preetz raus. Dann ein herrliches Stück an der Schwentine entlang, da geht es durch verschwiegene Auwälder, auch schon mal über eine Kuhwiese.

In Kiel fahre ich noch bis an den Hafen, dort findet ein Flohmarkt statt. Mit einem Fischbrötchen kann man sich stärken, dann warten die 80 km Rückfahrt. Das geht ganz flott immer auf der Landstraße, aber es "zieht sich", in Eutin ereilt mich ein "Hungerast". Das passiert, wenn man nicht genügend Nahrung zu sich nimmt und das Blut unterzuckert ist. Mit wackeligen Kniekehlen und Schweißausbrüchen lagere ich an einer Friedhofsmauer, wo es mir nach ein paar Stück Schokolade bald wieder besser geht.

Es fehlt nun noch die südliche Fortsetzung. Das mache ich am letzten Tag des Urlaubs zusammen mit den Kindern, während Heidi auf den Hund aufpaßt, die Koffer packt, die Wohnung sauber macht oder sowas. Das mit den Kindern hätte ich lieber lassen sollen. Denn der "Kreuzweg" macht seinem Namen alle Ehre, indem er um den Pariner Berg herum doch sehr unwegsam ist, wofür dann ja immer der Papa verantwortlich gemacht wird. Immerhin gelangen wir bis Ratekau, fast schon einem Vorort von Lübeck. Zurück geht es natürlich auf glatten Wegen, aber die Kinder wollen von dem Kreuzweg vorerst nichts mehr wissen.

In heimischen Gefilden

Nun führt der E6 geradewegs an Braunschweig vorbei. Da hat man ja weiterhin einiges zu tun. Zuerst besorge ich mir natürlich aus der Reihe Kompass Wanderführer den naheliegenden Titel "Europäischer Wanderweg E6". Dann mache ich mir die Mühe, den Weg auf meinen Karten farbig nachzumalen, damit man ihn immer gut findet.

Von der Haustür weg kann man die erste Erkundung starten: bis zum Oderwald, dann über Wolfenbüttel, am östlichen Stadtrand von Braunschweig durch die Buchhorst bis Wendhausen. Ein anderes Mal kann ich die Familie zu einer Radtour zum Tankumsee überreden. Dazu fahren wir mit dem Auto und den erforderlichen fünf Rädern auf dem Dach nach Wendhausen. Dort geht es gleich in den Wald. Wieder mal interpretiere ich die Karte nicht ganz richtig und wir biegen in einen zweifelhaften Weg ein. Fatal nur, daß uns eine Gruppe weiterer Radfahrer gutgläubig folgt. Wir versacken schließlich alle Mann im Matsch, und ich bekomme wiedermal zu hören: "Du mit deinem Kreuzweg..."

Es wird dann doch noch schön, am Allerkanal entlang durch den Barnbruch zum Tankumsee, das hätte man auf eigene Faust ja nie gefunden. Um das Ganze zuende zu bringen, muß ich nun zurück zum Auto über langweilige Landstraßen fahren, dann die Familie wieder abholen, die sich solange am Tankumsee langweilen mußte.

Um nun in der Beschreibung des E6 nicht auch zu langweilig zu werden, zähle ich die folgenden Touren, die ich nun wieder alleine machen mußte, nur auf. Passiert ist dabei auch nicht viel, außer Landschaft und nochmal Landschaft. Meine Begeisterung jedenfalls hält weiter an. Leider ist die Zeit des Mountainbikes noch nicht angebrochen, so ist es nicht immer ganz leicht, mit dem Motobecane Sportrad auf schmalen Reifen die Wege zu meistern, die eher für Wanderschuhe ausgesucht wurden.

Es waren noch drei Tagestouren, wo ich jeweils mit dem Auto an einen geeigneten Ausgangspunkt angefahren bin, dann den E6 lang, und auf Landstraßen zurück zum Auto.

Also einmal nach Klein Flöthe am Oderwald. Den Teil des E6 über den Oderwald kann ich weglassen, denn den bin ich schon auf Skiern abgelaufen. Nach Süden geht es bis Goslar. Die Harzüberquerung kann ich auch weglassen, denn das haben wir mit den Volkswanderungen quer über den Harz (42 km) bisher schon mehr als 10 mal mitgemacht.

Ein anderes Mal nach Isenbüttel am Tankumsee. Von dort nach Norden über Gifhorn und Hankensbüttel bis in das Wendland. Ein weiteres Mal vom Wendland bis an die Elbe nach Bleckede. Im Wendland gab es auf den sandigen Wegen viel Schieberei. Dabei konnte man die massenhaft wachsenden Speisepilze (Maronen) bewundern, deren Transport aber für den Radfahrer problematisch ist. Aber auch Blaubeeren gab es, die konnte man an Ort und Stelle verputzen (Hoher Mechtien). Auch Plattfüße gab es schon hin und wieder, denn die schmalen Reifen nehmen ein rasantes Fahren über Stock und Stein mitunter übel.

Einmal noch kann ich Verena zu einer Mitfahrt überreden, von Sieber am Südharz bis Duderstadt. Da können wir zwei Wanderer beobachten, die sich wohl auch des E6 angenommen haben. Wir taufen sie "Die Weinbergschnecken", denn so quälen sie sich mit ihren Rucksäcken durch die Gegend. In Duderstadt bekommt Verena ein Eis, und ich bekomme auf dem Rückweg wieder einen Platten. Mit nachhaltigem Luftpumpen reicht es gerade noch bis zum Auto.

Göttingen - Fulda, Himmelfahrt 87

Nach einem langen Winter ist mein Interesse am E6 immer noch nicht eingefroren. Ich nehme mir Himmelfahrt und die Tage danach frei von Familie, Hund und Garten, und darf meiner neuen Leidenschaft nachgehen. Dazu fahre ich am Mittwoch vor Himmelfahrt mit der Bahn nach Göttingen. Bis heute fehlt mir so allerdings die Etappe Duderstadt - Göttingen, aber man muß ja auch für das Alter sich noch ein paar Dinge aufheben. Das Teilstück Elbe - Lübeck haben wir auch nicht auf dem E6 absolviert, aber doch auf einer späteren Tour mit dem Fahrrad.

Nun also Start in Göttingen. Gleich hinter der Stadt quert man die Baustelle der superschnellen ICE-Trasse: Tunnel - Talbrücke - Tunnel - Talbrücke und immer so weiter. Mit dem Fahrrad, noch dazu auf dem E6, hat man ein intensiveres Erlebnis von Ortschaften, Wiesen, Wald, und Feldern. Das Mountainbike ist immer noch nicht erfunden, jedenfalls nicht für mich. Der erste Platte ereilt mich bald auf matschigem Weg in einem idyllischen Wiesental. Inzwischen bin ich im spontanen Beheben dieser Malesche (Malaise?) schon ganz geübt.

Es geht dann auf den Hohen Hagen, 476 m hoch, dort oben hat schon der alte Gauss optisch Kontakt zu anderen Erhebungen rund um das Tal der Leine aufgenommen (trigonometrisches Netz). Ich kann über eine Asphaltstraße einigermaßen bequem hinauffahren. Hinunter aber geht es hart am Rand des berühmten Basaltsteinbruchs auf unfahrbarem Weg. Erstmals kann ich eine mühsam erarbeitete Meereshöhe - das haben wir in der Schule mit potentieller Energie bezeichnet - nicht in kinetische Energie umsetzen. Vielmehr muß man, beide Hände an den Bremshebeln, das bepackte Rad um die Wegbiegungen lotsen, immer darauf achtend, daß die Packtaschen nicht an einem Baumstamm hängenbleiben.

Kaum ist man unten und aus dem Wald heraus, geht es dann wieder ganz annehmbar dahin. Orte wie Nieder- und Oberscheden lassen erahnen, welchen Bekanntheitsgrad diese Gegend besitzt. Bekannter ist dann schon Hannoversch Münden:

Wo Werra sich und Fulda küssen,
sie ihren Namen büßen müssen!

Ich habe niemanden zum Küssen, lasse es mir aber nicht nehmen, zu Füßen einer Linde an der frisch geborenen Weser ein Wurstbrot zu verzehren. Die alte Fachwerkstadt Hann-Münden bleibt hinter mir, schwer schiebend geht es über einen Bergrücken, rechts unten verläuft bequemer die Landstraße.

Nun kann er mich aber mal, der liebe E6. Schließlich bin ich keine Weinbergschnecke. Nach Studium der mitgeführten Landkarten beschließe ich, meinem Weg zwar nicht untreu zu werden, aber doch hin und wieder eine angenehmere Route vorzuziehen. Es ist in der Folge die Regel, daß zwischen zwei Ortschaften der Wanderweg über einen Berg, durch den Wald und damit von der Sonne abgeschieden sich dahinwindet. Unten entlang aber ist eine Landstraße zwischen blühenden Rapsfeldern, sonnig und mit freien Aussichten über die Fluren. Zeitlich bedeutet das z.B. über den Berg auf dem Wanderweg eine Stunde, unten entlang auf der Landstraße 20 Minuten, um von einem Ort zum anderen zu kommen.

Nach Hann. - Münden bleibt man erstmal der Werra treu, die man in Witzenhausen quert, und zwar auf einer Brücke. Dann geht es endlich mal im Tal entlang, links 'ne Burg, rechts 'ne Burg. Die rechte heißt Burg Ludwigstein, da bemühe ich mich dann doch hinauf. Oben ist eine Jugendherberge. Ein paar Jahre später wird Stefanie eine Klassenfahrt dorthin machen, wovon sie begeistert berichtet. Ich werde dann mitreden können, aber das weiß ich heute auch noch nicht.

Irgendwo in der Wildnis zeigt sich, wie klein die Welt ist. Ein ins Gespräch vertieftes Paar kommt mir entgegen. Die Frau, ist das nicht die Frau Professor M.-L. aus Braunschweig, die sich nicht scheut, trotz ihres akademischen Titels in der Regenbogenpresse die psychologische Briefkastentante zu spielen. Außerdem wirkt sie gerne als Gutachterin bei spektakulären Prozessen mit. Findet nicht zur Zeit in Fulda der Weimar-Prozess statt? Spätestens am nächsten Parkplatz klärt sich die Sache auf, ein dunkelgrüner Porsche mit dem Kennzeichen BS. Den kenne ich vom Braunschweiger Universitätsgelände her. Ich habe mich also nicht geirrt.

Meine Waden melden sich, es ist später Nachmittag, ein Nachtquartier wäre so langsam ins Auge zu fassen. Die Entscheidung ist also einfach, auf bequemer Straße hinab nach Bad Sooden Allendorf bietet sich als Alternative zu dem weiterhin durch die Wälder schlängernden E6 an. Mit einem Affenzahn die Berge hinunter bin ich in Bad Sooden und nehme daselbst Quartier in dem sich als erstem anbietenden Hotel.

Der abendlche Rundgang führt mich an den Salzhecken vorbei - "Gradierwerk" heißt sowas, wo die Kurgäste durch Inhalieren der salzhaltigen Luft ihre Atemwege kurieren, nach Allendorf. Ganz einheitlich in schwarz weißem Fachwerk gehalten, ist dieser Ort eine Sehenswürdigkeit. Vier Jahre später werde ich meine Ehefrau auf unserer Fahrt in den Thüringer Wald hier herumführen. Aber auch das weiß ich heute noch nicht.

Mich zieht es in ein vollbesetztes Pizzalokal, wo die verbrauchte Energie des anstrengenden Tages wieder aufgefüllt wird. Beim Gang zurück drücke ich mir noch die Nase platt an den Scheiben des Kurhauses, wo heute wohl sowas wie "Tanz in den Himmelfahrt" angesagt ist. Da bewegen sich wohlbeleibte Paare zeitlupenartig im Takt der moderaten Musik. Für mich ist da wohl nichts zum "Küssen" dabei, ich nehme meine Nase wieder von den Glasscheiben und bereite mich in meiner Hotelklause anhand der Landkarten und des Wanderwegführers auf den morgigen Vatertag vor.

Strahlender Sonnenschein, mit Unternehmungslust geht es auf die Tour. Links der Werra, den Berg hinauf. Der E6 führt auf eine Wiese, paddelnaß vom Morgentau. Da bleibe ich doch lieber auf dem asphaltierten Weg, der weiter geradewegs hinauf führt. An einigen Plätzen werden bereits Grilleinrichtungen und Zapfanlagen aufgebaut, der Vatertag bricht an. Mit all dem habe ich nichts zu tun, in der Hoffnung, irgenwann wieder auf den E6 zu stoßen, ziehe ich meine Bahn den Berg hinauf. Der Weg wird schlechter, tiefe Wagenspuren machen ihn schließlich unpassierbar. Ich vertraue mich einem Trampelpfad an, schleppe das Rad samt Gepäcktaschen unter den Arm geklemmt. Dann kommt ein Graben oder ein Wall oder beides, ich lehne das Rad an einen Baum und gehe zu Fuß weiter.

Und nun bin ich in dem letzten Winkel "Restdeutschlands" gefangen. Links die DDR Grenze mit ihrem anheimelnden Drahtverhau. Vier Jahre später wird sie der Schrottverwertung zugeführt werden, aber das weiß ich heute wieder noch nicht. Rechts aber ist eine Orchideenwiese, Knabenkräuter noch und noch. Dahinter gähnt ein Abgrund, steile Felsen vereiteln jedes Weiterkommen.

Ich kann nur mein Rad - samt Gepäcktaschen - wieder unter den Arm klemmen, über Böschung, Wall und Schlammweg den bereits bekannten Weg aufnehmen. Jetzt klappt das immerhin gut mit der "potentiellen Energie", hinab und nochmal hinab, an Grillplätzen, sprudelnden Bierfässern, an den zugehörigen parkenden Autos vorbei.

Und wo bin ich nun, es ist zwölf Uhr mittags? In Bad Sooden - Allendorf, wo ich am Morgen in Erwartung eines ereignisreichen Tages gestartet bin. Selten so erfolgreich Radgefahren. Der E6 kann mich mal, links 'ne Burg (Rothestein oder Hohestein, was weiß man) gleite ich resignierend auf der platten B27 nach Eschwege.

Nochmal fahre ich über die Dörfer, halte mich aber lieber auf Landstraßen auf. Der E6 mag irgenwo durch die Wälder führen, eine lange Talabfahrt ist viel schöner. In Bad Hersfeld lasse ich mich mit einer 100 DM Unterkunft den Vatertag was kosten. Ein Rundgang in so einem Ort ist immer schön, in einer Ruine finden hier immer Theaterveranstaltungen statt, Bad Hersfelder Festspiele oder so, soviel kriege ich noch raus.

Nach einer komfortablen Nacht - Dusche und WC - alles dabei, genieße ich das ausgezeichnete Frühstücksbuffet, das sich über mehrere Räume erstreckt.

Von dem letzten Tag kann ich nicht so viel berichten, den E6 habe ich kaum zu Gesicht bekommen. Erinnerlicher ist mir der Regen, der am frühen Vormittag einsetzte, um dann nachhaltig anzudauern. Die knirschende Kette auf einem aufgeweichten Weg, die Regentropfen im Kragen, durchgefroren im Bahnhof von Hünfeld, soll man aufgeben und mit der Bahn zurückfahren?

Nein, bis Fulda soll es noch gehen. Der Regen läßt nach und ich schaffe noch den Rest der Strecke. Zurück mit dem erstbesten Zug - drei Tage waren das, aber keine schlechten!

Zwischenbilanz: Den E6 habe ich nun von Kiel bis Fulda im Kasten. Leider habe ich derzeit keinen Fotoapparat mitgeführt, daher ist diese Dokumentation reichlich bildlos. Die nicht ganz perfekt abgewickelten Teilstücke habe ich auch schon gebeichtet.

Fulda - Passau, Herbst 87

Sonnabend

Diesmal fängt es mit Mannis 40-ten Geburtstag an. Manni ist der Dorfelektriker, infolgedessen herrscht an trinkfreudigen Geburtstagsgästen kein Mangel. Dazu gehören auch wir. Das ganze Dorfgemeinschaftshaus ist eine einzige Trinkgemeinde. Nur daß ich für den nächsten Morgen schon eine Fahrkarte nach Fulda gelöst habe, darauf nimmt keiner Rücksicht. Am wenigsten ich selber.

So geht es mir gar nicht gut an diesem Sonnabend, bedüselt gebe ich dem Wecker recht und schleppe mich zum Braunschweiger Hauptbahnhof. Mit pelzigem Mundgeschmack begebe ich mich in mein Abteil und versuche, das Rebellieren von Magen, Kopf und anderen Organen in den Griff zu bekommen.

Die Bahnfahrt ist in diesem Zustand jedenfalls kein Genuß. Endlich in Fulda, das bepackte Fahrrad besteigend, erhofft man sich Besserung. Doch dem ist nicht so, die brennende Sonne, bergauf durch den dichten Verkehr, Schweißausbrüche, ich kämpfe mich bis an den Rand der Rhön vor, in Gersfeld kann man in einem Straßenrestaurant bei einer Cola verschnaufen.

Ab hier geht es wieder auf dem E6 dahin. Natürlich gilt es, erstmal die Höhen der Rhön zu gewinnen. Das geht nur mit Schieben und dauert vielleicht zwei Stunden. Oben erreicht man das Rote Moor, dort gibt es Aussichtspunkte und mit Holzbohlen befestigte Wege, um die "unberührte" Natur zu bewundern.

Einmal oben, geht es ganz munter dahin. Vom Fernsehsender Heidelstein kann ich der Versuchung nicht widerstehen, mich in sausender Fahrt der Hochrhönstraße anzuvertrauen. Heute steht mir der Sinn sowieso nicht nach weiteren Anstrengungen, und ich suche mir für das Nachtquartier den Ort Mellrichstadt aus. In dem Gasthaus, wo ich anfrage, findet heute eine Hochzeit statt, und man will mich eigentlich gar nicht haben. Anscheinend mache ich aber einen so abgekämpften Eindruck, daß man ein Einsehen hat, wenn mich die Feierei nicht störe. Ich verspreche es, gehe noch auf eine Pizza in ein Gartenlokal, das Bier schmeckt heute gar nicht. So bin ich bald dabei zu beweisen, daß mich die Feierei nicht stört. Tut sie auch nicht.

Sonntag

Am nächsten Morgen fühle ich mich wieder wie ein richtiger Mensch. Dennoch suche ich mir wieder bequemere Wege, denn das Wetter ist muschelig. An Bad Königshofen vorbei geht es zum Bayernturm. Von dort hat man einen weiten Blick hinüber nach Thüringen, einem unbekannten Land. Dann rolle ich auf Coburg zu, da zwingt mich ein strömender Regen in eine Bushaltestelle. Welcher Radfahrer liebt nicht diese so nützlichen Einrichtungen. Es dauert eine Weile, bis abgewettert ist, auf dampfender Straße geht es dann nach Coburg, durch die schöne Altstadt hinauf zur berühmten Veste Coburg. Hier war ich im vergangenen Jahr schon einmal mit Verena (per Auto).

Über Mitwitz - ist hier der Humor zu Hause? - beende ich diesen Tag in Kronach. Obwohl hier gerade ein gutbesuchtes Volksfest im Gange ist, bekomme ich gleich im "Ochsen" oder so mein Quartier. Kronach ist ein sehr schöner Ort, besonders die Festung ist imposant. Natürlich zieht es mich sogleich in die Burgschenke, wo ich meinen Hunger stille und der drallen Bedienung vergeblich schöne Augen mache.

Das Festzelt muß ich auch noch besuchen, komme auch mit ein paar Tischgenossen ins Gespräch. Doch dann brechen diese auf und ich begebe mich auch zur Ruhe.

Montag

Von Kronach geht es nun immer nach Norden hinauf in den Frankenwald. Die Straße ist wunderschön, wenn auch stetig ansteigend. Schlimmer sind die zahlreich breitgewalzten Reste von mancherlei Reptilien, Kröten, Frösche, Blindschleiche und Ringelnatter, man mag da gar nicht hinsehen. In Tschirn kurz vor der DDR-Grenze geht es rechts weg wieder Richtung Osten. Nach einer steilen Abfahrt tun mir die Hände weh vom Bremsen. Ich bin noch nicht so gut eingerollt, daß ich die Abfahrten ohne die notwendige Portion Vorsicht hinunterrasseln kann.

Dann durchfährt man ein idyllisches Wiesental mit vielen Mühlen und vergessenen Anwesen. Bei einer Rast auf einer Brücke muß ich meine immer noch existierenden Vorräte von zu Hause aussortieren, Käse- und Wurstbrote sowie die gekochten Eier sind nicht mehr im allerbesten Zustand.

Diese Fahrt durch den Frankenwald ist eine reine Genußtour, denn viele Kilometer kann man da nicht gutmachen. Es geht wieder zurück in südliche Richtung genau auf das Fichtelgebirge zu, das sich beängstigend vor einem aufbaut. Das sind Höhen bis an die 900 m, da muß man schon sehen, wie man sich elegant aus der Affäre zieht.

Ich glaube, ich bin von Gefrees nach Weissenstadt gefahren, und das ging ganz gut. Tagesziel ist Markt Redwitz. In einem Gasthof bin ich der einzige Übernachtungsgast. Zum Abendessen suche ich mir hier im tiefsten Franken ein chinesisches Restaurant aus.

Dienstag

Den E6 benutze ich mittlerweile nur noch als Richtschnur, nur selten fahre ich mal ein Stück auf ihm entlang. Mit dem Gepäck und immer wieder über hohe Berge auf holperigen Wegen hat sich das nicht besonders bewährt.

Der erste bemerkenswerte Ort an diesem Tag ist Konnersreuth. Hier gab es doch mal eine Frau, Therese von Konnersreuth, die an Händen und Füßen die Wunden der Kreuzigung trug, diese sogar zum Bluten bringen konnte. Dem Ort sieht man das nicht an, ich jedenfalls nicht. Gleich danach erreicht man den Wallfahrtsort Waldsassen mit seiner berühmten Abteikirche und einem Zisterzienserkloster. Viel Volk tummelt sich hier, aus den Reisebussen strömend. Auf dem Klosterhof kann ich nur unter meiner Kapuze hervorlugen, es regnet mal wieder.

Nun geht es immer hart an der tschechischen Grenze entlang in Richtung Oberpfälzer Wald. An einer Stelle verläuft die Grenze gleich hinter dem Straßengraben, nur durch Schilder erkennbar. Ich tue es einem Hund gleich, wenn er das Bein hebt, bleibe allerdings mit beiden Füßen auf dem Boden. Hinterher kann ich erzählen: "Ich habe schon mal in die Tschechoslowakei gepinkelt!"

In einem kleinen Ort besorge ich mir neue Bremsklötze, gleich montiert, und siehe da, ein ganz neues Fahrgefühl die Berge runter, wenn man sich auf die Bremsen besser verlassen kann. In Waldhaus ist wieder einiges los, hier befindet sich ein belebter Grenzübergang. Neben den vielen Lastautos donnern auch immer wieder lederne Ritter der Landstraße auf schweren Maschinen an einem vorbei. Anscheinend findet eine Ralley, Sternfahrt oder sowas statt.

Bald hat man wieder seine Ruhe auf einsamen Straßen durch die Wälder. Im Herzen des Oberpfälzer Waldes finde ich in Schönsee Quartier. Gerne erinnere ich mich noch an den "Holzfällerteller", nicht nur daß ich kaum über ihn hinweggucken kann, ich kann ihn sozusagen im Kreis der Wirtsfamilie verzehren. Als Einzelfahrer ist man immer froh über alle menschlichen Kontakte.

Mittwoch

Am nächsten Morgen geht es zunächst hauptsächlich bergab. In Furth im Wald befindet man sich zu Füßen des bayrischen Waldes. Also geht es auch gleich wieder tüchtig in die Höhe. Vor einem bauen sich Osser und Arber auf, da weiß man, was einen erwartet.

Noch geht es gemächlich dahin, an Wiesen mit Heuhaufen vorbei. Da begibt es sich, daß der Seitenwind mir ein Heubüschel direkt in das Schaltwerk bläst. Ein paar Pedalumdrehungen zuviel sorgen dafür, daß das Ganze eine schön verwickelte und schmierige Angelegenheit wird.

So komme ich mit etwas geschwärzten Händen an die kleine Wallfahrtkirche in Vorderbuchberg. Diesmal gehe ich sogar kurz hinein, trotz der kurzen Hosen. Heute - 9 Jahre später - darf man mich nicht mehr fragen, wie es in der Kirche aussah. Sicher barock.

Dann aber geht es zur Sache, der Große Arber fordert seinen Tribut. In Serpentinen schlängelt sich die Straße durch den Wald den Berg hinauf. Ich einige mich mit dem Fahrrad darauf, daß mal ein Stück geschoben, dann wieder gefahren wird. Das geht ganz gut, irgendwann neigt sich die Straße wieder mehr der Horizontalen zu. Am Sporthotel Arber hat man die 1000 Höhenmeter überschritten.

Vorbei am Arbersee, dort schaukeln die Tretboote und ein Märchenwald lockt die kleinen Gäste an. Rasant geht es hinunter nach Zwiesel. Das Abfahren geht nun schon ganz gut, viel zu sehen gibt es dabei nicht, so saust die Gegend links und rechts vorbei.

Nun habe ich mir für heute eine Überraschung ausgedacht. Weniger für mich als für die Familie Wenig, auf deren Bauernhof wir vor 7 Jahren mit der ganzen Familie Urlaub gemacht hatten. Der Hof liegt in der Mitte zwischen Zwiesel und Bodenmais. Natürlich habe ich keine Probleme, den Weg zu finden. Vor dem Haus steige ich vom Rad, gespannt, was jetzt folgt.

Auf der Bank vor dem Haus sitzen die alte Frau Wenig und Sohn Josef, mit dem zusammen wir seinerzeit allerlei Unfug getrieben haben. Man schaut mich ungläubig an, kann mich wohl nicht gleich einordnen. Dann aber großes Hallo, "Jo mei, so ebbes abber au!" Inzwischen ist leider der alte Herr Wenig verstorben, der jüngste Sohn führt nun den Hof. Josef ist nach seinem Ersatzdienst als Altenpfleger in Zwiesel tätig. Frau Wenig wohnt nun in der Villa Andrea, dem kleinen Ferienhäuschen, in dem wir damals hausten.

Ein Zimmer für mich haben sie im Moment nicht frei, deshalb ist es das Einfachste, ich nehme ein Zimmer im Gasthof um die Ecke. Am Abend wird noch das Gästebuch hervorgesucht, in dem wir uns seinerzeit verewigt hatten:

Auf dem Bauernhofe Wenig
sind die Feriengäste König.
Jung und Alt, ob groß ob kleenig,
findet hier den Urlaub scheenig!

Na ja, was die anderen Gäste da so schreiben, ist auch nicht immer das Pralle.

So verbringe ich einen Abend mal wieder unter Menschen, mit Erzählen von heute und früher: der Marsch zum alten Bergwerk auf dem Hennenkobel, die Wolpertinger und Glühwürmchen, die 3 Maß Bier beim Dorffest in Kohlnberg, das abendliche Grillen, das Bierzelt in Zwiesel, die falsche Orchidee (Balsamine), Pfifferlinge, der Nachtmarsch über die Wiesen (einigermaßen alkoholisiert), Gunda und Bruno aus Hamburg, Walburga und Horst aus Kiel...

Kein Problem, in dieser Nacht angenehm zu träumen.

Donnerstag

So schön dieser Abend war, mich zieht es weiter, wie einen Wandervogel. Dabei weiß ich noch gar nicht, wie weit ich noch fahren will, am Wochenende muß ich irgendwie wieder nach Hause. Mal sehen, wie man das hinkriegt.

Erstmal weiter, wieder über Zwiesel in Richtung Nationalpark Bayerischer Wald. Man fährt durch Orte wie Frauenau oder Spiegelau, die haben meistens ein Glasmuseum und entsprechende Verkaufseinrichtungen. Der E6, um ihn nicht ganz aus den Augen zu verlieren, führt derweil mal kurz über den Großen Rachel, 1483 m. Natürlich auch an der berühmten Rachelseekapelle vorbei, die man oft auf einem Kalenderblatt romantisch lagern sieht. Nun habe ich diese Tour bei besagtem Urlaub damals - auch allein, mangels Unternehmungsgeist der restlichen Familie - schon unternommen. Daher weiß ich, das ist mit dem Fahrrad absolut nicht zu machen.

Mich erwischt es allerdings auf offener Straße. An einer Baustelle mit frisch gestreutem Split geht einem der Reifen die Luft aus. Ich lege das Flickzeug bereit und baue den Schlauch aus. Dieser hat einen Riß, der gerade ein paar Millimeter länger ist als mein größter Flicken. Natürlich führt man einen Ersatzschlauch mit, man ist ja nicht von gestern. Nun wird es allerdings fatal, denn der Ventilstutzen des neuen Schlauches paßt nicht durch die engere Bohrung der Felge. Ratloses Fingernägelkauen!

Immerhin sind ein paar Häuser in der Nähe, Menschen zeigen sich weniger. Nachdem ich eine Weile herumgelungert habe, erscheint sowas wie ein Hausmädchen, der muß ich nun mein Problem berichten. Was ein Bohrer ist, weiß sie weniger, eher daß der Schorsch Automechaniker sei. Das Glück ist mit den Sonnenkindern, da kommt der Schorsch auch schon die Straße langgeschlendert. Na klar, Ventilloch aufbohren, das haben wir doch gleich.

Man glaubt gar nicht, wie dankbar man manchmal anderen Leuten sein kann!

Jetzt ist die Welt irgendwie blanker, die nächste Steigung schwebe ich hinauf. Der Karte entnehme ich, daß wenige Kilometer links die Moldau enspringt, nur die tschechische Grenze liegt dazwischen. Wie ich so auf der Höhe bin, ergreift mich eine solche Hochstimmung, wie ich es - jedenfalls auf Radtouren - selten erlebt habe. Heute, 9 Jahre später, kann ich es noch nachempfinden. Vor mir liegt der Böhmerwald, der sieht zwar auch nicht anders aus, als die bisherigen Berge, aber ich schwebe nur noch. Schon auf der Abfahrt kommt mir ein einbeiniger(!) Radfahrer auf einem Rennrad entgegen, was man nicht alles zu sehen bekommt!

Um den Leser nicht zu langweilen, soll man ja die Ortsnamen spärlich streuen, aber nun durchfahre ich Hinter- Mitter- und Vorder Firmiansreuth. Es folgen Phillipsreut, Bischoffsreut und Ludwigsreut.

Und hier endet mein mitgeführtes Kartenmaterial. Sozusagen im Blindflug schwebe ich weiter, vorbei am Dreisesselberg, 1330 m, und finde mich plötzlich an der Grenze nach Oesterreich wieder. Gerade noch kann ich in einer Telefonzelle zu Hause anrufen, dann zieht es mich über die Grenze. Keinen Schilling habe ich in der Tasche, finde aber gleich im ersten Ort, Schwarzenberg, eine Raiffeisenbank.

Da ich überhaupt nicht weiß, wo ich bin und wie es weitergeht, schenkt mir der freundliche Schalterbeamte eine Karte von Oberösterreich, auf der alle Filialen der Raiffeisenbanken eingezeichnet sind. Das hilft weiter.

Die Ortschaften haben hier ein völlig anderes Aussehen. Klobige Häuser, irgendwie ungarisch, obwohl ich dort noch nie war. (Warte nur, im nächsten Jahr...). Ich befinde mich also im Mühlviertel, jedenfalls im nordwestlichen Zipfel desselben.

An diesem Tag fahre ich noch bis Rohrbach, wo ich mein Quartier finde.

Freitag

Der Rest der Tour ist nun einfach auszurechnen. Hinab zur Donau, das besteht in einer berauschenden Talabfahrt entlang der Kleinen Mühl. Hier gibt es wohl auch Mühlen, aber ob daher der Name von Fluß und Mühlviertel seinen Namen hat? Die Leute, die in diesem Tal wohnen, leben wohl auch nicht so üppig, jedenfalls wird jeder Quadratmeter zum Heumachen genutzt, mit der Sense gemäht und mit einfachen Karren heimgebracht. Alle Leute grüßen freundlich.

Auch wenn die Fahrt immer so weitergehen könnte, irgendwann kommt sie, die Donau. Das ist in Obermühl. Breit strömt sie dahin, und eine Stille, das verschlägt einem den Atem. Billanziert man nochmal: Rhön, Frankenwald, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald, Bayrischer und Böhmerwald. Und nun steht man an der Donau. Schöner geht es gar nicht.

Wie geht es weiter? Die Fähre lagert gerade am gegenüberliegenden Ufer. Auf dem diesseitigen Ufer geht es laut Karte nicht recht weiter. Das kann ich nicht einsehen. Entlang so einem großen Strom muß es doch einen Weg geben. Also nicht auf die Fähre warten, wer weiß wann die kommt. Ich mache mich auf den Weg, ein paar Gehöfte noch, dann ein Steinbruch, und damit Schluß.

Da gibt es nichts, als zurückzufahren, die Fähre steuert gerade das hiesige Ufer an. Natürlich reicht es mal wieder nicht, als ich um die Biegung zum Anleger komme, legt die Fähre gerade wieder ab.

So habe ich eine weitere halbe Stunde Zeit, mich dem historischen Speicher nebenan zu widmen, oder weiter der Stille zu lauschen. Irgenwann kann ich dann auch mit der Fähre übersetzen, die Schlögener Schlinge genießen, um dann endlich in Passau, der Endstation, anzukommen.

Zum Abschluß ein Hotel in der Altstadt, in den Gewölben der Gaststube sind die Hochwassermarken oberhalb der Kopfhöhe abzulesen. Besichtigung von Passau, Bahnhof und Fahrkarte nach Hause. Wenn man es nachrechnet, ist die Fahrkarte teurer, als alle Übernachtungen der Fahrt zusammen.

Kaum zu glauben, was man in dieser Woche alles gesehen hat. Meine Bemühungen um den E6 enden damit, aber man muß sich (s.o.) ja noch was für das Alter aufheben!


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