Dalmatien 2006
17.9.-1.10.
Noch im Jahre 1999 bei einer Reise auf die griechische Insel
Euböa kamen uns selbstkritische Gedanken in den Sinn, als derzeit im
Kosovo chaotische Kriegszustände herrschten, die vor allem der
Zivilbevölkerung unendliches Leid zufügten. Und da soll man sich ganz
in der Nähe in der Sonne aalen und sich an Morgen- und Abendbuffet
gütlich tun? Wir hatten es dennoch getan.
Seitdem hat sich die Lage in diesen Gebieten nach und nach
normalisiert, und seit einiger Zeit ist auch die ehemals Jugoslawische
- heute Kroatische - Adriaküste wieder touristisch zugänglich. Um bei
der Selbstkritik zu bleiben: wem hilft es nun am meisten, wenn man dort
einen Pauschalurlaub bucht im soundsoviele Sterne Hotel mit "All inclusive" womöglich? Die
Frage ist leicht zu beantworten: man fördert die Hotelkonzerne (z.B. Iberostar), die in Folge dieser
nachhaltigen Förderung weltweit ein Hotel nach dem anderen hochziehen -
wie den ausliegenden Werbeunterlagen zu entnehmen ist. Natürlich
schafft das alles auch Arbeitsplätze: Zimmermädchen, Bedienungskräfte,
Straßenfeger, Gärtner, Bus- und Bootsunternehmer, Restaurant- und
Tavernenbetriebe, Köche, Zulieferer, Häkeldeckenverkäuferinnen,
Tauchschulen und - ja natürlich: Animateure.
Nun lässt es sich nicht mehr verschweigen: wir haben einen all
inclusive Aufenthalt in dem Hotel
Iberostar Epidaurus in Cavtat
(südlich von Dubrovnik, Süddalmatien) geordert, und das hat im
Reisebüro so etwa eine Stunde gedauert. Verglichen mit den zu
erwartenden 14 Tagen Holidays kein Problem. Preis (leicht zu merken):
1.111 EUR p.P. Nach inzwischen schon zahlreichen Reisen an die Küsten
des
Mittelmeeres erwartet uns nun eine Gegend, die wir überhaupt noch nicht
kennen. Die Anreise wird mit dem Nightliner
Nachttaxi nach Hannover und
dann von dort eher luftig mit der Croatian
Airlines absolviert
werden.
Nachdem wir im Frühjahr vor unserer Reise nach Zypern schlechte
Erfahrungen mit dem Wecker gemacht hatten - oder eher: er mit uns -
sind wir dieses mal schlauer und lassen uns punkt 2.00 Uhr in der Nacht
sogleich aus dem Bett fallen. Da fällt man schwer danieder! Für einen
Tee reicht es gerade noch, dann klingelt das Telefon. Wo wir denn nun
zu finden seien, meldet sich der Taxifahrer. Dabei steht er genau vor
unserer Haustür, und wir hatten doch schon alles beleuchtet. Der letzte
Tee bleibt unausgetrunken. Ein weiteres Ehepaar aus Rühme muss auch
noch abgeholt werden, das besorgt das GPS-Navigationssystem diesmal
perfekt, sodass zwei ebenso verklüste Gestalten samt Gepäck eingeladen
werden können. Die wollen direkt in Dubrovnik Urlaub machen, Cavtat sei
ja ein bisschen klein - ist zu hören. Mehr hört man dann nicht mehr,
weder von uns noch von denen. Am Flughafen verläuft der Check-In
reibungslos, wir haben diesmal keine lebensbedrohenden Waffen dabei,
den
Friesierkamm mit dem spitzen Ende hatten wir vorsorglich im Koffer
verstaut. Aber der Laptop im Rucksack geht anstandslos als Handgepäck
durch.
Abflug schließlich 5.50, Flug über Wolken, der übrige Service auch
mäßig (Sandwiches). Schließlich nach zwei Flugstunden taucht unten ein
mittelalterliches Stadtbild auf,
das sollte man mal als Weltkulturerbe verbuchen, denn es ist die
Altstadt von Dubrovnik. Ankunft auf dem Flughafen Dubrovnik/Cavtat:
7.50 Uhr, danach 1 Stunde im Bus warten, bis die
letzten Kofferschlepper eintreffen, es war wohl noch ein weiterer
Anflug abzuwarten. Dafür dann nur 10 Min Busfahrzeit, weil
der Flughafen Dubrovnik sich praktisch über den Dächern von Cavtat
befindet. Dass es hier auch schon einen denkwürdigen Air Crash gegeben
hat, darüber werden wir später berichten.
Check In im Hotel Epidaurus -
die berühmten Armbändchen für den All Inclusive Service werden wir erst
nach 11 Uhr erhalten, wenn das Frühstücksbuffet leider beendet ist. Den
Zimmerschlüssel dagegen bekommen wir sofort. Augenreibend auf den
Balkon im obersten Geschoss des Gebäudes tretend - ja das hatten wir ja
noch nie! Eine ganze Bucht liegt vor uns ausgebreitet, "Meerblick"
hatten wir gegen Aufpreis allerdings auch gebucht. Da kann man nicht
meckern. Links oben auf dem Dach ist anscheinend ein Wespennest, da
brummt es zuweilen, dafür ist aber kein brummendes Aggregat zu
vernehmen, und das ist eher entscheidend, weil wir ja auch tierlieb
sind.
Trotz der schönen Aussicht plagt uns der Hunger, vielleicht kann man
sich ja doch mal mit dem gerade noch zugänglichen Frühstücksbuffet
auseinandersetzen? Nackt wie man ist - so ohne Armbändchen? Einige
Gäste, die mit uns angereist sind, sitzen mit hohlen Augen vor den
Türen und haben schon mal die Ärmel hochgekrempelt. Wir krempeln
sie dagegen runter, damit man die nackten Unterarme nicht so einsehen
kann. Anscheinend hat man auch ein Einsehen mit uns, denn wir ergattern
unbehelligt ein Frühstück mit Rührei und Schinken, Kaffee und
Orangensaft. Hinterher lachen wir uns kaputt, und die erwähnten
Mitstreiter sitzen immer noch mit hohlen Augen herum! Als dann alle ihr
weißes Amulett um die Handgelenke verpasst bekommen, ist die Welt
endlich in Ordnung. Auch einen Safe kann man kostenfrei belegen, da
werden dann die überschüssigen EUROs, Reisepässe und Kreditkarten
deponiert.
Die Währung ist hier in Kroatien (zum Glück) noch eigenständig und
nennt sich Kuna, wobei 1 EUR etwa 7,235 oder so Kuna entspricht. Da
muss man dann immer die lokalen Preise durch etwa 7 teilen, aber
immerhin nicht durch 7 Millionen oder sowas. Außerdem ist Kroatien wohl
inzwischen Anwärter auf einen EU-Beitritt, da kann das mit der EURo
Währung ja auch nicht mehr lange dauern. (Wenn man den EURo-Preis
ausgerechnet hat, muss man sowieso wieder alles mit zwei
multiplizieren, um den immer noch gewohnten DM-Betrag zu erhalten.)
Hotel Iberostar Epidaurus
Wenn man seine Reise im Reisebüro bucht, kauft man quasi die Katze im
Sack. Erst zu Hause hat man die Gelegenheit, über das Internet genauere
Informationen über die Region und die Unterkunft einzuholen. Besonders
die Adresse: http://www.holidaycheck.de/
ist empfehlenswert, wo Gästebeurteilungen wohl aller Touristenhotels
der Welt zu finden sind. In unserem Fall finden wir durchweg positive
Meinungen, ein paar Miesepeter sind immer dabei. Wenn wir selbst den
einen
oder anderen Kritikpunkt anbringen dürfen: das Doppelzimmer enthält
einen Stuhl und einen Hocker. Um Streit zu vermeiden, wer den Stuhl
benutzen darf, haut man sich besser auf das Bett. Im Bad/WC läuft
zunächst das Wasser im Waschbecken nicht ab. Da ist die
Einstellschraube des Abflussstutzens verloren gegangen. Wenn man sowas
an der Rezeption meldet, wird das womöglich auch repariert. Wir haben
den Stutzen einfach rausgenommen, man muss ja keine Tauchversuche im
Waschbecken unternehmen..
Der Balkon ist sehr klein, bietet aber eine grandiose Aussicht vom
obersten Geschoss (in unserem Fall). Positiv ist (auch in unserem
Fall), dass weit und breit kein störendes Aggregat vernehmbar ist, das
mag auf der landseitigen Gebäudefront anders sein, wo es hier und da
ganz schön brummt. Eine Durchgangsstraße ist allerdings nicht in der
Nähe, daher kein Verkehrslärm. Bis auf die ab und zu im Landeanflug
einschwebenden Boeings oder so, was aber eher interessant ist und woran
man sich schnell gewöhnt.
Wichtig ist immer die Ortslage der ganzen Einrichtung. Da liegt das
Hotelgelände direkt am Meer, von den Freilufttischen des Restaurants
ist man in wenigen Schritten am Wasser. Das ist bei den anderen Hotels
in der Nachbarschaft nicht der Fall, da liegt immer eine Straße
dazwischen.
Das schönste ist eine Terrasse, auf der man die Abende verbringen kann,
sofern man rechtzeitig vom Abendessen zurück ist und sich jeweils zwei
Sitzpolster (eines auf den Sitz und eines im Rücken) ergattern kann. Da
die vorwiegend französischen Gäste wohl das Abendsouper erst gegen 20
Uhr einzunehmen pflegen, gibt es damit kein Problem.
Ferner ist noch das Buch- und Zeitschriftendepot zu erwähnen, das sich
auf einem Regal in der Rezeptionshalle befindet. Das ist was für
multilingual begabte Herrschaften: französische, englische,
skandinavische und sogar belgische Editionen stehen bereit. Wenn man
Glück hat findet man auch mal eine Bildzeitung oder gar einen
Ärzte/Förster/Grafen-Roman. Oder einen Krimi, in deutsch gehalten.
All Inclusive
Für mich ist es das erste mal, in den Genuss einer solchen
Rundumversorgung zu kommen. Heidi hat das im vergangenen Jahr schon
einmal in der Türkei mitgemacht und hat keinerlei Bedenken. Meine
naiven Vorstellungen gehen dahin, dass bei einem ganztägigen Angebot
von Alkoholika einige Herrschaften womöglich den Überblick verlieren
und nach und nach als Bier-, ColaRum-, Whisky- oder GinFizz-Leichen
eingesammelt oder aus dem Pool gefischt werden müssen? Das hat sich
absolut nicht bewahrheitet, vielleicht liegt es am Altersdurchschnitt
der Gäste, die sich nun in der Spätsaison wohl eher einer
beschaulicheren Weltsicht hingeben mögen. Jedenfalls tagsüber.
Nun, das Frühstück nimmt man mit Fruchtsaft und Kaffee ein. Am
Vormittag mag man sich die eine oder andere Cola spendieren. Zum
Mittagessen wieder eine Cola, am Nachmittag eine nette Tasse Kaffee mit
ein paar Stücken Krümelkuchen. Für die Krümel sind dann die fidelen
Spatzen oder auch schon mal eine Taube zuständig. Manche denken auch an
die Fische - auch die sollen am All
Inclusive teilhaben. Da freuen sich dann die Angler, aber das
klappt anscheinend auch nicht so richtig, da beißt keiner an, wie es
scheint.
Am Abend ab 18.30 das Abenbuffet bietet dagegen u.a. ein reichhaltiges
Fischangebot. Forelle, Makrele, Seehecht, Sardinen, Drachenkopf oder
sogar Hai? Im englischen Menue heißt der Shark,
dann stimmt das ja womöglich und schmeckt ausgezeichnet. Nur weiß man
nicht, was der betreffende Hai gelegentlich schon verspeist hat?
Auch
Muscheln kann man sich aus entsprechenden Salaten herausfischen.
Daneben natürlich auch Hähnchenkeulen, gegrillte Putensteaks, Schweine-
und Rinderfiletspieße. Sehr gut munden auch die aus Gehacktem
zubereiteten Gerichte - wissen wir doch aus früheren Zeiten, dass z.B. Cevapcici einen Garant für die
seinerzeit jugoslawische Küche präsentierte.
Na und sonst gibt es auch noch allerhand: Käse und Oliven, Weintrauben
und Ananas, 6 Eissorten - aufzählen kann man das nicht alles. Um auf
die Getränke zurück zu kommen, nun gibt es "1 Rotwein - 1 Bier". Wenn
man dann danach heimlich aufstoßend auf besagter Terrasse den Abend
beschließt, kann man sich mit "1 Bier - 1 Rotwein" an der Bar
profilieren. Nach einiger Zeit ist man dort mit dieser Nachforderung
bereits wohlbekannt, und wenn man sich nur der Bar nähert, tönt es
einem entgegen: "1 Bier - 1 Rotwein". Nun sind die anderen Gäste auch
nicht zimperlich und befassen sich fachkundig mit den härteren
Getränken, wo die Flaschenbatterien des öfteren des Nachschubs bedürfen.
Womit man sich den Rest des Abends vertreibt, wollen wir in dem Kapitel
"Animation" näher ausführen. Fassen wir zusammen: "All Inclusive" ist
gar nicht so schlecht!
Das Wetter
Leider empfängt uns Dalmatien nicht mit dem besten Wetter. Am
Ankunftstag geht es so gerade noch, aber am Montag regnet es fast den
ganzen Tag. Einmal gießt es derart, dass die Abflussöffnungen auf den
Balkons nicht ausreichen, da steht das Wasser dann mehrere Zentimeter
hoch. Schuhe besser reinstellen. Auch deftige Gewitter lassen sich mit
himmelhohen Blitzen ausmachen, das alte Rezept: zählen bis zum Donner,
ergibt dann so Abstände um 20 km. Doch einmal schlägt es wohl auch ganz
in der Nähe ein, Zack - Bumm oder so.
Aber auch ein nie gesehenes Naturschauspiel wird geboten, zum Glück in
sicherem Abstand. Zunächst ist da eine dunkle Wolke mit einer
merkwürdigen Spitze nach unten. Wenig später entwickelt sich daraus der
ausgewachsene Schlauch einer Windhose oder sogar Tornados, was weiß
man. Das ganze zieht seewärts und lässt sich dankenswerterweise auch
fotografieren.
An dieser Stelle kann man auch die an der dalmatinischen Küste
charakteristischen Winde erwähnen. Nach deren Namen werden bei uns
gelegentlich PKW-Serien benannt. Da gibt es die Bora, das ist ein kalter Fallwind
von den Bergen im Frühjahr und Herbst. Der soll sehr unangenehm sein.
Dann gibt es den Jugo (Scirocco),
der als warmer Südwind Schwermut oder Ausgelassenheit mit sich bringt.
Schließlich den Maestral der
als kühlender Wind vom Meer her in heißen Sommern willkommen ist.
Ab dem dritten Tag hat sich für uns das Wetter gebessert und man konnte
jeden Tag am Beach verweilen, auch wenn dieser aus grobem Kies besteht.
Das Meer ist glasklar und vielleicht 23-24 Grad warm. Das kann man
aushalten. Das Wasser im Pool ist dagegen um etliche Gerade kühler,
dafür erfrischender. Die Lufttemperaturen liegen auch so um die 25
Grad, das ist dann genau richtig. Am Spätnachmittag lässt dann die
Sonnenstärke merklich nach, es geht eben auf den Oktober zu.
Die allabendlichen Sonnenuntergänge ereignen sich dann auch jeden Tag
um ein paar Minuten früher. Jedenfalls immer so um die Zeit 18.30, und
das ist die Zeit für das Abendessen. Das mundet dann umso besser, wenn
die Sonne gerade blutrot im Meer versinkt (s. Rudi Schuricke: "Wenn bei
Capri..."). Eine halbe Stunde später ist es dann stockdunkel, weil hier
die Sonne steiler untergeht als bei uns im hohen Norden.
Cavtat
Dem geneigten Leser sei zuvorderst erklärt, dass man die erste Silbe
dieses Namens nicht wie Kaff
auszusprechen hat, was diesem Ort wahrlich nicht gerecht werden würde.
Er liegt malerisch auf einer bewaldeten Landzunge und verfügt über zwei
Häfen auf beiden Seiten derselben. Eine fernöstliche Bedienung in einem
Chinarestaurant würde beim
Servieren
eines Bieres vom Fass vielleicht sagen: "Zapft hat" - und damit der
Artikulation des Namens recht nahe kommen. Sorry, das war albern!
Bevor wir uns wirklich auf den Gang in diesen entzückenden Ort begeben,
zieht es uns wie magisch in das benachbarte Konkurrenzhotel Albatros, ebenfalls von Iberostar
unterhalten. Die haben einen tollen Pool, sind aber vom Beach - eine Kiesbank - durch
den Promenadenweg getrennt. Ansonsten ist das alles mehr vornehm auf
sterile Art gehalten. Armbändchen trägt man hier nicht, so sind wir
auch vielleicht fehl am Platze? Wir probieren eine Walnuss, die draußen
von einem Baum heruntergefallen ist. Die war aber auch nicht so toll.
Regnet auch gerade.
Der weitere Weg nach Cavtat (1.5 km) ist wieder nicht so optimal für
meine liebe Gattin. Auf der rechten Seite ist die Straße nicht
gesichert und fällt etwa senkrecht 1,50(!) Meter zu den Felsen ab. Da
könnte man womöglich abstürzen? Man kann aber auch auf der landseitigen
Bordsteinkante ballanzieren, wo man es eher mit Hundehaufen zu tun hat.
Aber sonst eine wunderschöne Allee. Sind das nun Zypressen,
Aleppokiefern oder gar Pinien? Also die spitzen Bäume, das sind die
Zypressen, da wohnen angeblich die Seelen der zugehörigen Menschen
drin, die sie einstmals pflanzten. Durch die spitze Form ist der
Kontakt himmelwärts angeblich gleich einer Antenne leichter
hergestellt, das hat uns eine Plaudertasche erzählt, die wir später
kennen lernen werden.
Fürs erste erkunden wir nun den Ort Cavtat, wo man immerhin täglich mit
Bussen von sonstwoher einfällt, dann ist das ja wohl sehenswert. Es ist
es! Man kann dann an der von Palmen gesäumten Hafenpromenade
entlang schlendern, ausgestellte Bildkunstwerke bewundern (meistens
Dubrovnik), oder sich in einem einladenden Freiluftrestaurant
niederlassen. Oder auch nur eine Toilette derselben besuchen! Danach
hat man dann die Gelegenheit, sich zu ärgern, dass man nicht auch eines
der am Kai liegenden Luxusschiffe sein eigen nennt, dann brauchte man
wohl in keinem Hotel mehr zu wohnen. Es liegen dort zwei gleichartige
Zweimaster, der eine heißt Aurora
und kommt aus Georgetown. Eine andere
Yacht ist von den Orkney Inseln angereist. Als ein Bote
irgendwelche Papiere an Bord bringen will, muss er sich auf Weisung
eines Mannschaftsmitglieds die Schuhe ausziehen, um die edlen Planken
nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Was machen die bloß, wenn mal eine
kapitale Grundsee über das Deck donnert? Wahrscheinlich frisch bohnern
hinterher.
Auch in der Bucht unterhalb unseres Balkons ist einige Tage eine
kleinere Motoryacht zu bewundern. Die haben sogar einen Hubschrauber an
Bord, wo immer sie damit landen mögen. Man raunt sich zu, die örtliche
Gendarmerie habe dieses Objekt mit ihren Feldstechern scharf ins Auge
gefasst, aber befassen wir uns lieber nicht mit weiteren Spekulationen.
Von der Hafenpromenade in Cavtat zweigen schmale Treppenstiegen ab, das
muss nun
auch erkundet werden. Dort oben befindet sich der eigentliche Ort, auf
dem Bergrücken der Halbinsel Rat
führt eine weitere Gasse zwischen
gepflegten Anwesen entlang. Man kommt schließlich wieder unten an der
Kirche Hl. Nikolaus raus.
Ein weiterer Spaziergang führt einen direkt am Meer um die Halbinsel
Rat herum. An der Landspitze finden sich archäologische Ausgrabungen
einer vorzeitlichen Siedlung, man kann gerade ein paar Mauerreste
erkennen. Man bezeichnet den Ort Cavtat, das antike Epidaurum, auch als
Vorgänger Dubrovniks.
Eine weitere denkwürdige Sehenswürdigkeit ist das neuerbaute Hotel
Croatia. Das hat man zum Glück einigermaßen auf einem Berg
zwischen
den Bäumen versteckt, so dass das
Ortsbild nicht allzusehr verschandelt wird. Von der See her oder gar
aus der Luft ist das allerdings ein ziemliches Monstrum, wie man
einschlägigen Ansichtskarten entnehmen kann. Das Hotel liegt auf der
Halbinsel Sustjepan und man
muss ein paar Treppen hinauf steigen. Wir
spielen also mal wieder Hoteltester und beurteilen das Ambiente eines
5(!) Sterne Hotels. Es ist schon sehr nobel, aber weitläufig und
vermittelt dadurch eine sterile Atmosphäre. Ein Blick in das Hallenbad
lässt einen dagegen schon neidisch werden. Wir fahren mit dem Fahrstuhl
einmal in den obersten Stock, haben allerdings einen trüben Tag
erwischt und da ist die Aussicht nicht so beeindruckend. Dann fahren
wir in den untersten Stock, wo der Ausgang zum sog. Beach ist. Da ist
nichts mit Beach, es tut sich eine wilde Felslandschaft auf. Wenn da
die Brandung donnert, sollte man sich wohl gut überlegen, ob man da ein
Bad nimmt.
Es gibt nun von dort auch einen Rundweg hoch über der senkrecht
abfallenden Felsenküste. Heidi kehrt bald schon um, sie ist schon
wieder
blass um die Nase. So bleibt die weitere Erkundung mir überlassen. An
der Spitze dieser Halbinsel befinden sich die Reste einer
Kampfstellung. Ein vergitterter Eingang zu Bunkerräumen im Berg und
davor Fundamente für ein Geschütz. Man sieht noch die Bolzenschrauben,
wo das Geschütz einmal montiert war. Strategisch günstig, denn
Dubrovnik liegt in Sichtweite (15
km) gleich gegenüber!
Beim letzten Besuch des Ortes werden wir auch Zeuge einer Hochzeit, die
Braut hat eine Figur wie ein Model. Der Hochzeitszug begibt sich
angeführt von ein paar Musikanten gerade zu Kirche, wo Hochwürden schon
wartet. Anscheinend hat schon vorher die eine oder andere andere
Hochzeit stattgefunden, denn man
vernimmt ein ziemliches Hupkonzert einer oder mehrerer Autokolonnen.
Ganz wie bei uns in der autoverrückten Welt!
Dubrovnik
Am vierten Tag ist es dann so weit: strahlend blauer Himmel -
Fotowetter - und damit ist unser aller Dubrovnik angesagt. Man kann mit
dem Linienbus fahren - muss dazu aber nach Cavtat wandern und am
Busbahnhof in Dubrovnik Richtung Altstadt umsteigen. Der Touristenbus
(doppelt so teuer: 20 Kuna) fährt dagegen am benachbarten Hotel
Albatros ab und direkt an die Altstadt. Das ist praktischer. Der Bus
erscheint sogar pünktlich, ist auch schnell randvoll. Unterwegs werden
noch weitere Hotels angefahren, da möchte man lieber nicht
untergebracht sein, denkt man dann immer. Es stehen dort auch einige
Hotelkomplexe leer oder nicht fertiggestellt herum, vielleicht Folgen
des unseligen Krieges?
Schließlich dürfen wir in Dubrovnik direkt an der Altstadt aussteigen,
um
augenreibend den Befestigungsgraben zu überqueren und das Pile Tor zu
durchschreiten. Da befindet sich sogleich der "Große Onofrios Brunnen"
oder sowas. Wir durchschreiten nun etliche Gassen, zuerst die Placa
Stradun (Hauptstraße). Da ist alles tiptop, und so bleibt es
auch
weiterhin - eben perfekt für den Tourismus - mittelalterlich
durchgestylt. Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten kosten alle Eintritt.
Wir nassauern mal eben bei einer deutschsprachigen Besuchergruppe, wo
jemand mit einem hochgereckten Stab die Aufmerksamkeit auf sich zu
lenken versteht.
So erfahren wir: "Die roten Dachziegel stammen alle von nach dem Krieg,
die mehr vergilbten dagegen sind noch original mittelalterlich". Nun
hat man Dubrovnik, auch die Altstadt - trotz Weltkulturerbe -, ja
seinerzeit mit Kanonen bearbeitet(1993, 2000 Granaten), aus welchen
strategischen Gründen
auch immer. Die Häuser hätten alle Holzdecken, heißt es, so seien die
Geschosse bis in die Keller gehagelt, bevor sie detonierten. Mehr
wollen wir eigentlich nicht hören.
Wir stolpern eine Treppe hinauf und begeben uns vorsichtig in ein
Gebäude, wo kein Eintritt erhoben wird. Da kommt aber schon so eine Art
Drache herangezischt, dies sei eine Schule
und man solle den Betrieb
nicht durcheinanderbringen. Das ist einzusehen! Draußen sitzen dann
auch in ihr Morgenbrot vertiefte Jugendliche, vielleicht ist gerade
Pause?
Das absolut einzigartige an Dubrovnik ist die geschlossene Stadtmauer,
die rundherum mit den herrlichsten Aussichten begangen werden kann.
Leider ist meiner lieben Gattin dieser Genuss verwehrt, denn dort
hinauf gilt es eine luftige Stiege zu überwinden. So setzt man sich in
ein nahes Cafe, ich nehme schon mal Kamera und Geldbörse in die Hand
und
mache mich auf den Weg. Eintritt 50 Kuna, einen elektronischen Führer
per Ohrwurm kann man auch mieten: 40 Kuna! Auf der Stadtmauer sind an
exponierten Stellen Nummern angebracht, diese muss man dann auf dem
mitgeführten Gerät drücken und erfährt sogleich, wo man sich befindet
und was man alles sehen kann und wie es früher war und was sich da
alles zugetragen hat. Darauf muss ich leider verzichten, weil ich die
Kosten im Cafe niedrig halten muss und vielleicht in Rekordzeit die
Mauer umrunden kann? Ob es für das Guiness-Buch reicht: 35 Min. sind es
dann gewesen? Wenn man nicht fotografieren würde, wäre man noch
schneller. Als ich die Runde beendet habe, stehen inzwischen Hunderte
von Menschen wartend vor der Eintrittskasse, da sind einige Staus auf
den Engstellen der Mauer
vorprogrammiert.
Nun wäre leider beinahe vergessen worden, was es auf besagter Mauer zu
sehen gibt. Natürlich Dächer noch und noch, ob rot oder vergilbt, von
Osten und Westen oder sonstwo. Lassen wir die Bilder sprechen -
historisches ist
anderenorts nachzulesen oder besser: man fährt selbst einmal hin. Ich
kann nur ein Gefühl wiedergeben, das einen bei so ganz ausgefallenen
Erlebnissen befällt: die Zeit müsste
jetzt still stehen.
Meine Gattin finde ich tatsächlich in ihrem Cafe wieder. Wir wandeln
anschließend zum Hafen und werden fast in das nächste abfahrende Boot
nach Cavtat gezerrt. Das ist allerdings eine schöne Sache, eine kleine
Seefahrt und um irgendwelche Busprobleme braucht man sich nicht zu
kümmern. Trotzdem werden wir im hinteren Hafen in Cavtat ausgeladen und
dürfen so an die 2 km zu unserem Hotel zurücklaufen.
Wir kommen noch zum Mittagessen zurecht und können auch erfolgreich
"belegen", jeder Sonnenanbeter weiß, was damit gemeint ist.
Ronald Brown Pathway
Schon im Reisebüro fragt man sich, ob hinter dem schließlich gebuchtem
Hotel die abgebildeten Berge irgendwie besteigbar sind - jedenfalls
geht es mir so. Und da findet sich im Touristenbüro von Cavtat ein
Blättchen (moderner: Flyer)
mit dem Hinweis auf den oben genannten Steig. Der führt demnach hinauf
auf 700 m Höhe, wo sich dann ein Bergkreuz befindet, als Mahnmal
für ein Flugzeugunglück, das sich am 3. April 1996 ereignet hat. Dabei
ist besagter Ronald Brown in
seiner Mission als Amerikanischer Handelsminister mit mehr als 30
Begleitern ums Leben gekommen.
Das lässt einem natürlich keine Ruhe, wenn man sich auf der schon vor
dem Frühstück belegten Strandliege aalt. Punkt 8.45 - also früh
morgens - heißt es "Tempus peto", was in Studentenverbindungen früher
hieß: "Ich muss mal pinkeln" - sorry - da ist man schon wieder
abgeschweift. Jedenfalls geht es mit den Puma Turnschuhen (man kann ja
nicht immer in Sandalen rumlaufen) dann auf den Weg. Der Pfad ist
eigentlich leicht zu finden und gut markiert. Nur ist die
Landkartenskizze nicht ganz korrekt, deswegen beginnt der Aufstieg
für mich erstmal auf einer betonierten falschen Fährte, bis man auf die
Wegmarkierung stößt: ein roter Kreis. Der Pfad windet sich im
Zickzack den Hang hinauf und ist sehr aufwändig angelegt. Mit großen
Blöcken ist der Weg hangabwärts befestigt. Das muss eine Menge Arbeit
und Kosten verursacht haben, und man mag sich vorstellen, in wessen
Interesse dieser Steig angelegt wurde und wer das finanziert hat.
Auf etwa dem halben Weg erreicht man ein Gedenkkreuz mit dem Datum:
27.11.94. Was sich derzeit an dieser Stelle oder anderswo ereignet
haben mag, ist leider nicht herauszufinden. Inzwischen ist die Aussicht
grandios, hinunter nach Cavtat oder hinüber nach Dubrovnik. Schließlich
erreicht man eine Kante, von wo aus der Weg auf der Rückseite des
Berges weniger steil verläuft und man einigen frei grasenden
glockentragenden Rindern begegnet. Die sind zum Glück friedlich. Und
dann kommt sogar ein wanderndes Ehepaar entgegen. Ich frage lieber, ob
sie deutsch sprechen, "because it would be funny to speak English with
German people". Da lacht man schon mal zusammen - nein, es sind wohl
Amerikaner, und sie suchen den besagten Pathway. Auf dem befinden sie
sich zwar schon, aber nicht in Richtung auf das Gipfelkreuz. "Here you
will only go downhill and at last reach the main street" kann ich
vermitteln und so kehren sie natürlich lieber um "Many Thanks". Sie
hätten ihr Auto hier oben irgendwo geparkt. Das ist etwas enttäuschend,
nachdem man nach über einer Stunde Aufstieg sich in einer absoluten
Bergeinsamkeit wähnte. Aber es gibt hier oben noch die kleine
Ansiedlung Velji, auch ein
Restaurant namen Konavoski Komin.
Das Gedenkkreuz ist mittlerweile in Sicht gekommen, es liegt metallisch
glitzernd ein ganzes Stück weiter oben auf einem Berg, der heißt wohl Strazisce und ist 701 m hoch. Kann
man noch riskieren, dort hinauf zu steigen, ohne durch zu lange
Abwesenheit die bangende Gattin zu ängstigen? Versuchen wir es mal! In
der Ansiedlung ist wohl die Kürbisernte gut geraten, da liegen hunderte
von gelben Kürbissen zum Trocknen aus. Der letzte Teil des Anstiegs ist
nicht so komfortabel angelegt und eher naturbelassen. Eine tote
Schlange liegt auf den Steinen, die bietet leider keinen schönen
Anblick mehr. Aber nun entdecke ich das zweite mal in diesem Jahr sowie
das zweite mal im Leben überhaupt (s. Zypern) eine Gottesanbeterin. Die klettert
gerade an ein paar Gräsern herum und lässt sich in ihrer behäbigen Art
bereitwillig fotografieren. Da hat sich der ganze Aufstieg ja schon
wieder gelohnt.
Nach 2 1/2 Stunden Wanderung taucht dann das Gedenkkreuz auf. Es sind
dort 36 Namen auf einer Tafel benannt. Damit kann eine Pressemitteilung
aus dem Jahr 1996 eingefügt werden, aus der hervor geht, was sich hier
am 3.4.1996 ereignet hat:
US-Experten untersuchen
Boeing-Absturz
DUBROVNIK/WASHINGTON
- In den USA und in Kroatien wehen die Flaggen auf halbmast:
Trauer um US-Handelsminister Ronald Brown und 34 weitere Passagiere,
die am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz bei der kroatischen
Hafenstadt Dubrovnik umkamen (wir berichteten). Über die
Unglücksursache herrschte auch gestern Unklarheit. 25 US-Experten
untersuchen vor Ort die Katastrophe. Bei Regen und Sturm war die Boeing
737 an einem Berg zerschellt. Der Pilot hatte offenbar die Orientierung
verloren, flog beim Landemanöver eine Schleife in Richtung Berge statt
zum Meer. Ein Grund könnte sein: Die Flughafen-Technik in Dubrovnik ist
total veraltet. Es gibt keine Computer, die anfliegende Jets zur
Landebahn lotsen...
Damit sind die näheren Umstände der Angelegenheit geklärt. Gedenkt man
auch der Tausende von Opfern in den Massengräbern in ähnlicher Weise?
Die Aussicht ist natürlich grandios, man erkennt in Richtung Osten -
womöglich Montenegro? - weitere Gebirgszüge, die sich bis 2000 m Höhe
erheben. Inzwischen ist auch unser amerikanisches Ehepaar eingetroffen.
Die Dame kommt wedelnd heran, "The flies bother me, may be caused by
the sun tan". Ich mache mich an den Abstieg, man ist schließlich unter
Zeitdruck. Es ist noch zu sagen, dass der Weg zwar weitgehend bequem
geführt - aber auch sehr steinig ist. Da sind selbst Turnschuhe nicht
ganz das richtige, besser man hätte richtige Wanderstiefel mit dicken
Sohlen. Der Abstieg dauert 1 1/2 Stunden, damit kommt man auf 4 Stunden
für die ganze Unternehmung. Mit qualmenden Socken und Füßen bin ich
dann noch rechtzeitig zum Mittagsbuffet wieder unten, da kann man dann
gut eine Cola nach der anderen wegzischen.
Der Rest des Nachmittags dient selbstredend der Entspannung.
3 Insel Kreuzfahrt
Am zweiten Tag einer Pauschalreise pflegt eine Begrüßungsstunde von
Seiten der Veranstalter - diesmal heißt die Dame Danina - stattzufinden, wo
man darüber informiert wird, wie das jeweilige Hotel funktioniert, wie
die Währung beschaffen ist, und vor allem welche Unternehmungen auf dem
Programm stehen. Die sind dann meistens ziemlich teuer - aber wenn man
schon mal in der Gegend ist, will man ja auch was zu sehen kriegen.
Mancher mietet sich dazu ein Auto, was auch nicht billig ist und zudem
erfordert, dass man sich den örtlichen Verkehrsverhältnissen
ausliefert. Wir entschließen uns schließlich, die 3 Insel Fahrt
auszuwählen, die kostet 280 Kuna pro Nase und findet am Mi, 27.9.
statt. Wir lassen uns ein Lunch Paket auf den Weg mitgeben.
Man wird pünktlich am Hotel abgeholt und von einer jungen Dame namens Yvonne mit Zahnspangen und lila
Augenlidern in Empfang genommen. Wenn sie redet, pflegt sie gern die
Augen zu schließen, was daher sehr dekorativ wirkt. Jedenfalls erfahren
wir, was uns an diesem Tag erwarten wird, aber das wird ja Gegenstand
der folgenden Schilderung sein. Wir fahren noch einige weitere Hotels
in Richtung Dubrovnik an und am Ende ist der Bus gerappelt voll.
Die Altstadt von Dubrovnik bekommt man von der Seeseite leider nicht zu
Gesicht, da der Hafen in der Bucht Uvala
Gruz weiter nördlich liegt. Wir gehen an Bord des Schiffes ASTRAL, das sieht aus wie ein
Segelschiff, fährt aber natürlich mit Motorkraft. Man bekommt gerade
noch einen Platz an Deck, was die bei Regen machen, ist uns unklar, so
viel Platz gibt es im Inneren gar nicht. Aber eine Bar und Toiletten
sind vorhanden, und das Wetter ist gut, da kann man beruhigt in See
stechen.
Mittlerweile sind vier Reiseführerinnen im Einsatz - das haben wir
letztlich dem Turmbau zu Babel
zu verdanken. Da die Gäste aus unterschiedlichen Heimatländern
angereist sind, werden die Erläuterungen in Englisch, Französisch,
Flämisch und Deutsch von jeweils einer anderen Dame verabreicht. Unsere
ist aber die hübscheste - wie wir meinen, trotz der Zahnspangen. Die
ihrem Aussehen, wie sie selbstironisch meint, besonders beim
Spinatessen allerdings einigen Abbruch tun, besonders wenn man lacht.
Nun geht es aber los, immer an der felsigen Küste nordwärts zu der
Elafiten Inselgruppe. Dort
laufen wir zuerst die Insel Kolocep
an. Für den Landgang hat
man eine knappe Stunde Zeit, die reicht gerade für einen Besuch der
Toiletten des Strandhotels. Von den eigentlichen Schönheiten der Insel
kann man so nichts weiter mitbekommen und hier am Meer ist der Hund
verfroren. Eine schöne Villa liegt dann auch direkt am Hafen weiter
hangaufwärts und rottet vor sich hin. Es ist zu lesen:
"Auf den bewaldeten Hügeln liegen
verstreut die Ruinen zahlreicher Sommerhäuser und Villen des früheren
Dubrovniker Adels".
Wir sind froh, als es wieder weiter geht, zumal nun ein paar lustige
Musikanten aufspielen. Da kommt Stimmung in die Bude, wenn man nicht
gerade so sauertöpfisch guckt - wie wir. "Warum ist es am Rhein so
schön?" - oder war es "Trink, trink, Brüderlein trink..."? Nein, es
sind auch Lieder des Landes dabei, wo man natürlich den Text nicht
versteht. Der Herr am Akkordeon sieht übrigens einem lange und immer
noch gesuchten Kriegsakteur recht ähnlich, vielleicht hat er sich auf
diese Weise getarnt. Bei diesem Thema sollt man sich mit Späßen
allerdings zurückhalten...
Die nächste Insel heißt Sipan.
Die Hafenszene in dem Ort Sudurat
ist sehr malerisch - so wie man es sich vorgestellt hat. Wir erfahren
nun, dass es auf der Insel eine 5 km lange Straße gibt, auf der auch
Autos fahren. Allerdings gibt es weder Verkehrszeichen, Nummerschilder,
TÜV oder gar Polizei. Das mag man manchen Rostlauben am Hafen auch
ansehen. Interessanter ist ein Anwesen mit zwei Wehrtürmen, umgeben von
Festungsmauern und leider nicht zu besichtigen, obwohl es seit kurzem
wieder hergerichtet ist, da es sich in Privatbesitz befindet. Früher
hat man sich dort wohl vor den Piraten in Sicherheit gebracht - heute
vor den Touristen. Man kann nun ein wenig herum wandeln und Eindrücke
sammeln. Bei einem Abstecher treppauf in die Hinterhöfe entdecke ich
eine gelbe Blume, die einer Herbstzeitlosen gleicht. Es handelt sich um
den Herbst-Goldbecher (Sternbergia
lutea).
Damit wollen wir zu der letzten Insel schippern, die heißt Lopud. Ein fideler Herr aus dem
Schwabenland wird ganz aufgeregt, es komme ihm alles so bekannt vor -
ob er schon mal hier gewesen sei? Vor 20 oder gar 30 Jahren?
Schließlich fragt er die gute Yvonne aus und beschließt dann, dass er
sehr wohl schon mal hier gewesen sei. "I henns an der Burg kennt"
verkündet er mit größter Zufriedenheit. Die Burg ist allerdings ein
Franziskanerkloster aus dem 15. Jahrhundert, wenn auch ein recht
wehrhaftes. Zur Zeit aber herrschen dort Renovierungsarbeiten, was man
daran erkennt, dass gerade ein Arbeiter eine schwer beladene Schubkarre
über eine aufgestelzte schwankende Planke ballanziert. Das wäre was für
Heidi - wird gescherzt.
Auf dieser Insel sollen wir nun einige Stunden verweilen. Es soll
nämlich einen Badestrand geben, allerdings auf der anderen Seite der
Insel, wo man erst hinlaufen müsste. Auf dem Weg dahin gibt es auch das
Restaurant Konoba Barbara,
das eine Touristin gleichen Namens aus Deutschland mit ihrem
kroatischen Gatten betreibt, an dem sie vor vielen Jahren während eines
Urlaubs hängen geblieben ist. Man sitzt dort sehr angenehm unter einer
weinumrankten Laube. Leider werden wir zu lange nicht bedient und
ziehen wieder des Weges. Am Meer - Boulevard
oder auch Hafenpromenade
nennt man das wohl, bekommen wir unseren Cappuccino.
Damit ist die lange Zeit noch nicht vergangen und wir sinnen über ein
paar der Erzählungen der guten Yvonne nach. Die Palmen an der Kirche
ständen im Guinessbuch - es seien die höchsten an der Adria oder gar
des Mittelmeeres. Seeigel könne man essen: durchschneiden und
auslöffeln. Die Reste ins Meer schmeißen, die leben noch wie bei einem
durchgeschnittenen Regenwurm und vermehren sich dann wieder. Die
Dachziegel auf den Dächern seien ja so hübsch rund. Das läge daran,
dass man als es noch keine Maschinen gab, die Tonziegel vor dem Brennen
auf den
Oberschenkeln in Form gebracht habe. Daher seien sie je nach
Leibesfülle des Arbeiters auch verschieden groß. Dass menschliche
Seelen aus den Spitzen der Zypressen gen Himmel fahren, hatten wir
schon
erwähnt. An den Fenstern der alten Häuser befinden sich eigenartige
steinerne Nasen. An denen könne man einen Sonnenschutz anbringen, sie
aber auch als Aufzugshilfe verwenden, wenn man einen Schrank bei Ikea gekauft habe. Und der Oleander, der sei extrem giftig.
Wenn man die Blätter trocknen und daraus einen Tee zubereiten würde,
wäre der bestens für eine ungeliebte Schwiegermutter geeignet.
Wir schlendern nun noch zu dem Hotel
Lafodia, wo das Schiff auch wieder ablegen wird. Das Hotel ist
ein ziemlicher Kasten, der hier nicht so gut herpasst, aber das kennt
man ja schon aus vielen anderen Regionen. Die schöne Geschichte ist,
dass man für das Hotel auf öffentlichem Gelände am Meer einen Pool
angelegt hatte, der aber - Ordnung muss sein - wieder entfernt werden
musste. Daraufhin hat man so eine Art Gartenpool aufgestellt, wie man
sie notfalls im Baumarkt erwerben kann. Nun liegen da wie auf dem
Präsentierteller ein paar Badegäste herum, die sich wahrscheinlich
ärgern, wenn ein Schiff anlegt und Touristenmassen direkt vor ihren
Nasen oder gar entbl. Busen entlässt.
Man kann noch ein Stück weiter laufen - Heidi wird es bald wieder zu
luftig. Aber wenig weiter ist ein ganzes Feld von wilden Alpenveilchen
(Neapolitanisches Alpenveilchen, Cyclamen hederifolium)
zu entdecken. Heidi hatte inzwischen auch noch eine "Orchidee"
entdeckt. Aber das war nur ein "Krummstab" aus der Gruppe der
Aronstabgewächse. Bis zur Abfahrt bewundern wir abschließend die
Landschaft ringsum, und die ist schon sehenswert.
Die Rückfahrt verläuft nach Plan - wieder mit Musike, es finden sich
alle Passagiere ein, oder auch nicht, das wird weiter nicht überprüft.
Zurück im Hafen von Dubrovnik dürfen wir noch zwei Kreuzfahrtschiffe -
Träume aus Stahl und Glas - bewundern: das kleinere heißt Sky Glory oder so, das Superschiff
ist dagegen die "Brilliance of the
Seas". Allerdings warten am Pier lange Menschenschlangen auf die
kleinen Zubringerboote, die die Ausflügler wieder an Bord bringen
sollen. Dort wird es dann sicher etwas Leckeres zu essen geben.
Aber auch wir sind nach einer längeren Busfahrt noch rechtzeitig zum
Abendessen zurück.
Animation
Zum Abschluss wollen wir uns noch mit einigen Annehmlichkeiten des
Hotelambiente befassen. Wenn man so nach dem Frühstück so gegen 10 Uhr
beim dritten Kaffee vor sich hin döst, erklingt plötzlich eine Art
Discomusik und eine 6-köpfige fidele Jugendgruppe läuft auf und
versucht sich klatschend und gestikulierend in synchronen Tanzgebärden
zu bewähren. Anschließend wird ein jeder befragt, ob er Lust auf ein
Spielchen hätte, Pfeile werfen (Game of Darts), Shuffleboard,
Tischtennis,
Volleyball, Poolgymnastik oder Bälle möglichst nahe an eine kleinere
Kugel heranwerfen (Boccia). Das Problem ist nur, dass ein jeder der
Teilnehmern lautstark mit seinem Namen angefeuert wird. Als ob es um
eine Weltmeisterschaft ginge. Bei schlechtem Wetter kan man auch
Kartenspiele ordern oder aus Hölzchen einen Turm bauen und hinterher
möglichst viele Hölzchen wieder heraus ziehen, ohne dass der Turm
zusammen bricht. Da guckt man dann von nebenan zu, bis der Turm endlich
doch
zusammen bricht.
Abends bietet die Animationsgruppe noch einiges mehr. Quiz,
Disco-Hitparade, Misterwahl usw. Das führt immerhin dazu, dass ich
einige male sowohl von und mit meiner Gattin zu einem Tänzchen
gezwungen werde,
als auch mit Rusy, der
hübschesten der Animateusen, obendrein kommt sie aus Bulgarien und
studiert Ökologie. Nur mit den Walzerdrehungen klappt das nicht so
ganz, wenn man in abgetretenen Latschen (ehemals Sandalen) aufläuft.
Die Animateure sind allesamt Studenten: 4 Mädchen und zwei Knaben. Der
eine geht uns erst auf den Wecker, der sieht etwa so aus wie ein
gewisser Küblböck. Später
stellen wir fest, dass gerade dieser mit dem Namen Alexander bzw. Alex über bemerkenswerte
Tänzerqualitäten verfügt. Als wir mit ihm ins Gespräch kommen, stellt
sich heraus, dass er aus Skopje stammt und Musiktheater studiert.
Außerdem verfügt er über so einen netten Charme - wir schmelzen dahin.
Ab da pflegen wir ein sehr herzliches Verhältnis miteinander und
vereinbaren schließlich am Schluss, per Email in Kontakt zu bleiben.
Meistens klappt das dann nicht...
Ein Abend ist besonders bemerkenswert, das ist die Wahl des Mister Epidaurus. Zu dieser
Darbietung wird eigens ein professioneller Conferencier eingesetzt, der
über die notwendigen Sprachkünste verfügt. Man sucht zunächst
Kandidaten, einen aus den jeweiligen Herkunftsländern der Gäste. Es
finden sich ein Familienvater aus dem irischen Dublin, ein Franzose,
ein
Deutscher und ein Russe, der heißt Konstantin.
Nun geht es nicht nach Schönheit, sondern man muss diverse Aufgaben
bewältigen. Z.B. den River Quai Marsch pfeifen. Aber Konstantin kann
nicht pfeifen. Dann muss ein Luftballon bis zum Platzen aufgeblasen
werden. Aber Konstantin kann nicht blasen (sorry). Dann muss man ein
Bier, ein rohes Ei und einen Kakao auf Ex trinken. Da hat Konstantin
schon keine Lust mehr und zieht sich schmollend zurück: "Njet, Njet"
hört man nur, das ist zu verstehen. Wir fürchten schon um einen Eklat,
ist doch auch die politische Vergangenheit sowie auch die Gegenwart in
diesen Ländern etwas problematisch.
Konstantin lässt sich aber doch für eine weitere Aufgabe überreden:
möglichst viele Kleidungsstücke aus dem Publikum heranzuschaffen.
Verstohlen nesteln einige Damen aus Konstantins Umfeld an sich herum.
Die anderen Kandiaten bemühen sich vorwiegend um Schuhe. Der
Familienvater aus Dublin kann aber auch mit einer Windel seines Sohnes
(15 Monate) aufwarten. Aber Konstantin: er wedelt mit diversen BHs und
Slips herum. Wenn wir es richtig verstanden haben: damit mag er die
moralischen Etiketten zu stark strapaziert haben, denn er bekommt
anscheinend nur einen Punkt. Nun hat er überhaupt keinen Bock mehr.
Zum Schluss ist noch Armdrücken
nach Art der Bajuwaren angesagt. Konstantin verliert einmal, gewinnt
dann doch noch, aber am Schluss ist der Mister Epidaurus der Franzose,
der sonst weiter nicht aufgefallen ist. Das liege daran, dass die
meisten der anwesenden Gäste aus Frankreich seien, wird gemunkelt.
Konstantin ist zwei Tage später abgereist - aber wohl nicht wegen
dieser Episode.
Gegen Ende unseres Aufenthalts geht es wohl schon dem Ende der Saison
entgegen. Vier Animateure, darunter unser Alex beenden ihren
6-monatigen Dienst, der, wie man hört, auch recht anstrengend sein
kann. Man muss immer lustig und gut drauf sein und ständig Kontakt
suchen. Was dabei zu verdienen ist, dürfen sie uns allerdings nicht
erzählen. Auf jeden Fall lohnt sich die Sache für das Pflegen der
Fremdsprachen, weil man schließlich tagein tagaus Unterhaltungen führen
muss. Man kann sich aber auch vorstellen, dass jede sich anbahnenden
freundschaftliche Beziehungen immer nur von kurzer Dauer sind, und dann
sind wieder neue (fremde) Gäste da undsoweiter undsoweiter...
Die beiden zurückgebliebenen Mädchen Rusy
und Maja tun uns etwas leid.
Sie müssen sich nun noch weitere vier Wochen bemühen, zu zweit das
akustische und stimmungsmäßige Niveau zu halten. Was uns betrifft: es
war ja mal ganz interessant, die geschilderten Beobachtungen zu machen.
Man muss es aber nicht unbedingt haben, man fährt schließlich nicht in
ferne Länder, um Luftballons aufzublasen oder sich sonstwie zum Horst
zu machen zu lassen. Diese Ansicht gilt natürlich nur für Leute wie wir
es sind: Sauertöpfe und Miesepampel. Es gibt dagegen auch
Herrschaften, die blühen bei derlei Unterhaltung regelrecht auf, und
denen sei es herzlich gegönnt!
Menschen im Hotel
Man hat uns mal böse kritisiert, dass wir uns gern über andere Gäste
amüsieren, darüber auch noch in den Reiseschilderungen berichten und es
obendrein noch im Internet kundtun. Bisher war es aber immer so anonym,
dass sich noch keiner wiedergefunden oder gar beschwert hat. Um euch zu
beruhigen: diesmal haben wir (fast) niemand, über den man sich lustig
machen würde. Dennoch wollen wir ein paar Mitgäste erwähnen, allein
schon um die eigenen Erinnerungen festzuhalten. Wenn man doch ein
bisschen lästern darf: man sieht eine Menge wohlbeleibte um nicht zu
sagen übergewichtige Figuren, die auch in der Garderobe nicht immer das
richtige Händchen haben. Wie verhüllt man Wölbungen vorn oder hinten in
der Größe eines Kartoffelsacks? Eine Dame versteht sich wohl auf
Spitzen, Rüschchen und Bändchen und bekommt von uns - verzeiht es - den
Spitznamen "Spielchen", wenn sie da so im Wasser plätschert. Im übrigen
scheint die Regel zu gelten: je beleibter die Gäste, desto voller die
Teller.
Das Publikum ist um diese Jahreszeit stark ruhestands-geprägt. Auch wir
tragen natürlich unseren Teil dazu bei. Doch da tut es gut wenn man
auch mal zwei hübsche junge Damen an den Tisch bekommt. Das sind Yvonne und Manuela aus Kaiserslautern, die
einen Kongress EUROTOX (über toxologische Forschungen) im Hotel Croatia
in Cavtat besuchen. Zur Erholung weilen sie aber in unserem Hotel und
werden in den nächsten Tagen auch zuweilen am Beach gesichtet. Man kann
sich ja auch nicht ständig mit der Giftmischerei beschäftigen. An dem
Büchergrabbeltisch in der Rezeption findet man eine Woche später den
Tagungsband. Da könnte man nun einiges daraus zitieren. Ein
Vortragsthema stellen wir mal vor:
"A Review of Background Findings in Cynomolgus Monkeys (Macaca
Fascicularis) from Three Different Origins" (S. 89).
Wollte man darüber nicht schon immer etwas genaueres wissen?
Über die Nationalitäten wurde schon gesprochen. Die Deutschen sind
keineswegs - endlich mal - in der Überzahl. Das größte Kontingent
stellen die Franzosen, gefolgt von den Engländern. Die deutschen Gäste
kommen vorwiegend, wie man an der Sprache hören kann, aus den neuen
Bundesländern. Wie beim letzten Urlaub auf Zypern haben wir auch wieder
mit einem Ehepaar aus Leipzig angebändelt und ein paar gemeinsame
Abende mit "Ein Bier - ein Rotwein"
auf der Terrasse zugebracht.
Die auffälligsten Erscheinungen sind allerdings die junge Familie aus
Dublin. Die Eltern sind sehr nett und führen zwei Kinder mit sich: ein
Mädchen vielleicht 8 Jahre alt und einen 15 Monate alten kleinen Racker
mit kahlem Kopf und O-Beinen. Der hat wohl gerade erst das Laufen
gelernt und ist dadurch befähigt, überall dort aufzutauchen, wo das
meiste Rämmidämmi herrscht. Und das geht meistens bis 23 Uhr. Als
dreifache Großeltern machen wir uns allmählich Sorgen, ob der ständige
Aufenthalt des kleinen Kerls vor vollbeschallten Lautsprecherboxen
nicht eines Tages Spätschäden nach sich ziehen könnte. Da muss doch
außer den Windeln
so einiges in Schwingungen geraten. Die Eltern sind aber in dieser
Beziehung
völlig unbesorgt. So hat natürlich so mancher seine Freude an diesen
Vorstellungen.
Einen Abend verbringen wir mit einem Ehepaar aus Franken oder so, die
haben schon an etlichen Kreuzfahrten teilgenommen. So haben sie das
Glück, bei ihrem Besuch in Dubrovnik ein Kreuzfahrtschiff der Costa Lines anzutreffen. Dadurch
strömen dann an so einem Tag so an die 4000 Besucher in die Stadt - und
das ist dann auch kein Vergnügen.
Im übrigen haben wir auch den einen oder anderen Kontakt mit englischen
Herrschaften. Heidi besucht schließlich seit einiger Zeit einen
Englischkurs. Ein Ehepaar aus Southhampton empfiehlt uns den
ausgezeichneten Brandy an der Bar. Das ist ein guter Tipp, wo man doch
gar nicht dahinter kommt, was sich in den geheimnisvollen Flaschen
hinter dem Tresen so alles verbirgt. Ein anderes Ehepaar stammt aus
Kent, sie
ist eher geneigt, den Aufforderungen der Animateure zu einem Tänzchen
oder so zu folgen, er dagegen mehr englisch reserviert. Lustig sind
allerdings drei alte Damen, die eine erinnert an Miss Marple. Die sind
sehr reiselustig und waren schon in Mexiko oder Cape Town. Morgen ist
der Ausflug "Montenegro Blue" angesagt.
Ein anderer Engländer macht einen weniger vornehmen Eindruck. Der läuft
nur mit nacktem Oberkörper herum und muss von einem leitenden
Hotelangestellten
im Foyer darauf hingewiesen werden, dass sowas nicht geht. Heidi
spricht ihn bei "Bier und Rotwein" auch einmal an. Er ist wohl
Gleisarbeiter oder sowas. Am Tag sitzt er immer auf der Mauer und
füttert die Fische - mit Brotbröckchen. Ein Angler sitzt daneben und
ärgert sich, dass er trotzdem nichts fängt.
Heimreise
Wir haben diesmal das Glück, dass der Rückflug erst spät am Abend
stattfindet, da hat man noch einen vollen Tag auf der Sonnenliege und
das Wetter tut das seinige. So ein Nachtflug ist dann eine triste
Sache, man hängt zwei Stunden auf dem Flughafen rum, bis es endlich los
geht. In Hannover erwartet uns nach Mitternacht der Fahrer des Nightliner. Er muss zuerst eine
zugestiegene Dame in Müden an der Aller abliefern. Hinter uns sitzen
Herrschaften, die eigentlich noch in dieser Nacht nach Helmstedt
gelangen wollen. "Was fahren wir denn hier durch die Heide" erklingt
eine erboste Stimme von der Rückbank. Der Fahrer gibt sich unschuldig,
er sei nur eingesprungen und befolge seine Anweisungen. "Morgen können
sie sich telefonisch beschweren" rät er. "Darauf können sie einen
lassen" - aber danach ist Ruhe. Unser Ehepaar aus Rühme ist auch wieder
dabei, danach werden wir nach über zwei Stunden Fahrt endlich im Süden
Braunschweigs abgeladen. Das ist aber auch nicht gerade der kürzeste
Weg in Richtung Helmstedt. Nach uns die Sintflut!
Wir finden jedenfalls unser Haus noch vor und einen Tag später erlösen
wir auch unseren Hund Otto aus seinem Gefängnis.