Rota,
Costa de la Luz, Andalusien
11.5. - 25.5.2015
Anreise
Wie
angekündigt, wollten wir in diesem Jahr noch einmal nach Andalusien
fahren. Und das geht schneller als gedacht. Als wir einmal in der
Braunschweiger Innenstadt zu tun haben, kommen wir am Büro von Sonnenklar in der
Burgpassage vorbei. Da kann man ja mal gucken. Eine Viertelstunde
später ist die Sache schon gebongt: zwei Wochen im Hotel Playa de la Luz,
nördlich von Cadiz nicht weit von dem Ort Rota. Bei Holidaycheck
nachschauen, wie die Bewertungen so aussehen, kann man aber erst zu
Hause, doch das sieht ganz gut aus. Damit sind schon alle Formalitäten
erledigt, und die Reisekosten werden vom Konto abgebucht.
Diesmal
haben wir wieder einen Flug zu nachtschlafender Zeit erwischt, unser
Nightliner holt uns in der Nacht um 1 Uhr ab. Zum Glück können wir uns
auf Wecker und Handy verlassen, die Uhr auf dem Handy ging sogar eine
Viertelstunde vor, was in diesem Fall - zum Glück - nicht geschadet
hat. Der Flug geht um 4 Uhr ab Hannover, wieder nach Jerez de la Frontera,
wo man gegen 7.30 ankommt - es wird gerade hell. Der Transfer zum Hotel
erfolgt mit einem Kleinbus und diesmal 10 Gästen. 4 davon werden dann
in Rota am Hotel Duque
de Najera abgesetzt, wir restlichen 6 fahren noch ein
Stück weiter zum Hotel Playa de la Luz.
Es wird schnell eingecheckt und dann kann es noch zum Frühstück gehen.
Doch das ist bei Halbpension am Tag der Anreise nicht in der Leistung
enthalten, und muss - wie wir am Ende sehen - extra bezahlt werden.
Dafür bekommen wir am Abreisetag früh am Morgen ein Lunchpaket, das
damit entsprechend teuer bewertet werden muss.
Einleben
Nun
geht es aber erstmal auf eine Erkundungstour. Von unserem Zimmer aus
führt ein Plattenweg direkt zum Strand, wo sich eine Pforte nur mit der
Zimmer-Codekarte öffnen lässt. Am Strand entlang zieht sich ein
langgestrecktes Gebäude des Hotels. Das ist früher einmal eine
Thunfisch-Verarbeitungsanlage gewesen, so heißt es. Heute befindet sich
die Hotelgruppe unter dem Namen Andaluces
con Encanto (mit
Charme)
unter der Leitung einer belgischen Familie. Am Gebäude entlang dehnt
sich eine gepflasterte Terrasse aus, von der aus man den Seeblick aus
erster Hand hat. Wir marschieren daran entlang und finden mit Mühe
wieder einen Eingang zum Hotelgelände und schließlich über eine Treppe
den Beach Club.
Dort
verbringen wir zum Auftakt den restlichen Vormittag, kämpfen vergeblich
mit Sonnenschirm und Wind - bis uns aufgeht, dass man auf der
Rasenfläche vor unserem Zimmer sich viel angenehmer aufhalten kann.
Bald
schon besucht uns eine kleine grüne Eidechse, die ist ziemlich zahm und
lässt sich auch gern mit Gebäckkrümeln füttern. Eine weitere noch
kleinere Eidechse bekommt man seltener zu Gesicht. Und nur einmal
zeigen sich zwei größere Prachtexemplare von Echsen im Poolbereich, da
ist man froh, dass man den Fotoapparat zur Hand hat.
Des Weiteren schleicht immer eine weiße Katze herum, die sich auch schon
mal streicheln lässt und einen Leckerbissen nicht verschmäht. Ein paar
Zimmer weiter kümmert sich ein Schweizer Ehepaar um diese Katze, dort
bekommt sie regelmäßig ihr Futter und Trinken. Auf diese Weise kommen
wir miteinander schnell in Kontakt, wie auch mit anderen vorbei
flanierenden Gästen. Manche wird man gar nicht wieder los - wenn sie
aus der Gegend von Wanne-Eickel, Neheim-Hüsten oder gar Castrop-Rauxel
kommen. Die Katze
sei schon um die 9 Jahre alt und scheint trächtig zu sein. Unsere
Schweizer, mit denen wir uns schnell anfreunden, kommen schon seit
Jahren hierher und kennen die Katze gut und umgekehrt. Ihr Arbeitsname
ist wegen ihrer weißen Farbe Blanchetta
- oder so.
An
einem Abend aber jagt uns diese Blanchetta einen Schrecken ein. Da
kommt sie des Weges mit etwas Baumelndem im Maul. Bei näherem Hinsehen
entpuppt sich das als kleines Häschen, das sie irgendwo erbeutet hat.
Da lässt sie sich gar nicht reinreden und verssteckt sich unter einem
Gebüsch nahe der Hauswand. Von da aus funkelt sie einen feindselig an
und lässt dabei das Häschen kurz los. Und das lebt noch und versucht zu
entkommen. Aber schwupps - ist es wieder eigefangen und mit einem
großen Satz springt die Blanchetta samt Häschen auf das Dach und
verschwindet. Damit ist diese traurige Geschichte zu Ende und man ist
in den nächsten Tagen doch böse auf die räuberische Katze - aber
schließlich renkt auch
das sich wieder ein.
Dazu fallen einem drei Möglichkeiten ein: wollte die Katze das Häschen
fressen, oder einem seiner Wohltäter als Belohnung präsentieren, oder
übte sie das Verfrachten eigenen Nachwuchses? Sie hat es uns nicht
erzählt.
15.5. Donnerstag, Jerez
Nun
bietet uns das Schweizer Ehepaar an, mit ihrem gemieteten Auto nach
Jerez mitzufahren. Es wurde schon gesagt, dass unser verfügbarer
Führerschein - der graue Lappen - eher mit einem Konfirmationspassbild
ausgestattet ist, und man daher eher darauf verzichtet, ein Auto zu
mieten. Außerdem liegen keinerlei Erfahrungen mit einem "Navi" vor.
(Das hat sich inzwischen geändert, nachdem erstaunlicherweise das
Smartphone über ein funktionierendes Navi verfügt. Aber ob auch in
Spanien?)
Jedenfalls verfügen unsere Gönner über ausgezeichnete
Ortskenntnisse und es geht auf der Strecke vorbei am "größten
Gefängnis" von Andalusien - so wird gesagt. Da macht man besser kein
Foto, sonst sitzt man womöglich selbst drin, hinter Wachtürmen und
Stacheldrahtverhauen. ähnlich abweisend sind die Begrenzungen eines
riesigen Militärgebietes (Naval
Station Rota), wo in regelmäßigen Abständen
überwachungskameras aufgestellt sind - wie andernorts Laternen. Dort
hausen die Amerikaner samt Familien und allen dazu notwendigen sozialen
Einrichtungen, es werde alles Lebensnotwendige aus den USA eingeflogen
- wird erzählt. Im Gegenzug werden von hier aus die weniger
lebenspendenden Einsätze nach Nahost und Nordafrika geflogen. Im Hotel
und in den
Straßen von Rota kann man hin und wieder einige dieser GIs entdecken,
wie sie sich von ihren anstrengenden Tätigkeiten erholen.
Aber
nun geht es in die Stadt Jerez de la Frontera. Auffällig sind die
zurzeit üppig hellblau blühenden Jacarandabäume an den Straßen.
Zunächst
gilt es aber
einen Parkplatz zu finden. Das ist für Ortskundige - wie unsere
Gastgeber - kein Problem: es gibt ein Parkhaus unter der Plaza del Arenal,
und damit ganz zentral. Da kann man gleich los bummeln. Zurzeit findet
in Jerez die sog. Feria
del Caballo
statt. Das ist eine Art Volksfest mit einer Pferdemesse und
-präsentation als Höhepunkt. Zur Einstimmung haben sich manche Kinder
und Frauen in spanische Festgewänder gekleidet und wandern so durch die
Straßen. Wir belassen es mit etwas Shoppen und einem Besuch der
Markthalle. Wie stets hierzulande ist besonders das Angebot an
Meeresgetier interessant. Draußen auf dem Platz werden Schnecken aber
auch Seidenraupen angeboten.
Vor einer Kapelle entdecken wir
einen Schrein, an dem viele Utensilien zu Gehhilfen und anderen
Gebrechen aufgehängt sind. Diese stammen dann wohl von Wallfahrern oder
dgl., die durch den Besuch der Stadt oder speziell dieser Kapelle auf
wundersame Weise geheilt wurden. Auf der Treppe sitzt ein Mann und
spricht eifrig einer Flasche zu, und falls sie bald leer sein sollte,
streckt er einem schon einmal die geöffnete Hand entgegen. Wer sich mit
Schlagern auskennt, kann dann antworten: "No tengo dinero" (Los
Umbrellos, Ich habe kein Geld), aber vielleicht hat das der
trinkfreudige Bettler auch vor sich hingemurmelt.
Zum
Abschluss
dieses schönen Besuchs in Jerez lassen wir uns in einem Straßencafe auf
der Plaza nieder, von wo aus man auf angenehme Weise dem quirligen
Treiben auf den Straßen zuschauen kann. Am Nachmittag sind wir dann
wieder zurück und kümmern uns um Sonne, Katze und Eidechse auf unserer
Liegewiese.
Strandbeobachtungen
Es
lohnt sich hier, sich einmal genauer am Strand umzusehen. Am besten bei
Ebbe. Dann werden nämlich sonderbare verkrustete Steinmauern sichtbar,
die einen oder mehrere große Kreise bilden. Diese Mäuerchen sollten
bewirken, dass sich unkluge Fische bei ablaufendem Wasser nicht in die
See retten konnten, sondern in den so geschaffenen Becken zurück
blieben und auf diese Weise leicht zu fangen waren. Diese Einrichtung
soll noch auf die Zeit der Mauren zurückgehen. Aber auch heute werkeln
einige Arbeiter an den Mauern herum und halten sie instand, anscheinend
funktioniert das System immer noch - oder es ist obendrein
Weltkulturerbe, wie so viele Bauwerke in Andalusien.
Man kann
bei Ebbe darin herum laufen, zum Glück entdecken wir keine gestrandeten
Fische - die hätten uns nur leidgetan. Dafür kann man am Strand
allerhand entdecken: grüne Seegurken, Muscheln und sonderbar
verkrustete Steine. Einen Teildavon haben wir sogar mit nach Hause
genommen, wo sie als Dekoration der Kakteentöpfe dienen - allerdings
nicht die Seegurke, die wäre wohl etwas weich, und nicht nur das
geworden.
An einer Düne blüht gerade eine prächtige Agave, und
wer will, kann auf dem Foto den kleinen Spatz suchen, der sich darauf
nieder gelassen hat.
Während ich einmal so allein am Strand herum streune, nimmt Heidi ganz
nach Hausfrauenart einen Termin der Animation wahr: es geht ums Kochen.
Es soll ein Rezept für eine Gazpacho vorgestellt werden. Aber wie
es so ist, sie ist die einzige, die dort erscheint, bekommt aber das Rezept
und zwei Gläschen zum Probieren. Somit geben wir das Rezept hier wörtlich wieder,
damit sich die Sache auch gelohnt hat:
Gazpacho Andaluz Zutaten für (4 Tassen):
- 1 kg reife Tomaten (mit rotem Alzent)
- 1 grüne Paprika Typ Italiano (etwa 60 Gramm)
- 1 Stück Zwiebel (ca. 100 Gramm)
- 1 Knoblauchzehe
- 3 EL Olivenöl
- Weißweinessig
(Menge nach Geschmack, ich 6 Esslöffel, weil ich mag sehr stark)
- 1 EL Salz kleine rasa
- 1/4 Liter Wasser
Des Abends nach 21 Uhr versammeln sich
immer etliche Gäste am Strand, um den Sonnenuntergang zu bewundern.
Zweimal wird man auch vom Hotel eingeladen, das liest sich so:
"Das
Hotel möchte sie auf ein Gläschen Sherry einladen, auf der Promenade am
Meer.
Genießen sie einen sehr schönen Sonnenuntergang (wenn das Wetter
es erlaubt)."
Und das darf man sich nicht entgehen
lassen. Der Name "Sherry" ist übrigens eine Abwandlung des Wortes
"Jerez", das mit einem scharfem CH - (wie in RaCHen) - statt J am
Anfang ausgesprochen wird. Das fällt sogar uns schwer, und noch mehr
den Engländern - und daher hat man den Namen vereinfacht. Ursprung des
Sherrys ist dann auch das Dreieck Cadiz, Sanlucar und Jerez.
Besuche in Rota
Man
kann auf verschiedene Weisen nach Rota gelangen: mit dem Bus, oder zu
Fuß. Für den Anfang nehmen wir das Angebot der Animateurin Stefanie an,
mit den Gästen per Bus nach Rota zu fahren und dort durch die Kirche
"Nuestra Senora de la O"
und das Kastell "Castillo
de Luna"
zu führen. Man steigt in Rota an der Plaza Jesus Nazaren aus und
wandert durch die Fußgängerstraßen Alcalde
Garcia Sanchez und
Charco,
wo es viele kleine Läden gibt. Auf der Plaza de Espana
wird uns erklärt, dass man dort
gerne den Beginn des Neuen Jahres feiert, weil sich hoch oben an einem
Hausgiebel eine große Uhr befindet (leider nicht auf dem
Foto). Hoffentlich geht die immer richtig - besonders zu Sylvester.
Kurz darauf passieren wir die Plaza
Barroso. Das klingt irgendwie europäisch - warum wohl? Und
da ist dann auch schon die Nuestra
Senora de la O, also
die zu besichtigende Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Eine Dame ereifert
sich: "Was heißt denn
hier das O?". Da hat sie womöglich eine literarische Wissenslücke und
kennt die "Marquise von O"
von Heinrich von Kleist
nicht. In
jener Novelle geht es um eine unerklärliche Schwangerschaft,
aber das gehört wohl nicht hierher und gibt auch keine näheren Hinweise
auf den Namen "von O".
Das Längsschiff der Kirche ist im Gotik-Renaissance Stil erbaut, die
sog. Kapellen in den Seitenflügeln sind Barock. Die Kapellen dienen
speziellen Zwecken wie Hochzeiten und Taufen (in der Reihenfolge).
Es gibt eine Marienfigur, die am übernächsten Sonntag in einer
feierlichen Prozession durch die Straßen getragen werden wird. Da kommt
dann viel Volk zusammen. Gleich gegenüber der Kirche ist nun das
Castillo de Luna, und dank unserer Führung darf man auch auf das Dach
hinaufsteigen. Das Kastell wurde 1999 restauriert, im viereckigen
Innenhof kann man noch Reste von Fresken sehen, oben auf der Brüstung
findet sich noch eine Reihe steinerner Wappen im Original. Vom Dach aus
hat man einen herrlichen Blick über die Dächer von Rota, aber auch
hinüber zum Kriegshafen, wo einige graue Ungetüme vor Anker liegen.
In den nächsten Tagen wandern wir noch zweimal nach Rota. Einmal geht
es auf hölzernen Stegen durch einen Pinienwald, wo es freilebende
Chamäleons geben soll. Wir entdecken aber nur ein Grafitti an den
Resten eines Bunkers. Das andere Mal wandern wir den Strand entlang bis
zur Promenade von Rota, die sehr gepflegt ist. Bis auf ein paar
Ausnahmen hat man darauf verzichtet, monströse Hotelkästen zu
errichten. Hoffentlich bleibt es dabei.
Die Rückfahrt von Rota mit dem Bus ist übrigens recht verwirrend, weil
Teile der nördlichen Außenbereiche abgeklappert werden. Aber der Preis
ist der gleiche wie für die kürzere Hinfahrt.
San Lúcar de Barrameda
Unsere Schweizer Freunde spendieren uns eine weitere Ausfahrt nach
San Lucar de Barrameda.
Diese
Stadt liegt an der Mündung des Flusses mit dem unaussprechlichen Namen
Guadalquivir. Dort
erstreckt sich ein langer Strand und hin und wieder fährt ein Schiff
vorbei, die Wasserverbindung reicht bis Sevilla. Es liegt eine Fähre am
Strand, mit der man hinüber auf die andere Seite des Flusses gelangen
kann, wo sich der Nationalpark Dońana
befindet. In einem nahen Gebäude mit der Aufschrift Fabrica de Hielo
kann man in Schaukästen die Einzigartigkeiten des Nationalparks
studieren.
Im
Zentrum der Stadt befindet sich wieder ein Parkhaus, wo man besser ein
Auge bei der Einfahrt zukneift, denn sie ist ziemlich eng. Nun bummeln
wir wieder los durch die belebten engen Gassen und geraten bald in
einen kleinen Laden mit Stehtischen, Sherry- und
Serranoschinken-Ausschank. Der Schinken wir mit einem scharfen Messer
hauchdünn von der Keule geschnitten. An einer Wand hängen die Schinken,
die noch reifen müssen. An ihrem unteren Ende ist ein Näpfchen
befestigt, um das heruntertropfende Fett aufzufangen. Da lässt man es
sich schmecken, bevor man weiter bummelt.
Auf dem zentralen Platz, der heißt wie die Stadt Plaza Sanlucar de Barrameda,
findet man schnell ein angenehmes Plätzchen unter einem Sonnenschirm.
Hin und wieder spricht einen dort ein Händler an, der von Taschenlampen
bis Armbanduhren allerlei in seinen Taschen verbirgt. Besser man bleibt
standhaft und belässt es bei No
tengo dinero. Als es so gegen 14 Uhr ist, leert sich der
Platz merklich, denn nun beginnt in der heißesten Zeit des Tages die
Siesta, wo sich in den Straßen und Geschäften nicht mehr viel tut.
Wir bummeln trotzdem noch ein wenig herum. An einer Häuserwand finden
sich Keramiktafeln, die an die seefahrerische Vergangenheit der Stadt
erinnern. Wir werfen noch einen Blick in ein weiteres uriges Lokal,
wandern an einem Kirchengebäude vorbei, wo auf den Kuppeln Störche
nisten. Und so sagt man: "Die machen es richtig, anstatt sich auf einen
langen Flug zu begeben, bleiben sie gleich da, wo es schön warm ist".
Und an Nahrung wird es hier in den Niederungen des Guadalquivir nicht
fehlen.
Auf der Rückfahrt machen wir noch einmal Halt an einem kleinen Biotop,
das ist allerdings recht stachelig. Es besteht aus einer Art wilder
Kaktushecke, die sich zum Blühen anschickt. Es ist immer eine Freude,
wenn man der Natur ihren Lauf lässt und nicht alles pflegeleicht und
"ordentlich" gestaltet.
Ein paar Tage später dürfen wir noch einmal mitfahren und besuchen das
Restaurant Puerta de la Victoria, wo man besonders gut die spanische
Küche genießen kann. Wir beschränken uns mangels Sprach- und
Essenskenntnisse aber auf das Zuschauen beim Schneckenverzehr, haben
wir doch wegen der Halbpension schon das Abendessen im Hotel gehabt.
Auf jeden Fall ist so ein lauer Sommerabend in einer schönen
andalusischen Stadt schon ein besonderes Erlebnis.
17.5., Sonntag: Die
weißen Dörfer
Natürlich haben wir auch wieder eine Rundfahrt gebucht. Aber nicht nach
Gibraltar oder Sevilla, sondern eine Fahrt zu den "weißen Dörfern", die
für sich schon eine charakteristische Sehenswürdigkeit Andalusiens
darstellen. Zunächst ist noch nicht klar, ob man uns vom Hotel abholen
kann, weil die Fahrt von Jerez aus startet. Aber es finden sich noch
zwei Damen, die am Hotel
Duque de Najera in Rota zusteigen. Im Bus ab Jerez sind
wir dann etwa 35 Personen, und die Reisebegleiterin versichert, dass
sie in 28 Jahren noch nie einen Gast verloren hätte. Das hätte sich
heute leicht ändern können, wie wir sehen werden.
Es geht nun in das Innere des Landes durch landwirtschaftlich geprägte
Landschaften. Die zahlreichen Sonnenblumenfelder stehen leider noch
nicht in der Blüte, denn das wäre eine Augenweide. Aber die Ausblicke
auf eine liebliche Landschaft mit Oliven- und Pinienhainen sind ein
Genuss. Auch die ersten weißen Ansiedlungen werden passiert. Nun wird
uns erzählt, dass wir zunächst in das regenreichste Gebiet Andalusiens
fahren, wo die westlichen Atlantikwinde die Wolken herantragen und
diese sich an den ersten Bergen im Inland abregnen. Das ereignet sich
aber hauptsächlich zwischen Oktober und März. Da oben hat man daher
eine Anzahl Stauseen angelegt, wir werden einen davon am Rio Guadalete mit
dem malerischen Ort Zahara
de la Sierra anfahren. "Der Name des Ortes ist arabisch
und bedeutet Blume" (WikiPedia).
Der Ort liegt zu Füßen eines Berges mit den Resten einer maurischen
Burg. Nach dem Aussteigen aus dem Bus scheiden sich die Geister: die
weniger wanderfreudigen Herrschaften begeben sich zu einem
nahegelegenen Cafe, die anderen bergwärts, mal sehen, wie weit man
kommt. Nach ein paar Gassen erreicht man den oberen Ortsrand mit einem
Platz und einer Kirche unter schroffen Felsen. Aber es geht noch
weiter, denn oben auf dem Berg ist ein Turm, da muss man ja irgendwie
hinkommen. Und das gelingt nach einiger Steigerei, sogar zwei Mädchen
mit Pantoletten haben es geschafft. Nun hinauf auf den Turm zu
klettern, dazu reicht die Puste dann doch nicht.
Wieder unten kann man den Zurückgebliebenen mit glänzenden Augen
erzählen, wie schön es da oben gewesen ist. Zur Belohnung für alle wird
vor der Weiterfahrt an einem Aussichtspunkt Rotwein aus dem Pappbecher
spendiert. Die Strecke geht nun weiter an dem Stausee entlang. Während
die Reiseleiterin etwas über die Gänsegeier erzählt, lassen sich
tatsächlich zwei dieser Exemplare über der Straße sichten. Aus dem Bus
heraus lassen sie sich leider nicht fotografieren.
Bald erreichen wir Ronda,
sozusagen das Mekka der weißen Dörfer. Das liegt daran, dass der Ort zu
beiden Seiten der schroffen Schlucht El Tajo mit dem Fluss
Rio Guadalevin erbaut ist. Das zieht Unmassen
an Besuchern an. So auch heute, denn es findet wohl gerade so etwas wie
ein Volksfest statt. Hinter der Stierkampfarena befindet sich das
Verkehrsbüro. Dort kommt man kaum hinein, die Massen quellen aus dem
Eingang bis auf den vorgelagerten Platz. Aber schließlich gelingt es
doch, einen Ortsplan zu ergattern. Nun ist man für ein paar Stunden auf
sich allein gestellt.
Als erstes überquert man die Puente
Nuevo und schießt von dort aus die notwendigen Fotos der
Schlucht, deren Schlund tief unten gähnt. Man kann wohl dort
hinabsteigen, aber dazu scheint keiner Lust zu haben. Man erreicht dann
die Calle Armińán,
wo sich die Souvenirläden drängen. Zur Entspannung gilt es noch einen Blick
in die Kirche Iglesia de la Virgen de la Paz zu werfen, und an der
Iglesia de Santa Maria la Mayor kehren wir dann um.
Nun kommt uns noch ein Umzug mit napoleonischen Militäruniformen
entgegen, soll wohl an die leidige Franzosenzeit erinnern und daran,
dass man irgendwann davon befreit wurde. Da sollen Räuberbanden aus den
Bergen eine gewisse Rolle gespielt haben, wird uns später erzählt.
Den
Rest der Zeit drängeln wir uns mit Tausenden anderen durch einen
kleinen Park. Dort sind anlässlich der Vergnügungsaktivitäten allerlei
Buden zur Verköstigung aufgebaut. Leider wird es immer voller, zudem
windiger, sodass zuweilen kleine Sandstürme die Gegend eintrüben. Am
Rande des Parks lassen wir uns nieder und trinken eine Cola, bis der
Zeitpunkt für das Treffen zur Weiterfahrt gekommen ist. Ab und zu
schreckt einen ein Böllerschuss auf, der stammt von einer
Theateraufführung nebenan vor der Iglesia de Nuestra Senora de la Merced Ronda
(Google) oder Convento de la Merced (Ortsplan). Es wird wohl das freudvolle
Ende der Franzosenzeit inszeniert.
Unser
Treffen für die Weiterfahrt fällt ganau mit dem Schlussapplaus des
Theaters zusammen und schlagartig entsteht ein großes Gedränge. Da hat
es unsere Reiseführerin schwer, die Gäste wieder vollzählig zurück zum
Busparkplatz zu lotsen. Nachdem sie dort etwas in Panik noch einige
Herrschaften zusammen gesucht hat, kann sie nun doch ihre 28 jährige
makellose Gästebilanz fortsetzen.
Und wir stimmen einer
Empfehlung in den Reiseführern zu: man sollte eine übernachtung in
Ronda buchen und ab Spätnachmittag den Ort ohne den Touristenansturm
genießen. Das gilt übrigens auch für Helgoland und Hiddensee
hierzulande.
Das letzte Ziel des Tages ist das Vorzeigedorf Grazalema.
Bei der Fahrt durch ausgedehnte Korkeichenwälder werden uns die Hintergründe des
Serranoschinkens
erläutert. Dessen höchste Qualität stamme von schwarzen Schweinen, die
man frei in den Korkwäldern herumlaufen lässt und wo diese sich von den
Eicheln ernähren können. (Bei Wikipedia steht allerdings, dass der
Schinken von schwarzen Schweinen Jamon Iberico
heißt und wesentlich teurer ist.) Jedenfalls wird der Schinken 6 bis 18
Monate bis zur Reife gelagert und danach zum Verzehr unter Verwendung
oben beschriebener Fettnäpfchen an die Wand gehängt.
Irgendwie
hat diese Erläuterung den Gästen Appetit gemacht, denn angekommen in
Gazalema begibt man sich sogleich in enes der Tapa-Restaurants an der
Plaza. Bei mangelnden Sprachkenntnissen ist man mit der Speisekarte
allerdings hoffnungslos überfordert. Macht man sich die Mühe - und das
geht nur zurück zu Hause, die Speisekarte zu übersetzen (mit LEO),
kommt folgendes dabei heraus - aber das ist
ohne Gewähr.
Fürs erste hilft uns unsere Reiseführerin und empfiehlt die
Paprikawurst aus Jerez. Das sei eine besondere Spezialität,
und damit hat sie recht. Nur ist die Menge bei dem
Preis von 2 € nicht zu bewältigen.
Damit
muss eingestanden werden, dass der Ort Gazalema etwas zu kurz gekommen
ist, was eine genauere Besichtigung angeht. Aber die Plaza und ein paar
blumige Balkons vermitteln schon einen guten Eindruck. Damit geht es
wieder zurück, wir passieren noch die wohl sehr sehenswerte Stadt
Arcos. Da hält der Bus an einer bestimmten Stelle kurz an, wo man die
Stadtsilhouette besonders gut bewundern kann. Aber bis man sich mit dem
Fotoapparat richtig eingezoomt hat, geht die Fahrt schon wieder weiter.
Und rechtzeitig zum Abendessen sind wir wieder zurück in unserem Hotel.
Rückreise
Damit
sind die Hauptereignisse und Unternehmungen dieses Urlaubs erzählt.
Vielleicht war es diesmal unser "Traumhotel" und vielleicht kommen wir
einmal wieder. Am Mittwoch reisen unsere Schweizer Freunde ab, und wir
lernen eine neue Nachbarin kennen. Wir müssen nach ihrem Dialekt
fragen, den wir gar nicht einordnen können: es ist Pfälzisch. Als wir
am Abflugtag morgens um 6 Uhr das Zimmer verlassen, finden wir eine
Abschiedskarte vor, auf der zu lesen ist:
Liebe Nachbarn!
Ich glaube nicht, dass es sehr darauf ankommt,
wieviel Zeit man zusammen verbringt,
sondern wie intensiv die Momente des Zusammenseins sind!
Danke für die schönen Momente und das Miteinander "Lachen".
Ich wünsche euch einen super Heimflug und ein schönes Leben.
Das
war ja nun richtig nett, und so treten wir wohlgemut den Rückflug an,
bei dem diesmal alles nach Wunsch klappt. Zu Hause haben wir mit dem
Wetter nichts verpasst, Kälte und eine Trockenheit, die noch bis Mitte
Juni anhält. Aber der Rasen im Garten wächst trotzdem.