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Mit dem ADFC in das Braunkohlenrevier

Am Sonntag, 22.4. veranstaltet der ADFC unter der bewährten Führung von Peter Kreuzer eine Radtour in das Helmstedter Braunkohlerevier. Die Tour ist mit etwa 90 km angekündigt, wenn man von Helmstedt mit der Bahn zurückfährt. Der Start ist um 10 Uhr in Riddagshausen, von dort geht es fast ausnahmslos auf Feldwegen und Nebenstrecken südlich des Elms entlang. Es herrscht ein hierzulande seltener Ost- d.h. Gegenwind. Trotzdem wird flott gefahren, man kann sich immer einen Vordermann suchen, in dessen Windschatten es leichter voran geht. Gegen Mittag erreichen wir die Grenze, als Grenzübergang wird Hötensleben gewählt. Hier hatten wir ja unser "Offenbarungserlebnis" am 19. November. Die Grenze ist hier noch genau wie immer "erhalten", man sieht das ganze jetzt schon mehr wie ein Denkmal an. Ein Mitfahrer hat seinen Reisepaß vergessen, es dauert eine geraume Zeit, bis dieser abgefertigt ist, ein Passierschein kostet ihn DM 15.-.

Nach der Ortsdurchfahrt Hötensleben biegen wir links ab und fahren innerhalb des ehemaligen Sperrstreifens durch frühere Tagebaugebiete. Teiche und kleine Gehölze lassen langsam wieder so etwas wie Natur aufkommen. Am Wege steht eine über 2 m hohe Staude einer Königskerze vom vergangenen Jahr - also noch vor der "Wende". Nach wenigen km sind wir schon am Grenzübergang Offleben, dort verlassen wir das DDR-Gebiet bereits wieder. Hinter Offleben passieren wir das vieldiskutierte Kraftwerk, von einem Übersichtspunkt kann man einen tiefen Einblick in die riesigen Abbauflächen der Braunkohle tun. Mit Schaufelbaggern und Förderbändern wird die Kohle in gewaltigen Mengen aus der Lagerstätte gewonnen. Im folgenden interessiert uns, wie ein solches Loch in der Landschaft Jahre nach der wirtschaftlichen Nutzung, d. h. "renaturiert", aussieht. Dazu fahren wir nach Reinsdorf, eine Ortschaft, die wie auf einer Insel zwischen den Abbaulöchern thront. Dahinter ist die wiederaufgeforstete Grube, beeindruckend sind die ausgedehnten Buschflächen aus Sanddorn.

Wir müssen unter viel Gestöhne eine steile Treppe hinunter, dafür wird unten eine Pause eingelegt. Ein paar 100 Meter fahren wir danach durch das teils wildromantische Gelände, naturgemäß geht es zum Abschluß wieder steil bergauf, um aus dem Loch herauszukommen. Der nächste Ort ist Hohnsleben. Dort ist schon wieder ein Grenzübergang - allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer. Wir reisen also das zweite Mal am heutigen Tag in die DDR ein und genießen nun wieder Kopfsteinpflaster und andere Unwegsamkeiten. So gelangen wir nach Harpke, auf einem Platz in der Ortsmitte machen wie eine weitere Pause. Aus einer Pumpe läßt sich Wasser entnehmen, ein Schild versucht einem die Sicherheit zu vermitteln, daß es sich um Trinkwasser handelt. Da einigen, auch mir, die Flüssigkeitsvorräte ausgegangen sind, wird hier nachgetankt. Als ein etwas dummdreister Dorfbewohner beginnt, uns alle mit Handschlag zu begrüßen, machen wir uns auf den Weiterweg.

Bald passieren wir das Kraftwerk Harpke, das sicher auch nicht gerade Frühlingslüfte aus seinen Schloten entläßt. Wieder ein Blick in einen Braunkohleabbau, hier geht die Grenze mitten durch die Grube. Für Harpke wird dann auch die Kohle von ganz woanders her herangeschafft. Wir nähern uns nun dem Grenzübergang nach Helmstedt. Links liegt eine Grenzermütze am Grenzzaun aber ich schalte zu spät und verpasse die Gelegenheit, zu einem originellen Souvernir zu kommen. An der Grenze hat ein Künstler viele hundert bunte Tafeln beiderseits der Mauern in die Ackerflächen gepflanzt. Laut Erläuterungstafel soll es sich um ein Rasterbild des menschlichen Gehirns handeln, vom Flugzeug leicht zu erkennen. Leider läßt sich das von unseren Rädern aus nicht nachprüfen. Kopfschüttelnd fahren wir weiter und sind gleich in Helmstedt.

Die Gruppe ist fast geschlossen für eine Rückfahrt mit dem Rad statt mit der Eisenbahn, es wäre ja auch schade um den schönen Rückenwind. So geht es diesmal nördlich des Elms heimwärts. Nach Königslutter überfallen uns noch ein paar Regenschauer, aber das hält sich in Grenzen. In Riddagshausen angekommen ist man doch einigermaßen geschafft. Ich habe noch einmal 15 km bis nach Hause zurückzulegen, sodaß ich schließlich auf 140 km Tagesstrecke komme. Das reicht erstmal wieder für eine Weileº


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