Ägypten 27.3. - 10.4. 2008
Nilkreuzfahrt Luxor - Assuan - Luxor
und Badeurlaub in Hurghada


Planung und Anreise

So richtige Ägyptologen sind wir ja eigentlich nicht. Vor einiger Zeit sind wir allerdings einmal in einen Volkshochschulkurs gestolpert, weil wir etwas über Baustile lernen wollten, Klassizismus, Barock, Renaissance und so. Da wurden dagegen dann über mehrere Stunden Ägyptische Baudenkmäler präsentiert und in der dritten Stunde die erste noch einmal wiederholt. Abu Simbel haben wir uns noch gemerkt, da hatten wohl ein paar Kolossalstatuen am Nasser See nasse Füße bekommen. Danach sollte Mesopotamien drankommen, dann die alten Griechen und Römer. Da haben wir schließlich geschwänzt.

Trotzdem hört man von allen, die es gemacht haben, dass die Nilkreuzfahrt ein Traum sei und man sich in den dreieinhalb Jahrtausenden, die auf einen herab schauen (Zitat von Napoleon) so richtig tummeln könne. Unser netter Herr Müller im Neckermann-Reisebüro tut das seine und so haben wir bald die Reiseunterlagen beisammen. Kostenpunkt: c.a. 1.200 € p.P. ohne Besichtigungsprogramm aber mit einer anschließenden Woche Badeurlaub in Hurghada am Roten Meer. Um sich auf die geschichtlichen und kulturellen Sensationen einzustellen, kann man in Ceram: Götter Gräber und Gelehrte blättern oder in einem Reiseführer nachlesen oder auf eine geeignete Fernsehsendung hoffen. Zwei davon ergeben sich sogar: Tutanchamun, der rätselhafte Kindkönig  und  Der vergessene König, die Mumie des unbekannten Pharaos (beide Super RTL). Diese Beiträge werden dann aufgezeichnet, man hat schließlich den bislang neuesten Medion PC von ALDI.

Wer unsere Reiseberichte gelesen haben mag, kennt das schon: vor Antritt der Reise muss Hund Otto in die bewährte Pension von Herrn C. verbracht werden. Dieses mal darf Enkelin Pauline (3 J.) mitfahren mit der Verheißung: "Otto fährt in Urlaub". Nun fährt er aber nicht gern Auto, weil es dann meistens zum Tierarzt geht, und mault entsprechend herum. Da entwickelt Pauline das ganze ihr zur Verfügung stehende liebevolle Mitleid und tröstet den armen Hund mit "Tute leid, kann nichts dafür, kuck mich an, ich bin doch da". Hilft aber alles nicht so viel. Otto wird jedenfalls ordnungsgemäß abgeliefert in seinem Zwinger, leider ohne Sofa oder gar Betten darin. Aber im Nachbarzwinger liegt noch ein Deckbett herum, das hatte ein Dackel zuvor in Arbeit. "So sind die Frauen"  ist die Meinung von Herrn C.

Auf der Rückfahrt ist Pauline sehr zerknirscht und redet nicht mehr mit uns. Das hatte sie sich wohl anders vorgestellt, Urlaub unter Palmen - oder was? Der steht aber uns bevor! Und nun können wir die Koffer packen, denn Hund Otto hätte das wieder mal nicht so gut gefunden

Dieses Mal klappt alles wie am Schnürchen, der Zubringerdienst Nightliner holt uns morgens um fünf ab zum Flughafen Langenhagen. Gegen 8 Uhr heben wir ab, leider haben wir diesmal keinen Fensterplatz erwischt. Da der Flug fast 5 Stunden dauert, haben wir uns zuvor mit Zeitschriften über Schlankheitskuren oder diverse europäische Königshäuser eingedeckt. Da sind auch leckere Sudokus dabei und so übersteht man die Zeit so einigermaßen. Als dann der grüne Streifen des Niltals inmitten der gelben Wüstenregionen ins Blickfeld kommt, hat man genügend mit dem Hälserecken zu tun. Weiche Landung in Luxor, der Schritt aus dem Flieger, boh ey - ist das hier heiß. Überflüssige Kleidungsstücke wie Handschuhe, Ohrenschützer oder Nasenwärmer können sogleich im Rucksack verschwinden.

An der Passkontrolle wird ordentlich visiert, gescannt und gestempelt, man erhält ein Visum für 15 $, die anscheinend im Reisepreis bereits enthalten sind, denn wir müssen keine nicht bereit gehaltenen Dollare berappen. Anscheinend ist auch hier auch schon der Euro die beherrschende Touristenwährung, und des Kofferträgers hohle Hand verschmäht ihn nicht. So befinden wir uns inzwischen mit zwei begleitenden Herren in einem Taxi und rollen unserem Schiff entgegen, das Mahrousa heißen soll.

1. Tag, Donnerstag

Wenn man den Kulturschock sucht, kann man ihn bereits hier auf der Fahrt vom Flughafen hinüber zu den Gestaden des Nils erleben. Es geht nach Überwindung einiger Militärkontrollen, Kalaschnikoff geschultert oder lässig an der Hüfte getragen, entlang an einem Kanal, wo sich die Bevölkerung mehr schlecht als recht eingerichtet hat. Viele Anwesen sind sehr ärmlich, Lehmhütten notdürftig mit Schilfgeflecht bedeckt. Da es hier praktisch nie regnet, ist die Dachbedeckung wohl weniger wichtig. Verkehrsmittel ist der Esel, der auf flachen Karren das Notwendigste befördert. Da wäre manches malerische Foto möglich, aber aus unserem Taxi heraus geht das nun mal nicht.

Nun sind wir an unserem Schiff MS Mahrousa angekommen, die Koffer werden uns von einem dienstbaren Geist aus der Hand genommen. Heidi tänzelt die Rampe hinauf (ich muss vorgehen, damit sie sich an meinen Schultern festhalten kann) und wir beziehen eine gemütliche Kabine mit Bullaugen im sog. Mitteldeck. Eigentlich hatten wir Oberdeck gebucht, aber das ist uns erst später aufgefallen. Ist auch nicht so wichtig, denn der Unterschied besteht nur darin, dass man das mitunter längsseits anliegende Schiff statt durch ein Bullauge durch ein größeres Fenster betrachten kann. Und da guckt dann auch meistens einer aus der Kabine gegenüber zurück. Es gibt auch Schiffe, deren Kabinen haben einen regelrechten Balkon. Aber denen geht es auch nicht besser, wenn ein anderes Schiff längsseits liegt. Und das ist meistens der Fall, wenn man angelegt hat. Während der Fahrt hält man sich sowieso besser an Deck auf, wo man alles übersehen kann. Aber so weit sind wir im Moment noch nicht.

Wir sitzen nämlich gerade auf dem Sonnendeck unter einem Sonnendach, obwohl die Sonne gar nicht richtig scheint, es ist ziemlich dunstig. Trotzdem kann man die Kulisse von Theben West bewundern. Auch die Muhedzine sind nicht faul und lassen irgendwann am Spätnachmittag ihren Gesang vom Tonband und über Lautsprecher erklingen. Nach einem Kaffee, der auf uinsere Kabinennummer 218 angeschrieben wird, erfolgt um 16 Uhr die tägliche Kaffeestunde, wo Kaffee, Tee und Kuchen kostenfrei zur Verfügung stehen. Da muss man dann in einer Warteschlange anstehen.

Eine Weile später legt dann auch prompt ein anderes Sunrise-Nilschiff neben uns an und da ist es mit der schönen Aussicht vorbei.

Beim Abendessen werden uns feste Plätze zugewiesen und wir sitzen mit drei weiteren netten Ehepaaren aus Nürnberg, Berlin und Otterndorf bei Cuxhaven an einem großen runden Tisch. Man kann mit dem Essen zufrieden sein, die Suppen sind sehr lecker und alle Speisen soll man des heißen Klimas wegen auch gut salzen und würzen. Das Bedienungspersonal ist sehr freundlich und erlaubt sich hin und wieder kleine Scherze. Auch die Zimmerboys tun das ihre, indem sie Hand- und Badetücher zu kleinen Kunstwerken zusammenfalten, Schwan, Rose oder so.

Am Abend findet dann in der Bar eine Einführungsveranstaltung statt. Da wird die weitere Reise und das Schiff vorgestellt. Wichtigste Mitteilung: die Mahrousa sei das schnellste Schiff der Nilflotte. Das glaubt man erst einmal nicht so recht, aber es hat sich später bestätigt. Zum anderen kann man nun das Ausflugsprogramm buchen. Das Standardprogramm gibt es für 136 € p.P., und wir werden sehen, was uns dafür geboten werden wird. Hinzu kommt dann noch ein Trinkgeld von 15 € für den Reiseführer. Aber die Eintrittspreise sind bereits im Preis enthalten.

2. Tag, Freitag

Nun geht es gleich richtig los und man wird um 6 Uhr morgens per Telefon geweckt. Nach dem Frühstück werden Gruppen für die Führungen zusammen gestellt. Eine eigene Gruppe wird aus Gästen aus Belgien gebildet.

Wie wir später von den Großeltern erfahren haben, sind sie eine flämische Großfamilie bestehend aus drei Generationen, 15 Personen insgesamt. Was besonders auffällt ist, dass diese Familie sehr liebevoll während der ganzen Fahrt miteinander umgegangen ist. Auf diese Weise machen sie seit Jahren gemeinsam Urlaub. Das könnten wir uns geradezu als Vorbild nehmen, aber wir sind ja erst elf Personen, Hund Otto eingerechnet. Und ob wir uns auch so einträchtig verstehen würden - das weiß man nicht!

Unsere Gruppe besteht dagegen aus c.a. 20 Gästen und der Reiseführer heißt Josef. Wir besteigen einen Bus und werden über die Nilbrücke nach Theben West gefahren. Es wird sogleich erklärt, dass Osten Leben bedeutet, weil dort die Sonne aufgeht, der Westen ist dagegen eher dem Reich der Toten vorbehalten. Folgerichtig geht es nun in das Tal der Könige, wo sich 63 Gräber befinden. Die Gräber wurden hier an geheimen Orten angelegt, weil die Pyramiden zu auffällig waren und ausnahmslos ausgeräubert wurden. Am Ende dieses Tals ist wenigstens ein Berg, der aussieht wie eine Pyramide. Die Toten wurden mit allem ausgestattet, was man für die Reise ins Jenseits oder wohin auch immer benötigen konnte. So waren die Grabkammern gefüllt mit Schmuck, Gold und Gebrauchsgegenständen, die dann aber nach und nach auch immer weniger wurden. Bekanntermaßen wurde das Grab des Tut-anch-Amun im Jahre 1922 von dem englischen Archäologen Howard Carter zuletzt entdeckt. Dieses Grab war nur wenig ausgeplündert und enthielt 5000 Einzelstücke von unschätzbarem Wert. Deswegen kostet das Grab heute einen Extra-Eintritt.

Haben es sich die Pharaonen beim Anlegen ihrer geheimen Gräber träumen lassen, dass heute tagtäglich Menschenmassen aus aller Welt, einer Welt, die sie noch gar nicht kannten, diese Stätten aufsuchen? Wir stellen unserem Reiseführer Josef natürlich die naheliegende Frage, ob es hier noch weitere unentdeckte Gräber geben könnte. Er meint aber, bis auf einen habe man die Reihe der Pharaonen beisammen. Nun sind aber nicht alle Gräber nur für Pharaonen angelegt worden, sondern auch für hochgestellte Beamten und dergleichen.

Mit der normalen Eintrittskarte darf man 3 Gräber besuchen. Manche Gräber werden auch zeitweise geschlossen, weil der Besucherandrang den Farben und Malereien zusetzt. Fotografieren ist generell verboten. Im Nachhinein fragen wir uns, welche der drei Gräber wir nun eigentlich besucht haben. Womöglich war es sogar das von Ramses II, der von allen Pharaonen am längsten geherrscht hat. Jedenfalls geht man eine Treppe runter, einen langen Gang entlang durch mehrere Kammern und kehrt dann wieder um. Die Malereien und Hieroglyphen sind teilweise erstaunlich gut erhalten. Aber alles was sich tragen lässt, ist natürlich aus den Gräbern verschwunden.

Die beiden weiteren Gräber, die wir noch besucht haben, kriegen wir auch nicht mehr zusammen, die lagen ziemlich weit hinten. Eine gute Quelle im Internet haben wir aber gefunden bei:

http://www.fam-reim.de/Tal_der_koenige.htm

Unser Führer Josef teilt uns abschließend mit, das heute Temperaturen von 39 Grad herrschen. Da ist der "Filmriss" zu entschuldigen. Dann wird noch ein Gruppenfoto angefertigt, das wir ein paar Tage später für ein paar Euros erwerben können. Außerdem gibt es eine CD bzw. DVD von dem Fotografen Naschaat Obaid Saad mit 3500 Fotos aus ganz Ägypten für 10 €. Diese Anschaffung lohnt sich ganz besonders.

Wir fahren nun ein paar Kilometer aus dem Tal der Könige hinaus zu dem Ort, wo einst die Arbeiter für die Königsgräber untergebracht waren. Die Arbeiter wurden mit verbundenen Augen an ihren Arbeitsplatz gebracht, damit der Ort geheim blieb - so wird uns erzählt. Heute betreibt man hier Alabasterwerkstätten und versucht mit allerhand Hokus Pokus den Touristen etwas anzudrehen. Besonders die Fruchtbarkeitsstatuen mit überlangem Penis rufen Heiterkeit hervor. Wenn einem das zu viel wird und man vor die Tür tritt, wird man sogleich von bettelnden Kindern umringt. Man kann gerade mal so ein Foto um die Ecke schießen, dann muss man sich wieder in den Bus flüchten.

Bei der Weiterfahrt werden uns Hügel gezeigt, wo man die Behausungen hat abreißen lassen. In den Hügeln befinden sich nämlich auch Gräber von allerdings niedriger gestellten Personen. Aber für die darüber wohnenden war es einfacher, hinter, neben oder unter dem Haus herumzubuddeln.

Das nächste Ziel ist der Tempel der Hatschepsut, der seine traurige Berühmtheit durch den Terrorangriff im Jahre 1997 mit 68 Toten erlangte. Seitdem hat man die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft und man sieht überall bewaffnetes Militär. Dieser Tempel ist ein Monumentalbau mit zwei Terrassen, die durch Rampen verbunden sind. Über das Leben - soweit bekannt - der Hatschepsut könnte man wohl einen Roman schreiben, an dieser Stelle kann nicht genauer darauf eingegangen werden. Heute kämpft man sich mit den Massen mühsam voran, bis man schließlich den Innenhof erreicht, aber bei dem Gedrängel kaum wieder hinaus kommen kann. Weiter oben am Berghang erkennt man einen weiteren Grabeingang, der wohl für die Hatschepsut vorgesehen war, als sie noch weniger vornehm bzw. mächtig war. Über deren Ende herrscht ohnehin Unklarheit, womöglich ist sie von ihrem Stiefsohn beseitigt worden.

Unsere Gruppe versammelt sich wieder an dem Freiluftcafe. Gleich daneben ist ein brunnenartiger Schacht mit einer Leiter darin. Handelt es sich womöglich um einen "Nilometer"? Diese dienten der Messung des Wasserstandes im Nil. Nur ist der Nil von hier aus etwas weit entfernt.

Die letzte Station für heute sind die Memnon Kolosse. Diese waren ursprünglich aus einem Block Sandstein oder Quarzit gefertigt, wurden aber durch ein Erdbeben zerbröselt. Das sieht man ihnen heute leider an. Als sie noch intakt waren, sollen sie gesungen haben. Man meint, das habe an den Temperaturunterschieden gelegen, die an den Rissen im Gestein singende Töne verursacht haben. Heute singen sie nicht mehr, und das kann man verstehen, wenn man sie genau anschaut.

Damit ist das Besichtigungsprogramm für heute beendet. Zurück an Bord werden wir nobel empfangen. Es werden angefeuchtete Handtücher und Tee gereicht, damit man sich wieder akklimatisieren kann. Nach dem Mittagessen legt das Schiff ab. Nun beginnt die mit Spannung erwartete Schiffsfahrt auf dem Nil und wir sichern uns zwei Liegen auf dem Sonnendeck ganz vorn.

Was nun abläuft ist ein Film in natura. Die Behausungen an den Ufern des Nils gleiten an einem vorüber bzw. wir an ihnen. Am malerischsten sind die Hütten und Gebäude erbaut aus Nilschlamm oder einfachen Ziegeln. Aber das sind auch die ärmlichsten. Zwischen ihnen verlaufen schmale Gassen das Ufer hinauf. Am Wasser tummeln sich Ziegen, Esel oder Wasserbüffel, die aber meistens nur eine Kuh sind. Die Menschen in lange graue Gewänder gekleidet lagern im Schatten. Die sind fix und fertig von der Hitze. Heidi meint, vielleicht mit Recht, die seien glücklicher als wir in unserer ständigen Wohlstandshektik. So ganz sicher kann man sich da nicht sein. Es sind verschiedene Welten - wir auf dem noblen Nilschiff, und die Fellachen, die leben um zu überleben. Es gibt unzählige Palmenhaine, die mitunter einen Hauch Karibik aufkommen lassen. Dazwischen Felder mit Bananenstauden oder Zuckerrohr.

Mitunter verzweigt sich der Nil und umströmt eine Insel. Auch auf diesen Inseln, die manchmal noch teilweise unter Wasser stehen, weidet das Vieh oder es schippern ein paar Einheimische mit kleinen Booten herum, vielleicht fangen die Fische. Unser Schiff Mahrousa überholt derweil einen Nildampfer nach dem anderen, das wird uns an der Nilschleuse bei Esna zugute kommen.

Am Spätnachmittag haben wir Esna erreicht. Hier befindet sich die Schleuse, die pro Stunde jeweils zwei Schiffe Nil-aufwärts wie abwärts abfertigen kann. So kommt es zu einem Stau. Das machen sich die nicht fliegenden sondern schwimmenden Händler zunutze. Sie umlagern mit ihren Booten die ankernden Schiffe und werfen in Plastiktüten verpackte Textilien hinauf auf das Sonnendeck. Einiges landet im Pool und muss herausgefischt werden. Wenn einem ein Stück gefällt, kann man von oben herab einen Preis aushandeln und das eingetütete Geld hinunter werfen. Diese Art von Handel scheint gut zu funktionieren, auch bei uns an Bord bleibt einiges hängen.

Bis wir mit dem Schleusen dran sind, ist die Dunkelheit hereingebrochen. Die Fahrt wird noch im Dunkeln fortgesetzt, bis die Stadt Edfu erreicht ist. Dort liegen jeweils etliche Schiffe nebeneinander am Kai und wir verbringen die Nacht dort. Man hat hier etwa die Hälfte der Strecke bis Assuan hinter sich.

3. Tag, Samstag

Für die heutige Unternehmung werden wir um 8 Uhr geweckt. Die Besuchergruppe muss neu eingeteilt werden, weil unserer gestriger Führer Josef verhindert ist. Wir waren sehr zufrieden mit ihm und bedauern, für den Rest der Woche auf ihn verzichten zu müssen.

Unsere neue Gruppe umfasst c.a. 30 Personen und wird fortan unter der Parole "Pharao" geführt. Der neue Führer heißt Emad und ist groß gewachsen sowie genügend lautstark, sodass man ihn stets leicht wieder findet. In so einer Woche entwickelt sich dann schon fast ein freundschaftliches Verhältnis. Das liegt natürlich daran, dass Emad neben seinem guten Deutsch, das er auf der Universität studiert hat, über eine perfekte Sachkenntnis über die altgägyptischen Bauwerke, Götter und geschichtliche Sachverhalte verfügt.

Beim Verlassen des Schiffes erhält man heute eine sog. "Boarding Card", damit man bei der Rückkehr nach Durchqueren diverser anderer Schiffe die Fahrt nicht auf dem falschen Dampfer fortsetzt.

Es geht mit dem Bus die kurze Strecke zum Horustempel in Edfu. Man könnte auch mit einer Pferdekutsche fahren, aber die Kutscher neigen allzu sehr dazu, dabei Wettrennen auf Kosten der Pferde zu veranstalten, und so sei man davon wieder abgekommen.

Horus ist der Gott mit dem Falkenkopf und wird mit dem griechischen Gott Apollo gleichgesetzt. Den Eingang zum Tempel bilden zwei mächtige sog. Pylone in gutem Zustand. Der Tempel in seiner heute erhaltenen Form wurde hauptsächlich von dem griechischen Herrscher Ptolemäus III ab 237 v.Chr. errichtet, allerdings betrug die Bauzeit 180 Jahre - so ist zu lesen. Dann kamen die Römer mit Augustus 30 v.Chr. Den später christlich orientierten Kulturen war das alles zu götzenhaft und heidnisch und so wurden viele der Darstellungen zerstört. Was übrig geblieben ist, ist dennoch mehr als beeindruckend.

Über einen Innenhof und durch einen Gang und einige Innenräume erreicht man schließlich das Allerheiligste (Hauptsanktuar). Dort hatten nur die Allerhöchst-Gestellten Zutritt. Heute laufen da alle rum. Zur Bedeutung des Gottes Horus gibt es noch eine interessante Reliefreihe, wo der Gott Horus als Beschützer vor allen Feinden von einem Boot aus den Gott Seth, Verkörperung aller Feinde, in Gestalt eines Nilpferds tötet. Unser Führer Emad erklärt, dass man diese Zeremonie auch als Theaterstück zur Aufführung gebracht hat.

Horus wird auch durch die Falkenstatue am Eingang symbolisiert. Da kann man nur schwerlich ein Foto machen, weil es einem jeden einfällt, sich zusammen mit dem Falken ablichten zu lassen. Heidi amüsiert es besonders, dass ein Herr die umliegenden Jahrtausende mit einem Preisschild von C&A an seinem Rucksack auf sich herabblicken lässt. In der Nähe gibt es auch wiederum ein Nilometer, das wir aus Zeitgründen nicht mehr besichtigen können.

Zu Mittag sind wir wieder auf dem Schiff und setzen alsbald die Fahrt fort. Am Spätnachmittag erreichen wir Kom Ombo, wo nochmals die Besichtigung eines Tempels auf dem Programm steht. Nun wird hier in der Abenddämmerung mit allerlei Beleuchtung eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschworen, was zur Folge hat, dass sich alle Nilschiffe zu dieser Zeit hier ein Stelldichein geben und ein ziemliches Durcheinander herrscht. Auch an Land, da drängeln sich die Besucher, alle fein nach Besichtigungsgruppen sortiert. "Pharao!!" - "Ja Herr König!!" - das sind dann wir.

Der Tempel von Kom Ombo ist nicht mehr in so einem guten Zustand. Das liegt zum einen an seiner Lage zwischen dem Nil und der Wüste, zum anderen daran, dass man zum Erbauen anderer Bauwerke viele Steine abtransportiert hat. Beeindruckend sind dennoch die vielen Reliefdarstellungen, die geradezu Geschichten erzählen können. Uns war schon früher aufgefallen, das manche Gestalten eigenartige Hände haben, zwei Linke oder zwei Rechte oder was? Oder ist da der Daumen nur auf der falschen Seite? Oder ist das eine die Innen- und das andere die Außenhand?. Auf die entsprechende Frage hat Emad keine Antwort parat. Aber die anderen Gäste fangen nun an mit schrägem Kopf zu gestikulieren, die eigenen Hände zu drehen und zu wenden und die Figuren nachzustellen. Da haben wir ja was angerichtet. Nun Wäre es ja noch interessant, ob es sich mit den Füßen - sofern barfuß - genauso verhält. Aber dazu müssten wir nochmal nach Ägypten fahren!<

Uns werden noch weitere Reliefs mit der Darstellung medizinischer Instrumente gezeigt. Die alten Ägypter hatten wohl schon gute Ärzte, hoffentlich nicht mit zwei linken Händen! Nach neuesten Erkenntnissen durch Computertomographie habe man den Mumien zuvor auch nicht immer das Gehirn entfernt. Da müsste man ja umlernen, wenn man die Geschichte von "Sinuhe der Ägypter" gelesen hat, der auch als Schädelbohrer tätig war.

Zum Abschluss kommen wir gerade noch in das "Krokodilmausoleum" hinein, wo zwei mumifizierte Krokodile zu bestaunen sind. Hinter uns bildet sich schon eine endlose Schlange - auf so etwas stehen die Leute.

Während das Schiff in der Dunkelheit die letzte Etappe bis Assuan zurücklegt, ist an Bord eine Galabeya Party angesagt. Dazu sollte sich jeder Gast so ein farbenprächtiges knöchellanges Gewand besorgen samt passendem Kopfschmuck. Einige haben das bereits an Land erledigt, Säumige können das noch im Laden an Bord tun. Schon zum Abendessen erscheinen einige derartig kostümiert. Wir beide als anerkannte Miesepampel halten uns da wieder mal raus. Dabei sieht so mancher in diesem Kostüm richtig gut aus und wird beim nächsten Fasching keine Kostümprobleme haben.

So eine Party geht natürlich recht lautstark zu und ich gehe mal an Deck. Da ist es wunderbar warm, trotz der Fahrt kein Luftzug und die Lichter gleiten vorbei. Anschließend schicke ich Heidi hinauf und sie kommt zurück: "Da wäre man ja dumm, wenn man sich nicht nach oben setzt". Und so entgehen wir dem Rämmi-Dämmi. Es wird sowieso alles per Video vom Bordfotografen aufgenommen und am Schluss der Fahrt vorgeführt werden.

So erleben wir die Ankunft in Assuan an Deck. Auffällig ist ein farbig angestrahltes Etwas auf der westlichen Uferseite. Es handelt sich um einen Hügel mit einer Gräberreihe. Mit der Beleuchtung hat man da vielleicht des Guten etwas zu viel getan.

4. Tag, Sonntag

Heute wird um 6.30 geweckt und das Assuan-Standardprogramm abgewickelt. Da geht es zunächst zu dem Steinbruch mit dem unvollendeten Obelisken. Emad erklärt die Techniken des Abbaus, Transports und das Aufstellen des Monuments. Das war wohl alles sehr mühsam und zeitaufwändig. Zwei Damen unserer Gruppe verzichten auf den Rundgang, das sei ihnen zu "luftig". An einigen Stellen kann man noch Spuren der Bearbeitung sehen. Eine gebräuchliche Technik war, Löcher in das Gestein zu bohren, Holzpflöcke hinein zu treiben und das Holz zu tränken. Durch das Aufquellen wurde dann das Gestein gesprengt. Heute wendet man lautstärkere Methoden an. Nun, der unvollendete Obelisk hatte einen Riss, deswegen hat man den Abbau eingestellt. Bleibt die Frage: wann hat man den Riss bemerkt, oder hat sich der Riss erst während der Bearbeitung gebildet?

Unumgänglich ist anschließend der Besuch des Assuan-Staudamms. Viel zu sehen gibt es dort allerdings nicht. Über die technischen Daten lassen wir uns hier nicht aus, die kann man überall nachlesen. Geplant wurde die Angelegenheit u.a. von deutschen Ingenieuren, die Ausführung hat man russischen Unternehmungen überlassen. Vielleicht waren die billiger und es hat außerdem die Freundschaft zwischen den Ländern gefördert. 1971 wurde der Damm eingeweiht. Durch den Staudamm hat man die alljährlichen Überschwemmungen des Nils in den Griff gekriegt. Nun kann man näher am Wasser bauen und auch während der Zeit der früheren Überschwemmungen anbauen und ernten. Der fruchtbare Nilschlamm wird nun allerdings nicht mehr angeschwemmt, erhebt sich wuederum die Frage, wo der jetzt bleibt. Ökologisch ist der Stausee nach wie vor umstritten.

Dafür kann man jetzt auch auf dem Nassersee eine mehrtägige Kreuzfahrt unternehmen. Höhepunkt: das Anlaufen von Abu Simbel unter Aida-Klängen. Das können wir nun dieses mal nicht genießen.

Aber eine kleine Schiffsfahrt auf dem See zwischen dem Vor- und dem Hauptstaudamm gibt es doch. Wir setzen über auf die Insel Agilkia mit dem Philae Tempel. Ähnlich Abu Simbel wurde auch dieser Tempel unter enormem Aufwand von einer niedrigeren Nachbarinsel in den Jahren 1977 - 80 umgesetzt. Hübsch anzusehen ist hier der sog. Hadrianskiosk, ein Säulenbau. Der Tempel ist der Göttin Isis geweiht. Im sog. Geburtshaus gibt es eine Darstellung, wo die Isis ihren neugeborenen Sohn Horus auf dem Schoß hält. Emad meint, das sei so eine Art Vorläufer der christlichen Marienbilder.

Wir laufen nun noch das Osiris Papyrus Museum an, wo man bebilderte Papyrusrollen erwerben kann und auch gleich einen Bestellschein in die Hand gedrückt bekommt. Mit einem Museum hat das wenig zu tun, denn die Stücke sind alle nagelneu. Wenn man dann als Motiv die goldene Tutench Amun Totenmaske am Himmel vor der untergehender Sonne über den Pyramiden schweben sieht, vergeht einem die Kauflust. Sicher gibt es auch ansprechendere Darstellungen. Immerhin wird die Herstellung des Papyrus erklärt. Die dreieckigen Halme werden in Streifen geschnitten, über Kreuz gelegt und gepresst. Und ein Tee wird auch gereicht, hoffentlich schlägt der nicht durch als Fluch der Pharaonen

Zum Abschluss noch einmal auf ein Boot, leider keine Felukke, und übergesetzt wird zu der Lord Kitchener Insel, auf der sich der Botanische Garten befindet. Eine Menge Bäume gibt es da  und ich habe mir die Mühe gemacht, von einigen die lateinischen Namen zu notieren, und das geht einem dann flüssig von der Zunge:

Khaya Senegalensis, Arenga Pinnata, Eugenia Jambolana, Kentia Belmoreana, Antidesma Bunius, Kigelia Pinnata, Flacourtia Cataphracta, Plumeria Rubrae, Ficus Sycomoris, Ficus Elastica.

Na, wenigstens den letzten kennen wir: das ist der gemeine Gummibaum!

Die anderen müssen wir noch ausgoogeln. Es sind demnach von links nach rechts:

Mahagoni, Zuckerpalme, Jambolana Pflaume, Kentia Palme, Chinesischer Lorbeer, Leberwurstbaum, Orangenkirsche, Rote Pflaume, Maulbeer Feige.

Die Attraktion ist eine ganz andere: ein Wiedehopf stochert im Gebüsch herum, und wann bekommt man diesen Vogel überhaupt einmal zu Gesicht. Er lässt sich sogar bereitwillig fotografieren.

Für einen Moment lasse ich mich beim Niederschreiben entschuldigen: in Super RTL kommt ein Dokumentarfilm: "Die Grabräuber der Pharaonen". Facit: Unermesslich, was die Grabräuber den Pharaonen und der Nachwelt an Schätzen geraubt haben. Uns stehlen einem heute bei so einer Sendung die Werbeeinblendungen die Zeit. In beiden Fällen ging/geht es nur ums Geld!

Obendrein haben wir an diesem Tag noch eine andere Unternehmung gebucht (14 €): Moschee, Rundfahrt und Basarbesuch in Assuan. Zuerst wird der Moschee Badre At El Tabaya ein Besuch abgestattet. Da heißt es "Schuhe aus", hoffentlich findet man sie wieder. Wir finden uns im Inneren der Moschee alle sitzend oder auf Knien wieder, während uns Emad die Grundsätze der islamischen Religion erklärt. Was es mit dem Ramadan auf sich hat und so weiter. Unsere Schuhe sind danach sogar noch an ihrem Platz.

Nun fahren wir zu dem Park Fryal Garden, den eine Tochter des Exkönigs Faruk gestiftet haben soll. Auch hier findet man wieder viele unbekannte Bäume, dieses mal werden die Hinweisschilder fotografiert. Und so kommen wir endlich hinter das Geheimnis des Bombax Malibaricum (Glockenbaum).  Das ist ein Baum, der rote tulpenartige Blüten trägt, bevor das Laub erscheint. Von dem hatten wir seinerzeit auf Zypern eine Samenkapsel gehamstert und nun gibt es schon ein paar bescheidene Triebe auf dem Fensterbrett. Von dieser Gartenanlage hat man einige schöne Ausblicke auf den Nil mit seinen Felukken (Segelschiffen) und Assuan in der Abendsonne.

Die anschließende Rundfahrt beschränkt sich auf einmal hin und einmal her auf der Corniche, der Uferpromenade. Dann werden wir am Basar abgeladen.  Hier sind vor allem die Gewürzstände sehens- und riechenswert. In den Läden gibt es ansonsten den gewohnten Schnickschnack. Leute, die mit flachen Taschen herumlaufen, haben nicht eine Kalaschnikoff sondern eine Wasserpfeife erworben. Wir finden auch eine Apotheke, die es in Ägypten allerorts zahlreich zu geben scheint. Endlich kann man das berühmte Mittel gegen den "Fluch der Pharaonen" erwerben, es kostet nur einen Euro und heißt Antial (nifuroxazide). Ob dieses Mittel auch bei Montezumas Rache wirksam ist, falls man mal nach Mexiko fahren sollte, entzieht sich unserer Kenntnis.

Im übrigen wird man beim Bummeln reichlich von den Händlern angemacht: "Where are you from?" "Du hast schöne Augen" oder sogar "Mensch Meier!". Am Ende der Basargasse vor dem Bahnhof treffen sich alle wieder in einem Cafe, wo Emad seine Wasserpfeife raucht. Alle bekommen ein Getränk, nicht allen scheint es bekommen zu sein. Wir schnappen bei einer anderen Gelegenheit einen Spruch auf: "Mensch geh mir weg mit Malventee!" Den Rest kann man sich ausmalen.

Wer die Nase immer noch nicht voll hat, kann am Abend eine Nubier Show erleben. Wir sitzen lieber an Deck und schauen dem Treiben auf der Uferstraße zu. Später ergibt sich die Gelegenheit, bei der Vorführung des Reisevideos Eindrücke von dem Nubischen Abend zu bekommen. Wie immer werden da die Gäste genötigt, sich aktiv an der Show zu beteiligen, Tanzbewegungen nachzuahmen oder irgendwelche Beschwörungsformeln in der Stammessprache zu artikulieren. Wir beurteilen diese Einlagen eher als Schlag ins Gesicht der Kulturen, die hier touristisch vermarktet werden. Aber wir sind eben - wie schon erwähnt - anerkannte Miesepampel.

5./6. Tag, Montag/Dienstag

Nun hat man einmal zwei Tage "frei", weil die Rückfahrt nach Luxor ohne weitere Unterbrechung erfolgt. Man kann allerdings am Montagvormittag noch einige Zusatzunternehmungen buchen. Z.B. die Fahrt nach Abu Simbel: Wecken 4.00 Uhr. 6 Stunden Busfahrt oder per Flugzeug - das ist eine Kostenfrage. Für uns ist es auch eine Stressfrage. Aber die Abu Simbel Fahrer kommen etwas geschafft doch mit leuchtenden Augen zurück. Nach dem Mittag legt das Schiff dann ab: Abschied von Assuan. An der Schleuse in Esna geht es diesmal zügiger zu. Übernachtet wird schließlich wieder in Edfu, aber zu einem Landgang kann man sich nicht so recht entschließen.

Außerdem hat sich unser Reiseführer Emad bereit erklärt, eine Informationsstunde über Ägypten anzubieten. Weniger Historisches, dafür über Land und Leute, Schul- und Gesundheitswesen, Altersversorgung, Hochzeitsgebräuche, wirtschaftliche Verhältnisse des Landes usw. Leider können wir das hier nicht alles wiedergeben. Haben ja auch nicht mitgeschrieben. Aber bemerkenswert ist, dass die größte Einnahmequellen des Landes nicht das Öl (4) und nicht der Suez-Kanal (6) sind, sondern seit einiger Zeit der Tourismus (8 Mrd. €).

Am nächsten Tag erreichen wir nach wiederum einer eindrucksvollen Fahrt den Anlegeplatz in Luxor. Unser Kapitän hat mal wieder sämtliche anderen Schiffe gründlich abgehängt. Nach dem etwas aufregenden Anlegen, Vertäuen usw. erscheint der Kapitän händereibend an Deck und ruft begeistert "Mahrusa good, Mahrusa good". Dem kann man nur zustimmen!

7. Tag, Mittwoch

Der letzte Tag auf der "Mahrousa good" endet auch mit der letzten Unternehmung, die es noch einmal in sich hat. Es gilt noch zwei Tempel zu besichtigen: Luxor - und Karnak Tempel. Die befinden sich mitten in der modernen Stadt Luxor. Man nimmt an, dass Teile der Stadt Luxor auf immer noch archäologisch interessantem Untergrund erbaut sind. Ach, wenn man hier nur einen Keller hätte! Aber die Bestimmungen sind streng, kein neuer Baugrund darf ohne archäologische Begutachtung erschlossen werden. Wenn ein Gebäude baufällig wird, werden vor der Restaurierung die evtl. darunter liegenden Kulturschichten untersucht. Und ab und zu findet man auch heute noch etwas, Fundamente, eine Figur, Statue oder so.

Nun besuchen wir den Luxor Tempel, einen der größten Tempel der Welt mit 50 m Breite und einer Länge von 260 m. Vor den gut erhaltenen Eingangspylonen steht ein Obelisk, der aus einem Stück gefertigt ist. Vom zweiten Obelisk ist nur der Sockel übrig. Der Obelisk selbst steht nun auf dem Place de la Concorde in Paris. Für den Transport musste der Obelisk allerdings zerlegt werden. Darüber ist zu lesen (Wikipedia):

Markant ist der 1836 aufgestellte Obelisk von Luxor, der in der Platzmitte steht. Er war ein Geschenk des ägyptischen Vizekönigs Muhammad Ali an Frankreich als Anerkennung der Leistungen von Jean-François Champollion. (Champollion hat anhand des Steins von Rosette die Hieroglyphen entschlüsselt).

Der Tempel ist in einer Achse mit dem benachbarten Karnaktempel angelegt. Die Verbindung bestand aus der Straße der Sphinxe, die allerdings heute durch moderne Bebauung unterbrochen ist. Und es gibt wieder Säulenhallen, Statuen und Reliefs zu bestaunen.

Die zweite Station ist der nahegelegene Karnaktempel. Das war ehemals eine ausgedehnte Tempelstadt, die seit 2000 v.Chr, entstanden ist. Der Große Amun Tempel wurde im 12. Jh. v. Chr. von Ramses II. erbaut. So ziert eine mächtige Statue dieses Herrschers den Eingangsbereich. Leider sind Teile seines Gesichts zerstört. Auf seinen Füßen steht die kleinere Statue der Nefertari, der Lieblingsgemahlin des Ramses. Darüber hinaus soll Ramses es allerdings auf 90 Kinder gebracht haben, dazu brauchte er natürlich eine ganze Mannschaft von weiteren Ehe- und wohl auch Nicht-Ehefrauen.

An dieser Stelle kann man vielleicht einmal darauf eingehen, was es mit den Kartuschen auf sich hat. Diese haben ihren Namen von den Franzosen bekommen, weil ihre ovale Form an Patronen erinnert. Bei den Ägyptern waren es die Kennzeichen für die Personennamen. Besagtem Champollion gelang es zuerst, die Namen Ptolemäus und Ramses aus den Hieroglyphen zu entziffern. Heute kann man sich als Andenken bzw. Schmuckstück eine Kartusche aus Gold mit dem eigenen in Hieroglyphen eingravierten Namen anfertigen lassen. Auch der Skarabäus ist sehr beliebt. Das ist wohl eigentlich ein Mistkäfer, der es liebt, Dungkügelchen vor sich her zu schieben. Das wurde von den alten Ägyptern als Symbol für die Bewegung der Sonne und als Glücksbringer uminterpretiert.

Der Karnak Tempel beeindruckt durch mächtige Säulenhallen, in denen man sich fast verlaufen kann. Als wir den Tempel wieder verlassen, ist wohl die Buskarawane der Tagesgäste aus Hurghada oder sonstwoher eingetroffen. Man hat Mühe, sich durch die Menschenmassen zu kämpfen.

Wir werden zum Abschluss in dem Parfümerieunternehmen Soliman Perfume Palace abgesetzt, wo man manch edle Duftstoffessenz verkosten und natürlich auch kaufen kann. Schöne Namen hat man für die Erzeugnisse, da läuft einem das Wasser im Mund - nein in der Nase zusammen:

Lily of the Valley, Flower of Sakkara, Bride of the Nile, Arabian Nights, Secret of the Desert und andere.

Auch gibt es dort kostenlose Toiletten, was mancher sehr begrüßt. Gegenüber ist ein Schlachterladen, wie es da wohl duften mag? Aus lauter Rücksicht hält der Bus am Ende auch noch vor einer Apotheke an, wo es einige im Laufschritt hinein treibt.

Den Nachmittag verbringt man an Bord, wo alle Sonnenliegen dann schnell belegt sind. Am Abend wird noch eine Ton- und Lichtshow im Karnaktempel angeboten, aber das tun wir uns nun nicht mehr an.

8. Tag, Donnerstag

Heute erfolgt der Bustransfer nach Hurghada zum abschließenden Badeurlaub. Alle Busse werden an einer militärischen Kontrollstelle zusammen gestellt, und man fährt im Konvoi unter militärischem Begleitschutz durch die arabische Wüste zum Roten Meer. Zunächst geht es noch eine Weile am Nil entlang bis Qena. Dort geht es ab in die Wüste, wo alsbald keinerlei Vegetation mehr erkennbar ist. Schon nach wenigen Kilometern hat unser Bus einen Defekt und wir müssen am Straßenrand anhalten. Da dämmert einem so manche Geschichte, wie man in der Wüste herumirrt oder im Kreis läuft (z.B Exupery: Wind, Sand und Sterne).

Aber diesmal ist der Schaden schnell behoben, nachdem etwas Öl nachgefüllt worden ist. Dafür spielt der Busfahrer nun verrückt und überholt alles was sich ihm in den Weg stellt. Auf der Hälfte der Wüstenetappe ist ein Zwischenstop. Da kann man kurz mal auf einem Kamel reiten oder sich gegen ein Bakschisch damit fotografieren lassen. Ein kleines Mädchen hat ein Lämmchen auf dem Arm und streckt einem die Hand entgegen. Eine mitreisende Frau bemerkt treffend: "Du wirst reich und ich nicht arm" und drückt dem Mädchen eine Münze in die Hand.

Die Wüste ist auf dem letzten Teilstück bergiger als man es erwartet hätte. Dadurch ist es landschaftlich recht interessant. An der Küste zum Roten Meer hat man dann "künstliche Paradiese" geschaffen und Touristenburgen errichtet. Die ersten Gäste werden bei Makadi Bay abgesetzt, und wir fahren noch bis c.a. 25 km vor Hurghada weiter, wo wir mit der Anlage Ali Baba Palace am Ziel sind. Zu viert verlassen wir den Bus, zwei Mitreisende aus Straubing sind noch dabei. Die Hotelanlagen hier sind z.Zt. fest in russischer Hand. Das wusste man schon vorher und wir haben unsere Erfahrungen vom letzten Jahr. Demnach benehmen sich die russischen Gäste anständig wie alle anderen und so ist es auch hier.

Nach dem Einchecken suchen wir unser Zimmer auf und werden von Radi, dem zuständigen Zimmerboy begrüßt. Wie schon auf den Nilschiffen so ist auch hier das Hotelpersonal ausnahmslos männlich, wie das wohl auch in der übrigen arabischen und islamischen Welt der Fall ist. Einheimische Frauen sieht man so gut wie gar nicht, und wenn doch, so sind sie mit Kopftüchern verhängt.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir am Pool. Gegen 17 Uhr wird es merklich kühler, dann ist die Badezeit vorbei. Für heute müssen nur noch die Koffer ausgepackt werden, dann schaut man sich in der großen Hotelhalle um und wird um 19 Uhr von dem zuständigen Neckermann-Mitarbeiter begrüßt. Da wir keiner weiteren Unternehmungen bedürfen, reicht uns die Mitteilung, dass man mit dem Taxi einigermaßen günstig nach Hurghada zum Shopping fahren kann.

Was man außerhalb des Hotels vorfindet, lässt einen bald wieder umkehren. Da gibt es breite Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr, an Fußgänger hat man weniger gedacht. Wenigstens hat man die Fahrbahnen durch Stolperschwellen entschärft, sonst würde man die Straßen kaum überqueren können.

Vom Abendbuffet sind wir enttäuscht. Die Atmosphäre ist wie in einem Wartesaal und die Qualität der Gerichte nicht besonders. Ein weiterer Mangel besteht darin, dass man abends nirgendwo im Freien sitzen kann. Die Bar am Pool ist geschlossen und das Restaurant mit Außen-Sitzmöglichkeiten gehört nicht zum All Inclusive Angebot. Da sitzt man in der geräuschvollen und klimatisierten Hotelhalle und hofft, dass man sich keine Erkältung holt.

9.-14. Tag, Badeurlaub

Ab nun wird gefaulenzt und wir begeben uns nach dem Frühstück jeweils an den Strand. Die Hotelanlage an sich ist sehr schön angelegt und bepflanzt. Am Strand gibt es Sonnendächer und Windschutzwände aus Flechtwerk. Man hat einen schönen Blick auf das Rote Meer. Im Norden kann man zwei bis drei vegetationslose Inseln erkennen. Dort befinden sich die Tauchgründe und es fahren eine ganze Anzahl Schiffe dort hinüber.

Morgens sind die Liegen am Strand schnell belegt. Nach dem Mittag verschwinden die meisten Gäste dann eigenartigerweise und man hat von nun an seine Ruhe.

Mittags kann man sich an der Strandbar verköstigen, uns reicht meistens ein Teller Pommes. Auch hier kann man einem Kamel zuschauen, wie es jauchzende Kinder hin und her trägt. Die aufgeregten Eltern stolpern dann vor lauter Fotografiererei fast über die eigenen Füße. Animateure gibt es auch, die bieten Volleyball oder Bocchia an. Wir haben uns einmal mit der Animateurin Franzi aus Deuschland unterhalten. Man verdient bei dieser Tätigkeit 300 € im Monat, Kost und Unterkunft frei. Aber die Tätigkeit sei sehr anstrengend. So wird dann den ganzen Nachmittag der Pool beschallt, damit auf der Bühne ein paar Gäste nach der Musik herumhampeln können. Wenn man sich darüber beschwert heißt es: einige Gäste mögen es leiser - andere lieber lauter.

Viel herumlaufen kann man allerdings nicht, die Strandpartien gehören zu den jeweiligen Hotelanlagen und sind gegeneinander durch Zäune abgeschottet. Für ein paar Fotos reicht es aber. Was die Temperaturen angeht, so ist es zu dieser Jahreszeit noch durchaus erträglich. Die Luft ist sehr trocken und meistens geht ein leichter bis stärkerer Wind. An einigen Tagen kann es auch recht dunstig sein, dann hat die Sonne nicht soviel Kraft. Von einem Sonnenbrand sind wir jedenfalls verschont geblieben. Der morgendliche Blick aus dem Fenster, ob es vielleicht Regen geben könnte, erübrigt sich.

An einem Nachmittag haben wir uns mit den beiden Kollegen aus Straubing zu einer gemeinsamen Taxifahrt nach Hurghada verabredet. Das kostet dann hin und zurück für alle zusammen 12 €, da kann man nicht meckern. Während der Fahrt bekommt man Einblicke in die allgegenwärtigen Bauaktivitäten. Die meisten Bauten sind nur begonnen und sehen so aus, als würden sie auch nicht fertig gestellt werden. Nun werden die Gäste jeweils ermahnt, mit dem Wasserverbrauch hauszuhalten. Die Wasserversorgung erfolgt durch zwei Pipelines, die über die lange Strecke vom Nil hierher führen. Bei der hier herrschenden Bauwut kann die Wasserversorgung aber wohl nicht so ein großes Problem sein?

In Hurghada angekommen werden wir bei einem quirligen Ladenbesitzer abgesetzt und sogleich in das Innere gelotst. Natürlich gibt es hier alles, was das Touristenherz begehrt oder nicht begehrt. Nach einigen Ermahnungen, sich nicht zu sehr in die Seitengasse hinein zu wagen, werden wir auf die Geschäftsstraße entlassen. Natürlich ist alles auf die Touristen eingestellt. Es werden immer die selben Dinge angeboten: Papyrusdrucke, Wasserpfeifen, Zierflaschen gefüllt mit farbigem Sand, Schmuck und derlei Souvernirs. Der eine Kollege erwirbt nach erfolgreichem Handeln eine Galabeja samt Kopfschmuck für den Fasching. Den besten Preis erzielt man, wenn man bei den immer zu hoch angesetzten Angeboten einfach weg geht. Dann fällt der Preis erdrutschartig auf höchstens ein drittel oder so.

So hat man die Straße bald abgelaufen, von einer "Old Town" ist nichts zu sehen. Um 18 Uhr ist Gebetsstunde und an der Moschee sieht man einmal, wie die Moslems andächtig auf die Knie sinken und barfuß ihren Mohammed in Richtung Mekka verehren.

Auf dem Rückweg ergibt sich für uns dann auch ein Schuhproblem. Ich bin Heidi versehentlich auf den Hacken eines Badelatschen getreten, worauf dieser halb durchgerissen ist. In "unserem" Laden, wo uns das Taxi wieder abholen soll, sind auch Badelatschen im Angebot. Rosa oder lila? Na dann lieber lila! Kosten 15 €. Das geht nun natürlich nicht und wir wenden uns ab. Wie eben schon erwähnt fällt der Preis sogleich rapide und man wird sich bei 5 € einig. Die Latschen passen auch gut und die Tüte mit den alten Latschen wird unauffällig unter einem Hocker zur Entsorgung deponiert. Als der andere Kollege auch noch einen Papyrus erworben hat, ist man so gnädig, das Taxi, das sicher um die Ecke gewartet hat, herbeizurufen. Wir sind gerade ein paar hundert Meter gefahren, da erklingt das Handy des Fahrers und der gibt das Handy an unseren bayrischen Kollegen auf dem Beifahrersitz weiter. Der sagt nur "Passt scho!". Wir haben aber gleich kapiert: man hat die kaputten Latschen unter dem Hocker entdeckt und meint, wir hätten sie vergessen. Wir können den Fahrer gerade noch daran hindern zurück zu fahren. "Passt scho!".

Am nächsten Tag entdecken wir, dass der eine Latschen die Größe 39 hat, der andere dagegen die Größe 41. Das macht aber nichts: "Passt scho!".

So geht auch diese Woche zuende. Der (nicht ernst gemeinte Vorschlag) auf eine Verlängerungswoche wird von meiner Gattin mit Entrüstung entgegen genommen. Diesmal fahren wir gern nach Hause, auch wenn die Faulenzerei in der Sonne durchaus schön war. Unsere Tischgenossen von der Mahrousa haben uns per Email folgendes berichtet, wenn wir zitieren dürfen:

Wir können sagen, die Woche im Hotel "Mamluok" war sehr schön und auch sehr
russisch geprägt. Es gab keinen Anlaß zu Beschwerden. Es waren zum Teil
junge Ehepaare mit kleinen Kindern. Aber alles war doch sehr angenehm.
 
Wir hatten dasselbe Gefühl, das Essen und der Service war nicht so gut wie
auf der Mahrousa, aber das Wetter war wunderbar, der Pool und der Strand
super, was wollten wir mehr.

Und die andere Meinung:

El Gouna und vor allem das Sheraton-Hotel ist und war ein Traum. Die Anlage ist einfach zauberhaft und wir wurden dort total verwöhnt. Wir hätten es noch gut zwei Wochen dort ausgehalten.

Mit dem Heimflug hat dann schließlich alles gut geklappt. Nur dass man in den Flughafen von Hurghada schier nicht reinkommen konnte, man musste mit hunderten anderen Gästen und Koffern über eine Stunde Schlange stehen. Nach fünf Stunden Flug empfing uns in Hannover ein eisiges Klima, aber auch das Nightliner Taxi, das uns sicher nach Hause gebracht hat.

Fast genauso schön wie der Urlaub ist dann das Wiedersehen mit unserem Hund Otto, der sich diesmal rank und schlank präsentiert und bei aller Wiedersehensfreude auch gern wieder im Auto nach Hause fährt. Drei Tage hat man ihn danach am Hals, damit man auch ja nicht wieder wegfährt!