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Samstag, 22.7. Györ - Passau mit Rad und Bahn

Heute wird es spannend, wie werden wir aus Ungarn rauskommen. Zuerst wollen wir mit dem nächsten Zug die restlichen 35 km nach Moson...(s.o.) zurücklegen. Wir bestellen uns ein Taxi zum Bahnhof. Auf dem Weg dorthin sagt uns der Fahrer, daß die Fahrt mit dem Taxi nach Moson... genauso billig sei, also bleiben wir sitzen und lassen uns chauffieren. Nun fährt der Taxifahrer wie ein Henker, das ist wohl eine weltverbreitete Krankheit dieser Berufsgruppe, wenn das Imponierbedürfnis durchschlägt. Am Bahnhof in Mosonmagyarovar steigen wir erleichtert aus und suchen, Unheil ahnend, die Gepäckabfertigung auf. Da leuchten sie uns schon entgegen, alle drei Räder, selbst das für die Ungarn sicher nicht uninteressante Mountainbike, sind wohlbehalten an Ort und Stelle.

In gehobener Stimmung machen wir uns an die restlichen Kilometer bis zur Grenze. Leider können wir nur die starkbefahrene Nationalstraße benutzen. Wir fahren nach Hegyeshalom hinein und geraten auf die Zufahrt zum Grenzübergang für Lastwagen. Ein ungarischer Soldat kontrolliert uns und schickt uns zurück. Der Umweg läßt sich gerade so verkraften, bald sind wir auf der richtigen und stark befahrenen Straße. Da steht schon wieder so ein Soldat am Straßenrand. Und wieder müssen wir die Pässe rausrücken, denn dieser hat offensichtlich Langeweile. Endlich sind wir dann an der Grenze. Hier werden uns Visa und Pässe abgenommen, eine geschlagene halbe Stunde warten wir auf die Rückgabe der Pässe. Radfahrer sind wohl sehr verdächtige Subjekte.

Bei fast unerträglicher Hitze geht es nun 3 km bis Nickelsdorf. Dort setzen wir uns in einem Gasthof fest, wir müssen ein paar Stunden auf den nächsten S-Bahnzug Richtung Wien warten. Inzwischen essen wir, nun nicht mehr so billig, und heben Geld vom Postsparbuch ab.

Endlich wird der Zug bereitgestellt, es gibt wegen der Hitze noch Schwierigkeiten mit dem Weichenstellen. Auf dem nächsten Bahnhof Parndorf müssen wir in den Wiener Zug umsteigen. Irgendwie mißverstehen wir zweimal die Hinweise auf den richtigen Bahnsteig, so geht es im Galopp erst in die eine, dann wieder in die andere, dann endlich in die richtige Richtung. Heidi und Verena sind voraus, während ich mich gerade zur Überquerung des Gleises anschicke, auf dem der Zug gerade einläuft.

Auf den Zuruf eines Bahnbeamten bleibe ich ermattet stehen, natürlich auf der falschen Seite des Zuges. Während ich denke, daß Heidi und Verena gegenüber nun einsteigen, versuche ich auf meiner Seite die Türen zu öffnen. Das geht nur mit großer Kraft, offensichtlich sind die Türen hier blockiert. Ich gebe auf, der Zug fährt auch schon an. Was nun ? Aber da stehen sie beide, böse auf mich, zum Glück sind sie nicht Richtung Wien abgedampft, wer weiß, wie das wieder geendet hätte.

Nun haben wir eine weitere Stunde in Parndorf abzusitzen, die nähere und weitere Umgebung des Bahnhofs interessiert keinen mehr. Ich rechne im Stillen aus, wieviel Zeit wir in Wien noch haben werden, denn wir müssen: den Bahnhof wechseln, die Räder aufgeben, Fahrkarten lösen, in Passau anrufen und was weiß ich noch alles. Dafür haben wir eine gute Stunde Zeit. Als wir dann endlich in Wien sind, machen wir uns unverzüglich auf den Weg zum Westbahnhof. Das wird eine Horrorfahrt entlang der Ringstraßen, bei Feierabendverkehr und brütender Hitze, Radwege existieren hier nicht, oft steht man umringt von Autos mitten auf einer Kreuzung.

Durchgeglüht und -geschwitzt kommen wir auf dem Westbahnnhof an. Erstmal her mit den Fahrkarten und ab mit den Rädern. Dann Anrufen in Passau, das besorgen Heidi und Verena. Ich setze mich erstmal zum Verschnaufen zwischen unser Gepäck. Nun haben wir alle rote Köpfe, was ja kein Wunder ist, aber Heidi und Verena bringen es fertig, da noch eins draufzusetzen. Denn mit dem Telefonieren will und will es nicht klappen, obwohl sie echte oesterreichische Schillinge verwenden. Verena ist schließlich gewitzter und schlägt vor, erstmal die Gebrauchsanweisung durchzulesen. Das ganze geht natürlich nicht gerade in freundschaftlichem Ton vor sich. Wie andere Passanten auch, werde ich auf die Situation aufmerksam und mische mich nun auch noch ein. Verena hat inzwischen herausgefunden, daß da so eine spezielle Zahltaste existiert, die nach Zustandekommen des Gesprächs zu drücken ist. Von dieser Erkenntnis profitiere ich nun und erledige weltmännisch unsere Rückmeldung bei Ingrid in Passau.

Leider löst sich die Spannung diesmal nicht in einem Lachanfall, so streben wir etwas wortkarg dem inzwischen fast vollbesetzten Zug nach Kopenhagen über Passau zu. Gerade noch finden wir inmitten von schwedischen Interrailmädchen und -knaben einen Platz.

Nach anstrengender Bahnfahrt nehmen wir in Passau ein Taxi und fahren hinauf zu Ingrids Wohnung. Hier sind aber alle ausgeflogen, so machen wir uns auch noch auf den Weg und setzen uns beim Griechen um die Ecke noch zu einem Gyros und ein, zwei Bieren nieder. So um Mitternacht gehen wir nach Hause, da sitzt inzwischen die ganze Korona erwartungsvoll um den Tisch herum und wartet auf den vollständigen Reisebericht. So gut es geht, spulen wir noch ab, es kommt uns und den anderen wie eine Weltreise vor. Schließlich fallen uns aber die Augen fast schon am Tisch zu.


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