Novo Sancti Petri, Costa de la Luz, Andalusien
9.3. - 16.3.2015
Anreise
Man
mag noch so viel und weit gereist sein, es finden sich immer Gegenden,
die bislang der Aufmerksamkeit entgangen sind, auch ohne einen allzu
langen Flug in Kauf nehmen zu müssen. In unserem Fall betrifft das den
Süden Spaniens, insbesondere Andalusien mit seiner bewegten Geschichte. In diesem Fall macht uns unsere Ilona vom Reisebüro Bokelmann in Goslar den Vorschlag: Iberostar Hotel Royal Andaluz in Novo Sancti Petri an der Costa de la Luz. Das ist in der Nähe von Cadiz und der nächste Ort heißt Chiclana de la Frontera.
Weil es noch früh im Jahr ist, entscheiden wir uns für einen
Schnupperurlaub von nur einer Woche, und es wird sich zeigen, dass das
die richtige Entscheidung war.
Der Flug geht von Hannover(HAJ) nach Jerez de la Frontera (XRY). Am Montag, 9.3. werden wir von unserem bewährten Nightliner
Transfer gegen Mittag vor der Haustür abgeholt. Damit hat man mal einen
Flug erwischt, wo man nicht zu nächtlicher Zeit aufgeschreckt wird. So
sind wir nach einem angenehmen Flug von c.a. 3 Stunden Dauer mit TUIfly
am frühen Abend schon am Ziel. Der Transfer vom Flughafen zum Hotel
erfolgt in einem großen Bus - aber wir sind die einzigen Mitfahrer.
Angeblich habe man eine größere Ladung von Gästen vorher zum Flughafen
gebracht, daher der große Bus. Es wird einem schnell klar, dass die
meisten Reisenden sich bereits von zu Hause oder vor Ort ein Auto
mieten, mit dem sie sich dann in das Gewirr der Autobahnen und
Kreisverkehre wagen. Das tun wir uns nicht an, zum einen weil das
Passbild in meinem Führerschein mich noch als Pennäler zeigt, da würde
man ja gar nicht erkannt werden.
Auf der Fahrt wird auch das
Standbild des großen Stiers von Osborne gesichtet, des weiteren ein
paar Flamingos in einem Feuchtgebiet. Aber dann wird es schon dunkel.
Angekommen im Hotel bekommen wir ein Zimmer auf der landzugewandten
Seite, dafür mit Abendsonne. Der Wetterbericht hat übrigens eine Woche
puren Sonnenschein angekündigt. Bevor wir die Koffer auspacken (falls
ein nahes Aggregat die Ruhe stören sollte) schlagen wir uns zum
Restaurant durch, wo das Abendessen noch im Gange ist. Trotz des
Käsebrötchens vom Flieger, das eher wie ein Bremsklotz wirkt, haben wir
einen guten Appetit. Zum Abschluss sitzen wir auf ein Bier noch im
Foyer, wo Lifemusik präsentiert wird. Und in der Nacht stört kein
Aggregat und auch kein Straßenverkehr, denn die Küstenstraße befindet
sich in ausreichender Entfernung.
Faule Tage
Am
Morgen kann man die sportlich orientierten Mitgäste bewundern, die in
der Gegend herumjoggen oder sich schwer bepackt mit unförmigen
Golfschlägertaschen auf den Weg zu den nahegelegenen Golfplätzen
mit ihren Fields, Roughs und Greens machen. Wir begeben uns nach dem
Frühstück erstmal in Richtung Strand, der hier von bepflanzten und
bizarren Dünenformationen begleitet wird. Und es herrscht ein stetiger
kräftiger Wind, der den Aufenthalt am Strand zu dieser Jahreszeit noch
nicht so verlockend macht. Da sucht man sich lieber eine einigermaßen
geschützte Ecke im Poolbereich, lässt sich auf einer Liege nieder,
cremt sich ein und schlägt ein Buch auf. Damit hat der erholsame Urlaub
angefangen. Allerdings aber auch, und dafür muss man Verständnis haben,
sind nun in der Vorsaison etliche Renovierungsarbeiten am Hotel nötig.
Da stehen so einige Gerüste an den Fassaden und mitunter werden auch
schadhafte Bodenbeläge aufgemeisselt - wohl dem, dessen Leselektüre
ausreichend spannend ist, dann merkt man das nicht so. Auch in diesem
Hotel gibt es eine Bücherecke, wo man sich mit abgelegten Büchern
versorgen und ausgelesene stiften kann.
Am ersten Tag ist immer
der Empfang durch die Reisebetreuung, wo man einem einen oder mehrere
Tagesausflüge andrehen will. Es sind das im Wesentlichen Sevilla, Gibraltar, Weiße Dörfer oder Cadiz. Wir entscheiden uns für die letztere Ausfahrt, weil das nicht so weit ist und am Freitag stattfinden wird.
Und nun noch eine Frage and die Reisedame: was bedeutet dieses ewige "La Frontera"
als Anhängsel an viele Ortstnamen? Es handelt sich demnach um das
Grenzgebiet zwischen der mittelalterlichen christlichen Kultur und dem
Bereich der Mauren aus der Zeit der Rückeroberung Südspaniens.
Bei Wikipedia ist übereinstimmend zu lesen:
Der Namenszusatz de la Frontera („an der Grenze“) hinter vielen Orten weist die Region um Jerez als lange umkämpftes Gebiet zwischen Mauren und Christen aus.
Nun wissen wir es endlich!
Es
gilt noch eine Erkundung zu machen: wo kann man einkaufen? Da führt ein
Pfad vom Hotel aus über eine Brücke in einem kleinem Flusstälchen
hinauf in ein Restaurant- und Einkaufszentrum. Dieser Weg ist von der
Vegetation her sehr interessant, man kann neben Stechginster, Mimosen,
Oleander und etlichen Blumen auch Orchideen entdecken. Leider ist das
Foto einer Orchidee nur unscharf geworden.
Im Einkaufszentrum
sind noch etliche Läden geschlossen, wegen der Vorsaison oder vielleicht auch wegen der z.Zt.
leider wirtschaftlich etwas prekären Lage in Spanien. Aber es soll ja
alles besser werden - so wird gesagt.
Doch der Supermakt ist immer offen, da gibt es lecker Wein und San Miguel Cerveza (Bier), damit man abends auf dem Balkon nicht im Trockenen sitzt.
Fahrt nach Cadiz
Am
Freitag findet nun unsere einzige größere Unternehmung statt: die Fahrt
nach Cadiz. Als der Bus uns am Hotel abholt, ist er schon gut besetzt,
die Gäste kommen aus dem nahen Conil, wo es auch sehr schön sein soll.
Weitere Gäste steigen noch beim Hotel Barrosa Park zu und dann geht es
direkt nach Cadiz, eine der ältesten Städte Europas. Gegründet von den
Phöniziern, hat es durch seine Lage auf einer schmalen Halbinsel auch
eine große seefahrerische Bedeutung erlangt. Auch soll es eine große
ähnlichkeit zu Havanna, der Hauptstadt von Kuba, haben. Nun - dann muss
man da ja nicht mehr hinfahren, wenn man Cadiz gesehen hat.
Der erste große Platz am Eingang zur Stadt heißt Plaza de La Consticion,
also Platz der Verfassung. Von dort geht es mit dem Bus einmal um die
Stadt herum, das Meer immer auf der linken Seite. Man passiert die Reste
eines römischen Amphitheaters, das sich nicht wiederherstellen lässt,
weil Teile davon durch Gebäude der Kathedrale überbaut worden sind. Dem
Seeufer vorgelagert liegt die Festungsinsel Castillo San Sebastian.
Cadiz wurde wegen seiner massiven Befestigungsanlagen auch in
napoleonischer Zeit niemals erobert. Schließlich passiert man einen
großen Park, den Parque Genoves
mit Botanischem Garten. In der Nähe des Hafens dürfen wir dann
aussteigen und betreten die Plaza S. Juan de Dios. Der Platz wird
geprägt von der klassizistischen Fassade des Rathauses. Es geht weiter
an der Kathedrale vorbei. Hier baut man an hölzernen Laufstegen und
Rampen für das nahe Osterfest.
über die Plaza de las Flores mit einem beeindruckenden Postgebäude geht es dann zum Torre Tavira
mit einer Camera Oscura. Dazu muss man einige Treppen hinauf steigen
und wird dann in einen verdunkelten Raum geführt. Dort befindet sich
eine kreisrunde horizontal angebrachte weisse Projektionsfäche, auf die
Cadiz aus der Vogelperspektive durch eine Kamera über ein Spiegelsystem
projiziert wird. Es gibt einen Rundblick von 360 ° und man kann Autos
und Menschen in der Bewegung erkennen. Mit einem kleinen Stück Papier
ist es sogar möglich, zum Amisement der Zuschauer einzelne Objekte aus ihrer Umgebung heraus zu
heben. Davon kann der betroffene Passant, der sich gerade über irgend einen Platz
bewegt, absolut nichts ahnen. Nach Ende der Vorführung darf man endlich
auch selbst auf das Dach steigen und den Blick über die Dächer von
Cadiz aus 45 m Höhe genießen. Früher diente der Turm einmal als
Wachtturm, um einfallende Piraten oder andere nicht gerade wohlmeinende
Eindringlinge bei Zeiten sichten.
Zurück
auf der Erde muss
ich Heidi erstmal aus einem Cafe auslösen, denn der Besuch in der
luftigen Höhe war wie immer nichts für sie. Dafür machen wir jetzt
einen Rundgang durch die Markthalle, die sich gleich an der Plaza de
las Flores befindet. Obst, Gemüse Gewürze und auch Schnecken, vor allem
aber die Früchte des Meeres, die man immer mit gemischten Gefühlen
betrachtet, obwohl man einige (aber nicht alle) gerne verspeist. Es
sind da allerlei Krebs- und Garnelenarten,Thunfisch, Schwertfisch,
Tintenfische und so fort. Eine Spezialität von Cadiz sollen die kleinen
gebackenen Shrimps sein, die nennen sich Camaron Cocido.
Bis
zur Rückfahrt bekommt man noch zwei Stunden zur freien Verfügung
spendiert. Da läuft man durch die teils engen Straßen, bewundert die
Fassaden der Häuser bzw. Palazzos oder setzt sich auf eine Bank und
lauscht den Presslufthämmern einer nahen Baustelle. Zum Schluss aber
lassen wir uns auf dem Plaza de la Flores in einem Strassencafe nieder,
und gleich gegenüber vor der Post ist dann auch der Treffpunkt für die
Rückfahrt.
Rückreise
Die verbleibenden Tage wird nichts mehr unternommen. Wir können aber aufzählen, was man noch hätte machen können.
- Eine Fahrt mit dem Bus in den Ort Chiclana de la Frontera mit einer reizvollen Altstadt am Rio Iro,
- zu Fuß oder per Rad nach Poblado Abondonado de Sancti Petri oder Puerto Deportivo, einem ehemaligen nun aufgegebenen Fischerhafen, wie der Name schon sagt,
- eine Fahrt mit der Bimmelbahn, die es auch hier gibt und sich Tren Turistico nennt. Da werden laut Flyer jeden Tag unterschiedliche Ziele angefahren, z.B. auch Conil,
doch steht das Gefährt jeden Morgen vor unserem Hotel herum und keiner
fährt mit. Vielleicht ist es noch zu früh im Jahr, oder es gibt zu
viele Golfplätze in der Gegend.
Falls man womöglich wieder in
die Gegend kommt, weiß man nun, was zu tun ist. So vergehen die
verbliebenen Tage schnell bei weiterhin schönem Wetter. Als für die
nächsten Tage Kälte und Regen prophezeit werden, ist unser Urlaub
gerade zu Ende. Wir werden am Nachmittag von einem Taxi abgeholt und
sind wieder die einzigen Fahrgäste. Am Flughafen in Jerez erwartet uns
ein großes Durcheinander. Da werden an den Check In Flugschaltern
gleich drei Flüge nach Stuttgart, Düsseldorf und Hannover abgefertigt.
Die Warteschlangen reichen bis auf die Straße, man kommt kaum in das
Flughafengebäude hinein. Das liegt daran, wie man bald darauf erfährt,
daß die Buchungscomputer ausgefallen sind und nun alles per Hand
erfolgen muss. Wer seinen CheckIn bereits vorher über Internet oder
sonstwie erledigt hat, wird vorgezogen, alle anderen bekommen zwar ein
Ticket aber keine Platzzuweisungen. Schließlich ist es so weit, und
beim sog. Boarding stürmt alles in den Flieger um sich die besten
Plätze zu sichern. Mit etwas Verspätung können wir dann starten, aber
trotz Fensterplatz wird es während des Fluges nicht viel zu sehen
geben, weil wir erst gegen Mitternacht in Hannover ankommen - die
Verspätung konnte durch änderung der Flugroute aufgeholt werden.
Wenige
Tage später ereignet sich jenes entsetzliche Flugunglück auf der
Strecke Barcelona - Düsseldorf, wo der Copilot sich, die Besatzung und
alle Fluggäste in den Tod gerissen hat. Das geht einem dann doch näher,
wenn man vorher auf einer ähnlichen Route unterwegs war. Aber eines ist
sicher: wir werden Andalusien schon bald wiedersehen.