15.5. Donnerstag, Jerez

Nun bietet uns das Schweizer Ehepaar an, mit ihrem gemieteten Auto nach Jerez mitzufahren. Es wurde schon gesagt, dass unser verfügbarer Führerschein - der graue Lappen - eher mit einem Konfirmationspassbild ausgestattet ist, und man daher eher darauf verzichtet, ein Auto zu mieten. Außerdem liegen keinerlei Erfahrungen mit einem "Navi" vor. (Das hat sich inzwischen geändert, nachdem erstaunlicherweise das Smartphone über ein funktionierendes Navi verfügt. Aber ob auch in Spanien?)

Jedenfalls verfügen unsere Gönner über ausgezeichnete Ortskenntnisse und es geht auf der Strecke vorbei am "größten Gefängnis" von Andalusien - so wird gesagt. Da macht man besser kein Foto, sonst sitzt man womöglich selbst drin, hinter Wachtürmen und Stacheldrahtverhauen. ähnlich abweisend sind die Begrenzungen eines riesigen Militärgebietes (Naval Station Rota), wo in regelmäßigen Abständen überwachungskameras aufgestellt sind - wie andernorts Laternen. Dort hausen die Amerikaner samt Familien und allen dazu notwendigen sozialen Einrichtungen, es werde alles Lebensnotwendige aus den USA eingeflogen - wird erzählt. Im Gegenzug werden von hier aus die weniger lebenspendenden Einsätze nach Nahost und Nordafrika geflogen. Im Hotel und in den Straßen von Rota kann man hin und wieder einige dieser GIs entdecken, wie sie sich von ihren anstrengenden Tätigkeiten erholen.


Jacarandabäume in der Blüte

 
Aber nun geht es in die Stadt Jerez de la Frontera. Auffällig sind die zurzeit üppig hellblau blühenden Jacarandabäume an den Straßen. Zunächst gilt es aber einen Parkplatz zu finden. Das ist für Ortskundige - wie unsere Gastgeber - kein Problem: es gibt ein Parkhaus unter der Plaza del Arenal, und damit ganz zentral. Da kann man gleich los bummeln.

 

 

 

Markthalle

Meeresfrüchte

Seidenraupen
Zurzeit findet in Jerez die sog. Feria del Caballo statt. Das ist eine Art Volksfest mit einer Pferdemesse und -präsentation als Höhepunkt. Zur Einstimmung haben sich manche Kinder und Frauen in spanische Festgewänder gekleidet und wandern so durch die Straßen. Wir belassen es mit etwas Shoppen und einem Besuch der Markthalle. Wie stets hierzulande ist besonders das Angebot an Meeresgetier interessant. Draußen auf dem Platz werden Schnecken aber auch Seidenraupen angeboten.


Elektrik mit Blumen

Tor eines Palazzo

Relikte von Wunderheilungen
Vor einer Kapelle entdecken wir einen Schrein, an dem viele Utensilien zu Gehhilfen und anderen Gebrechen aufgehängt sind. Diese stammen dann wohl von Wallfahrern oder dgl., die durch den Besuch der Stadt oder speziell dieser Kapelle auf wundersame Weise geheilt wurden. Auf der Treppe sitzt ein Mann und spricht eifrig einer Flasche zu, und falls sie bald leer sein sollte, streckt er einem schon einmal die geöffnete Hand entgegen. Wer sich mit Schlagern auskennt, kann dann antworten: "No tengo dinero" (Los Umbrellos, Ich habe kein Geld), aber vielleicht hat das der trinkfreudige Bettler auch vor sich hingemurmelt.

Zum Abschluss dieses schönen Besuchs in Jerez lassen wir uns in einem Straßencafe auf der Plaza nieder, von wo aus man auf angenehme Weise dem quirligen Treiben auf den Straßen zuschauen kann. Am Nachmittag sind wir dann wieder zurück und kümmern uns um Sonne, Katze und Eidechse auf unserer Liegewiese.


Die Mauern zum Fischfang

Ablaufgitter

Instandsetzungen
Strandbeobachtungen

Es lohnt sich hier, sich einmal genauer am Strand umzusehen. Am besten bei Ebbe. Dann werden nämlich sonderbare verkrustete Steinmauern sichtbar, die einen oder mehrere große Kreise bilden. Diese Mäuerchen sollten bewirken, dass sich unkluge Fische bei ablaufendem Wasser nicht in die See retten konnten, sondern in den so geschaffenen Becken zurück blieben und auf diese Weise leicht zu fangen waren. Diese Einrichtung soll noch auf die Zeit der Mauren zurückgehen. Aber auch heute werkeln einige Arbeiter an den Mauern herum und halten sie instand, anscheinend funktioniert das System immer noch - oder es ist obendrein Weltkulturerbe, wie so viele Bauwerke in Andalusien.


Steinring

Fischmauern

Man kann bei Ebbe darin herum laufen, zum Glück entdecken wir keine gestrandeten Fische - die hätten uns nur leid getan. Dafür kann man am Strand allerhand entdecken: grüne Seegurken, Muscheln und sonderbar verkrustete Steine. Einen Teildavon haben wir sogar mit nach Hause genommen, wo sie als Dekoration der Kakteentöpfe dienen - allerdings nicht die Seegurke, die wäre wohl etwas weich, und nicht nur das geworden.


Seegurke

Verkrusteter Stein

Ausbeute

 

 

 
An einer Düne blüht gerade eine prächtige Agave, und wer will, kann auf dem Foto den kleinen Spatz suchen, der sich darauf nieder gelassen hat.
Während ich einmal so allein am Strand herum streune, nimmt Heidi ganz nach Hausfrauenart einen Termin der Animation wahr: es geht ums Kochen. Es soll ein Rezept für eine Gazpacho vorgestellt werden. Aber wie es so ist, sie ist die einzige, die dort erscheint, bekommt aber das Rezept und zwei Gläschen zum Probieren. Somit geben wir das Rezept hier wörtlich wieder, damit sich die Sache auch gelohnt hat:

Gazpacho Andaluz Zutaten für (4 Tassen):
- 1 kg reife Tomaten (mit rotem Alzent)
- 1 grüne Paprika Typ Italiano (etwa 60 Gramm)
- 1 Stück Zwiebel (ca. 100 Gramm)
- 1 Knoblauchzehe
- 3 EL Olivenöl
- Weißweinessig
(Menge nach Geschmack, ich 6 Esslöffel, weil ich mag sehr stark)
- 1 EL Salz kleine rasa
- 1/4 Liter Wasser



 

Sonnenuntergang

 
Des Abends nach 21 Uhr versammeln sich immer etliche Gäste am Strand, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Zweimal wird man auch vom Hotel eingeladen, das liest sich so:

"Das Hotel möchte sie auf ein Gläschen Sherry einladen, auf der Promenade am Meer.
Genießen sie einen sehr schönen Sonnenuntergang (wenn das Wetter es erlaubt)."


Und das darf man sich nicht entgehen lassen. Der Name "Sherry" ist übrigens eine Abwandlung des Wortes "Jerez", das mit einem scharfem CH - (wie in RaCHen) - statt J am Anfang ausgesprochen wird. Das fällt sogar uns schwer, und noch mehr den Engländern - und daher hat man den Namen vereinfacht. Ursprung des Sherrys ist dann auch das Dreieck Cadiz, Sanlucar und Jerez.


Kapitel 4
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